Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
speist sich aus seiner Essenz. Und wie es aussieht, hat der Kerl mehr als genug davon“, stellte der blonde Magus nüchtern fest.
„Wie kann der überhaupt so viel haben? Ich dachte, dass ihr Magier so dürftig damit ausgestattet wärt? Warum hat ausgerechnet der hier so viel davon?“, regte Valerian sich auf.
Cendrick, dem das Thema peinlich zu sein schien, überließ es seiner Schwester, darauf zu antworten.
„Wer einmal die Grenzen des Erlaubten hinter sich gelassen hat, der ist in allem uneingeschränkt und dem tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Für den gelten keine Verbote mehr, keine sittlichen Vorstellungen. Mit dieser Einstellung kann er Macht von unermesslichem Ausmaß ansammeln“, erklärte sie ihm.
„Das darf ja wohl nicht wahr sein?! Ist das wirklich so leicht?“
„Es ist keineswegs leicht, aber nahezu alles ist machbar. Du kannst sogar den Tod austricksen.“
„Scheiße! Warum machen wir das nicht? Wir könnten es gebrauchen!“
„Weil der Weg ein blutiger ist. Wenn du den einmal betreten hast, dann kannst du nie mehr zurück. Etwas in dir zerbricht. Deine Seele nimmt Schaden.“
„Was habe ich von meiner Seele, wenn ich hier elendig krepiere?“
„Ob du es glaubst oder nicht, es gibt schlimmere Dinge als den Tod.“
„Oh doch, das glaub ich dir sofort! Ich werde für diesen Kerl sehr viel schrecklicher als der Tod sein, doch dafür muss ich erst mal an ihn rankommen! Was aber leider nicht geht, weil der sich aller unnützen Gewissensbisse entledigt hat und nun einen auf Super-Bösewicht machen kann!“
„Alles hat seinen Preis, auch der Wunsch nach immensen Kräften. Und glaube es, wenn jemand wie ich dir sagt: Der Preis ist zu hoch.“
Diesmal hatte Cendrick das Wort ergriffen.
„Na, so schrecklich kann es ja nicht sein, wenn ich ewig lebe und unendliche Macht habe“, behauptete der Unsterbliche.
„Doch, denn das Schicksal wird sich immer mehr gegen dich wenden. Und das ist dann alles andere als witzig.“
„Oha! Was heißt das? Ich krieg keinen Sechser mehr im Lotto?“
Valerian lachte verächtlich.
„Nein, es heißt, dass eine fremde und größere Macht auf einmal Visionen von dir durch die Gegend schickt und dir Leute auf den Hals hetzt, die dich aufhalten sollen“, stellte Cat klar.
„Dann scheint er es sich ja noch nicht besonders verscherzt zu haben, wenn sie nur solche Loser wie uns schicken“, meinte Valerian zynisch.
„Mach mal halblang, Flachzange! Nur weil du hier untätig rumstehst, heißt das nicht, dass wir anderen nicht die Oberchecker sind“, konterte Tamara.
„Ja, klar!“, spottete der Unsterbliche.
„Wir sind keine Loser, wir haben es bisher nur falsch angefangen. Wir haben ihn unterschätzt. Doch auch ein Voodoo-Wirker hat eine Schwachstelle. Wir müssen sie nur finden“, sagte Flint ruhig.
„Und das schnell! Denn ich bezweifle, dass wir noch viel Zeit haben“, nickte Cat.
„Verdammt! Wo bleibt nur dieses nervige HETAERIA-MAGI-SWAT-Team, wenn man es wirklich braucht!“, beschwerte sich der Unsterbliche.
Katharina und Flint tauschten Blicke aus.
Ein Zirkel erfahrener Magier wäre jetzt genau die Hilfe, die wir brauchen könnten. Ich hätte doch anrufen sollen.
Das letzte Mal waren die anderen von ihrem Eingreifen jedoch alles andere als begeistert gewesen.
Es wäre viel nützlicher gewesen, wenn uns diese höheren Mächte die Magier vorbeigeschickt hätten, anstatt ein paar sinnloser Visionen.
Doch sie waren allein und wie es aussah, über kurz oder lang dem Untergang geweiht.
Der Schwarzmagier hatte während sie sprachen neue Kräfte gebündelt. Jetzt streckte er seine linke Hand nach oben, als greife er direkt nach den Sternen. Seinen Kopf hatte er in den Nacken gelegt und er brüllte die erste Formel seines Zaubers durch die Nacht: „animus una – cogitationes multae!“
Die Essenz strömte durch die Linien des Ritualkreises und ließ die metaphysische Ebene erzittern. Als sichtbarer Beweis begannen die Fackeln zu flackern.
Cat, der dieses Schauspiel nicht entging, starrte entsetzt nach vorne.
„Oh nein! Er beginnt mit der magischen Formel“, rief sie.
„Shit!“, ärgerte sich ihr Bruder.
„Was schreit er da? Cendrick! Was sagt er?“, rief Valerian laut.
„ Ein Geist, viele Gedanken “, übersetzte Flint an seiner statt.
„voces multae – verbum unus!“
Die Flammen sanken zu kleinen flimmernden Gebilden herab. Das Licht nahm ab. Die Gesichter der Helden wurden in Dunkelheit getaucht und
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