Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
des Kollegiums – herzlich willkommen! Ich hoffe, dass ich schon im Vorfeld die meisten Ihrer Fragen werde beantworten können. Sollten darüber hinaus Fragen für Sie offen sein, haben wir noch genügend Zeit, damit alle zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet werden.“
Er blickte lächelnd in die Runde und strahlte dabei so viel Optimismus aus, dass er in die meisten Gesichter der Studenten ein Lächeln zauberte. Wie üblich prallte jedoch jeglicher Charme an Leuten wie Professor Lichtenfels ab, der auf der anderen Seite saß. Er musterte die Studenten mit kalten Augen und Flint fragte sich, ob er gerade in Gedanken durchging, wer bereits (seiner Meinung nach) durchgefallen war.
„Im Laufe der kommenden Woche werden die Oberhäupter der verschiedenen Orden eintreffen. Sie werden Ihnen zu Beginn der Prüfung Ihre Aufgabe stellen. Auch werden Sie während der gesamten Prüfung vom Prüfungskomitee überwacht. Dieses ist für Ihren Schutz bei gefährlichen Übungen zuständig. Sie können also beruhigt sein, für Ihre Sicherheit ist zu jedem Zeitpunkt gesorgt.“
Diese an sich tröstlich gemeinten Worte hatten eine völlig andere Wirkung auf die Studenten. Die wenigsten hatten sich bisher darüber Gedanken gemacht, dass die Prüfung auch gefährlich werden könnte. Nun hatten sie es quasi schwarz auf weiß und das Ergebnis war alles in allem sehr verstörend.
„Sobald Sie die Prüfung bestanden haben – und ich gehe davon aus, dass jedem das gelingen wird –, werden Sie in Ihren eigenen Orden die Aufnahmerituale mit den anderen Absolventen Ihres Ordens durchführen. Sie sind dann ein vollwertiges Mitglied Ihres Ordens – mit allen Konsequenzen.“
Flint wusste nicht, ob das etwas war, worauf er sich freuen sollte. Seit dem Tod seiner Mutter hatte er keinen Kontakt mehr zu einem Mitglied seines Ordens gehabt. Dass es eine ganze Gruppe von solchen Leuten geben sollte, hatte eine beunruhigende Wirkung auf ihn.
Der Rektor gab noch weitere Hinweise zur bevorstehenden Prüfung, doch der junge Geisterseher hörte nur noch mit einem halben Ohr hin.
„Das wären die Informationen von meiner Seite aus. Nun ist es an Ihnen, Ihre Fragen zu stellen. Bitte sprechen Sie so laut und so deutlich wie möglich. Am besten stehen Sie kurz auf.“
Sir Fowler lächelte versonnen in die Runde und blickte abwartend auf die Schar junger Begabter.
Schließlich erhob sich der Erste.
„Sie haben erwähnt, dass die Oberhäupter in der nächsten Woche hier in Cromwell eintreffen. Wird es vor der Prüfung auch Gespräche mit ihnen geben oder gibt es nur das Gespräch mit unserem indischen Gast?“
„Wenn es Ihr Wunsch ist, sie kennenzulernen, oder wenn Ihnen eine dringende Frage unter den Nägeln brennt, die wir Ihnen nicht beantworten können, wird sich ganz bestimmt ein Gespräch arrangieren lassen. Ich gehe davon aus, dass jeder von den Vertretern Ihnen ein Wort des Zuspruchs mit auf den Weg geben möchte. Ansonsten sind keine Gespräche vorgesehen. Wir wollen Ihnen so viel Zeit wie möglich für Ihre Vorbereitungen lassen.“
Katharina wird sich freuen, wenn sie das hört.
Erneut überlegte Flint, wo sie steckte. Er machte sich Sorgen um Cat. Nicht, weil sie die Veranstaltung verpasste. Das war in seinen Augen kein Problem. Er hatte sich alles Wichtige gemerkt und konnte es wortgetreu wiedergeben. Der Geisterseher sorgte sich, weil sie bei solch einem wichtigen Anlass fehlte. Das passte nicht zu ihrer engagierten und sorgfältigen Art.
„Wann genau beginnt die Ordensprüfung?“
„Die Prüfung wird frühestens am Montag in einer Woche beginnen, innerhalb Ihrer Semesterferien. Da die einzelnen Orden mehrere Schützlinge prüfen müssen und die Prüfungen nacheinander abgehalten werden, kann niemand einen genauen Zeitpunkt vorhersagen“, beantwortete Sir Fowler die Frage einer Studentin.
„In welcher Reihenfolge werden wir geprüft?“
Ein weiterer Student hatte sich erhoben und diese Frage formuliert.
Sir Fowler antwortete bereitwillig.
„Die Reihenfolge wird durch ein Zufallsverfahren bestimmt. Es soll vermieden werden, dass jemand bevorzugt oder benachteiligt wird.“
„Und wer wird dieses Zufallsverfahren überwachen?“
Diese eindeutig als Kritik zu verstehende Frage wurde von einem HETAERIA MAGI gestellt.
So typisch! Immer Angst davor, zu kurz zu kommen. Wäre ja auch zu schrecklich, wenn jemand aus einem fremden Orden ihn auslost. Oh Mann!
Der Rektor schmunzelte kurz.
„Das werde ich selbst sein“, sagte
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