Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
überzeugt war, sich richtig verhalten zu haben, konnte sie das Gefühl von Wehmut, das in ihr hochkroch, nicht abstellen.
Warum muss alles immer so kompliziert sein?
Seufzend folgte sie ihm. Jetzt – in diesem Moment – fühlte sie sich unsagbar müde.
„Ich kann nicht fassen, dass er weg ist!“, regte sich Valerian auf. Man merkte ihm dabei nicht den Hauch einer nachbleibenden Schwäche an.
„Ein Teleportationszauber dauert eigentlich viel länger und er war doch damit beschäftigt, den Zombie zu beschwören. Das hätte er auf keinen Fall gleichzeitig machen können. Es muss irgendetwas anderes gewesen sein“, entgegnete Tamara grübelnd.
„Der Zombie war schon beschworen. Vermutlich hat er ihn nur gerufen“, erklärte Flint.
Valerian beäugte ihn merkwürdig.
„Woher weißt du das?“
„Weil ich seinen Schmerz fühlen konnte.“
„Uargh, ist ja krass! Da lass ich mich doch lieber von einem der Dinger anknabbern.“
Alle verzogen das Gesicht.
„Okay … Themenwechsel! Warum hat mich dieses Drecksvieh eigentlich gebissen?“, verlangte er zu wissen.
„Als Angriff?“, riet Graciano.
„Weil er dich nicht mag?“, mutmaßte Tamara.
„Weil er so an deine Essenz kam“, erklärte Flint.
Alle sahen zum Geisterseher.
Der seufzte resigniert.
„Ich wünschte, ihr würdet mich nicht immer so ansehen, als ob ich selbst zu den Bösen gehörte.“
„Woher weißt du auch immer über diese ekelhaften Dinge so genau Bescheid?“, beschwerte sich der Unsterbliche.
„Ich weiß es nicht, ich vermute es nur.“
„Es macht wirklich Sinn“, stimmte Cendrick dem Geisterseher zu. „Normalerweise können Begabte Essenz auf metaphysischer Ebene anzapfen. Aber Untote sind keine Begabten. Sie sind nur Marionetten. Sie müssen auf physischer Ebene an Energie gelangen. Und da jede Zelle deines Körpers Essenz gespeichert hat …“
„Wäh! Schon verstanden! Mann, ist das widerlich!“
„Ja, allerdings.“
Erneut verzogen alle das Gesicht.
„Tamara, beschreib noch mal, was du gesehen hast.“
„Leute, es nervt! Ich hab es jetzt schon dreimal beschrieben. Ich rannte zu ihm, er ist verschwunden. Ende der Diskussion.“
„Beschreib jedes Detail! Vielleicht kommen wir drauf, wie er es gemacht hat.“
„Ist doch total egal, wie er es gemacht hat. Fakt ist, dass er fort ist und wir keine Ahnung haben, wann er zurückkommt.“
„Es ist nicht egal. Wenn wir wissen, wie er verschwunden ist, dann haben wir einen Anhaltspunkt, wo wir nach ihm suchen müssen.“
„Hallo? Was heißt hier suchen müssen ? Ich will gar nicht nach dem suchen! Das ist ein Schwarzmagier! Ein Nekromant! Solchen Leuten geht man aus dem Weg, man rennt ihnen nicht auch noch hinterher.“
„Genau genommen war es ein Voodoo-Wirker“, murmelte Flint.
Tamara warf ihm einen schrägen Blick zu.
„War ja klar, dass du diese Irren auch noch in Kategorien aufteilst. Aber egal, was er genau ist oder macht … oder wie auch immer … ich laufe dem nicht nach. Wir können froh sein, wenn er sich nicht an uns rächen will.“
„Wieso sollte er?“, fragte Linda erschrocken.
„Wir haben seine kleine Voodoo-Show unterbrochen. Also ich wäre angepisst an seiner Stelle.“
„Danke für deine bildhaften Ausführungen“, kommentierte Cendrick trocken.
„Gern geschehen.“
Die sieben hatten beschlossen, sich nicht von der Stelle zu rühren, ehe Pater Ignatius wie versprochen auftauchte und den Leichnam erneut bestattete. Die Möglichkeit, dass der Voodoo-Wirker nochmals erschien, war zu groß. Darüber hinaus waren die Studenten mehr als enttäuscht. Sie hatten sich auf einen magischen Kampf oder eine Verfolgungsjagd (von wem auch immer) eingestellt, aber dass der Bösewicht sich so schnell in Luft auflösen könnte, damit hatte niemand gerechnet.
„Ich bin unzufrieden“, murrte Valerian.
„Ich auch“, stimmte Cendrick ihm zu.
„Ich wollte ihn plattmachen.“
„Ich wollte seine magischen Utensilien klauen.“
„Wolltest du?“
„Na ja … zumindest wollte ich sie mir mal genau ansehen.“
Valerian warf ihm einen gequälten Blick zu und erwiderte nichts.
„Sieh mich nicht so an. Wie oft hat man schon die Gelegenheit, das Handwerkszeug eines Schwarzmagiers zu studieren?“
„Voodoo-Wirker.“
„Was auch immer.“
„Was macht Flint da vorne eigentlich?“
„Keine Ahnung. Seit wir hier auf dem Friedhof sind, benimmt er sich schon merkwürdig.“
„Vielleicht sieht er einen Geist?“
„Ach nee. Auf dem
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