Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
„Schön, dass du da bist.“
Er versuchte, dieser Stimme zu folgen, doch die anderen übertönten sie sofort wieder.
Misstrauische Stimme: „Es gibt keinen Grund, warum wir dir helfen sollten.“
Ängstliche Stimme: „Es ist schlimm genug, wie es ist. Was, wenn er es schlimmer macht?“
Energische Stimme: „Wir wissen, wer du bist! Sag uns, wie du hergefunden hast!“
Flint seufzte. Er hatte bei Weitem nicht mit so viel Anfeindung gerechnet. Mutlosigkeit legte sich wie ein schwerer Mantel um seine Schultern. Es war fast unmöglich, dagegen anzukämpfen. Er musste sich an seine Meditationsübungen erinnern. Sich gänzlich von den eigenen Gefühlen lösen und distanzieren. Sie aus der Ferne beobachten … Er schloss die Augen und versuchte es. Tatsächlich, die Stimmen um ihn herum wurden langsamer und leiser. Doch nur für einen kurzen Moment, um dann mit erneuter Kraft wie eine Meereswoge über ihn zu schwappen.
Dieser innere Kampf um Ruhe währte eine ganze Weile, bis endlich der Stimmentumult abzunehmen begann. Schließlich konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Ich bin mit Hilfe von Katharinas Bruder und einigen Freunden hier. Wir machen ein Ritual, um mit ihrem Geist in Verbindung zu treten. Offenbar ist etwas schiefgelaufen, denn ich kann nicht mit ihr sprechen. Wer seid ihr?“
Spöttische Stimme: „Ist er nicht köstlich? Nein, wie amüsant! Er kennt uns nicht und möchte doch so gerne mit Katharina sprechen!“
Verwunderte Stimme: „Aber das tust du doch bereits, Flint Maienbach.“
Freundliche Stimme: „Katharina ist ganz in deiner Nähe. Oder besser, du bist ganz in ihrer Nähe.“
Flint strich sich nervös durch die Haare. Leider verstand er kein Wort von dem, was die Stimmen ihm sagten.
„Tut mir leid, das … das verstehe ich einfach nicht! Ist sie das da vorne? Ich sehe eine Frau in der Luft schweben.“
Spöttische Stimme: „Oooh! Er versteht es nicht! Der Arme!“
Ärgerliche Stimme: „Bist du wirklich so dämlich oder tust du nur so?“
„Haltet ihr sie hier gefangen? Ist es das?“
Spöttische Stimme: „Gefangen?“
Freundliche Stimme: „Aber nein, du irrst dich. Wir sind nicht gefangen.“
Ungeduldige Stimme: „Wie oft sollen wir es dir denn noch erklären?“
Freundliche Stimme: „Wir alle sind Katharina, Flint. Jeder von uns ist ein Teil von ihr.“
Es schien klick zu machen, denn auf einmal verstand er, was die Stimmen meinten: Er hatte nicht Kontakt zu Katharinas Geist aufgenommen, er war in ihren Geist eingedrungen! Jede Stimme war ein Teil ihrer Persönlichkeit, jeder Satz ein Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss! Deshalb war alles so unstrukturiert, komplex und verwirrend. Deshalb waren manche Stimmen lauter als andere, je nachdem, welche Gefühlsregung gerade in ihr auftauchte. Am liebsten hätte er laut geseufzt, denn nun wurde er sich bewusst, dass die Aufgabe weit komplizierter werden würde, als er zuerst gedacht hatte – und dass er womöglich eine Grenze überschritten hatte. Eine Grenzüberschreitung, die sie ihm zu Recht vorwerfen konnte.
Spöttische Stimme: „Huch, es ist ja auf einmal so ruhig geworden! Ist er noch da?“
Misstrauische Stimme: „Er überlegt, wie er weiter gegen uns vorgehen soll!“
Energische Stimme: „Du hast uns gefunden, Flint, hast du wirklich nichts mehr zu sagen?“
Ärgerliche Stimme: „Mein Bruder hatte doch Recht. Du bist ein Versager! Du bringst nichts zu Ende!“
Misstrauische Stimme: „Warum haben sie dich geschickt? Gäbe es nicht Magiebegabte, die qualifizierter dafür wären? Mein Bruder mag dich nicht mal. Warum sollte er zustimmen, dass du hier eindringst?“
Spöttische Stimme: „Lass mich raten: Sie haben Lose gezogen und er hat gewonnen?“
Ärgerliche Stimme: „Was denkt mein Bruder sich eigentlich, dich vorzuschicken? Warum ist er nicht selbst gekommen?“
Flint gab es auf, sich diesem Mahlstrom an Worten entgegenzusetzen, und stieg einfach beim letzten Satz ein, den er verstanden hatte.
„Weil er nicht herkommen kann! Er hat keinen Zugang zu den Zwischenwelten. Niemand im Hetaeria Magi kann das!“
Zum ersten Mal umgab ihn Schweigen. Es schien, als habe er einen wunden Punkt getroffen. Schnell wollte er sich diese Gelegenheit zu Nutze machen und sprach eindringlich weiter: „Ich bin Katharinas Freund, ich möchte ihr helfen! Ihr müsst mich nur lassen!“
Spöttische Stimme: „Er ist ihr Freund? Er will ihr helfen?“
Höhnische Stimme: „Wer bist du schon, du
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