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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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ihn.
    Seine Liebste lacht immer, wenn er ihr so etwas erzählt. Sie sagt, er sei schrecklich sentimental. Vermutlich hat sie Recht. Er wird tatsächlich leicht sentimental, wenn es um sie geht. Sie ist das Teuerste und Wertvollste, was er besitzt – oder besser: besitzen wird. Heute Nacht werden sie den Bund schließen und sein Glück wird bis in die Ewigkeit andauern.
    Doch die letzten Monate fordern ihren Tribut. Er ist müde. Sie sagt, es läge an dem süßen Honigtrunk, der seine Glieder schwer werden lässt, und lacht dabei. Doch er weiß es besser. Es wird eine Weile brauchen, bis seine Essenz wieder die volle Kapazität erreicht hat. Sein Körper hat zu oft Schaden genommen. Die Regeneration braucht Zeit. Bis dahin gilt es, sich viel auszuruhen.
    Er entfernt sich von den Tanzenden und sitzt eine Weile nur da. Dann legt er sich nieder. Die Sonne scheint auf seinen Körper und wärmt ihn. Was für ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Es kommt ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, in der er das hat missen müssen. Die Tage sind düster gewesen, die Sonne verhangen.
    Letzten Endes hat sich alles zum Guten gewendet und er ist dankbar dafür. Dankbar, sein Leben wie gewohnt aufzugreifen und das zu vollenden, was er schon seit so langer Zeit anstrebt: Liebe und eine Familie.
    Doch plötzlich ist die Wärme verschwunden. Was ist geschehen?
    Er hört ihren Schrei. Schmerzhaft gellt er in seinen Ohren wie die Klinge, die sich in seinen Bauch schiebt.
    Schmerz.
    Schwärze.
    Nichts.
    Mit einem Schrei fuhr Valerian aus seinen Träumen. Der Raum war ein kalter Gegensatz zu seinem verschwitzten Körper. Die Bilder waren bereits verblasst, doch etwas blieb: ein lähmendes Gefühl in seiner Herzgegend. Es war, als würde eine riesige Pranke auf seinen Brustkorb drücken. Valerian glaubte zu ersticken. Das Atmen bereitete ihm große Mühe. Doch er wusste, dass er sich das nur einbildete. Hier war nichts, was sein Atmen beeinflussen konnte. Das war alles in seinem Kopf. Zumindest sagte er sich das immer wieder …
    Doch warum hatte er diese Panik? Warum meinte er, sich gleich übergeben zu müssen? Und war es tatsächlich so, dass die Wände gerade von allen Seiten auf ihn zurasten? Sein Herz schmetterte in der Brust. Es fühlte sich an, als würde es jeden Moment zerspringen.
    Sein Blick fiel auf Flint, der trotz des Tumults selig weiterschlummerte. Zum ersten Mal bemerkte der Unsterbliche, dass sein Gegenüber die Augen beim Schlafen geschlossen hielt. Sein Antlitz war entspannt. So kannte er den Geisterseher gar nicht. Flints Anblick hatte etwas unerwartet Beruhigendes. Es war so … normal. Und normal erschien Valerian gerade mehr als gut zu sein.
    Seine Atmung verlangsamte sich und sein Herzschlag sank auf ein normales Niveau.
    Doch nun tauchte ein neues Gefühl in ihm auf: Wut!
    Da hast du gerade erst diese Katharina gerettet – und das ist der Dank? Na gut, du warst nur die Essenzbatterie, aber immerhin! Du hast ein gutes Werk vollbracht. Wenn es einen Gott gibt – wie Graciano immer behauptet –, dann könnte der mal ein bisschen Dankbarkeit zeigen! Deine Tat verdient eine Belohnung und nicht auch noch eine Strafe!
    Er hatte keine Lust mehr, weiter im Dunkeln zu tappen. Er versuchte schon seit Monaten, den Rektor zu sprechen, damit der ihm mehr über seinen Zustand sagen konnte, und was war? Nichts war! Er schaffte es nicht, ihn anzutreffen. Jetzt reichte es! Valerian hatte es satt zu warten! Er war es leid, vertröstet zu werden! Und er hatte genug davon, den Rektor zu jagen und jedes Mal an einer kichernden Luna abzuprallen. So langsam musste etwas passieren! Und es würde gefälligst auch etwas passieren! Sofort! Dafür würde er schon sorgen!
    Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es halb acht Uhr morgens war. Das sollte den Unsterblichen jedoch nicht davon abhalten, seinen Plan zu verwirklichen. Er duschte und zog sich an. Als er die Zimmertür hinter sich schloss, zeigte seine Uhr kurz vor acht.
    Entschlossenen Schrittes marschierte er zum Rektorat. In den Gängen war noch kaum jemand unterwegs. Er erntete einige seltsame Blicke, doch die ignorierte er. Seine langen Beine verschlangen die Meter, die ihn von seinem Ziel trennten.
    Dort angekommen, klopfte er energisch an die Tür. Ihm war bewusst, dass seine Lautstärke die höflichen Normen bei Weitem übertraf, doch das war ihm gleichgültig. Er wollte mit dem Rektor sprechen und nichts würde sich ihm in den Weg stellen.
    Wie auf Kommando öffnete sich die Tür

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