Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
kurz an und wartete.
„Herein!“, rief eine warme Frauenstimme.
Valerian betrat den Raum und erstarrte. Sämtliche Gedanken waren wie weggeblasen und sein Kopf schien angenehm leer. Gedanken wurden eh überbewertet … Er stand einfach nur da und starrte die Frau vor sich an.
Allmächtiger!
Dabei hatte er das dumpfe Gefühl, dass er sie früher schon einmal gesehen hatte. Vor einigen Jahren hatte er sich mal so ein farbiges Heftchen mit Fotos darin gekauft … zu Studienzwecken … Studien der … weiblichen Anatomie … sehr biologisch …
Zugegebenermaßen trug die Dozentin mehr am Leibe als die „Damen“ in diesem Heft. Was jedoch keineswegs beruhigend war … Schließlich konnte man nicht anders, als sich vorzustellen, was sie wohl (oder womöglich sogar nicht!) unter ihrer hochgeschlossenen Kleidung trug.
Über einer sehr großzügigen Oberweite erhob sich ein Gesicht mit ebenmäßigen Zügen, vollen roten Lippen und glattem blondem Haar. Hätte sie nicht eine so … frivole (man konnte es nicht anders sagen) … Ausstrahlung gehabt, sie hätte Heidi Klum alle Ehre gemacht.
Heidi – oder besser: Mytsereu – saß mit überkreuzten Beinen an ihrem Schreibtisch und schien etwas auf dem Bildschirm ihres Laptops zu lesen. Daneben lag ein Schreibblock und mit dem Bleistift in ihrer Hand tippte sie zart und gedankenverloren gegen ihren Schmollmund.
Valerians Kehle war auf einmal unsagbar trocken geworden. Hitze kroch seinen Nacken hinauf und breitete sich bedrohlich auch in tieferen Regionen seines Körpers aus. Ein eindeutiges Signal, dass es Zeit war, sich abzulenken.
Er räusperte sich lautstark.
Bei diesem Geräusch hob die Frau gemächlich den Blick, wobei dieser von unten über seine Beine und langsam nach oben zu seinem Gesicht wanderte. Das empfand Valerian alles andere als zuträglich, um seinem „Hitzeproblem“ Herr zu werden.
Als wüsste die Dozentin genau, was in ihm vorging, hoben sich träge ihre Mundwinkel zu einem lasziven Lächeln.
Oh Mann! Sie sieht aus wie ein Engel! Ein sehr … verdorbener Engel!
Der Gedanke jagte Valerian einen angenehmen Schauer über den Rücken.
Thema! Thema! Du bist aus einem bestimmten Grund hier! Rede! Los! Sag was!
Doch sie kam ihm zuvor. „Kann ich dir helfen?“
Das warme Timbre ihrer samtweichen Stimme hüllte ihn ein wie ein …
Nicht weiterdenken! Reden!
„Äh … ja … hallo, Frau Mytsereu. Also, Professor Foirenston schickt mich und … sie meinte, Sie seien genau die Richtige für mich. Ich meine, dass Sie am meisten über mein Problem wissen. Äh … nicht direkt Problem, sondern Sie wissen am besten Bescheid über das, was ich wissen muss … wissen will …“
Täuschst du dich oder ist es gerade um zehn Grad heißer geworden?
„Tatsächlich?“
Sie sprach langsam, als hätte sie alle Zeit der Welt. Valerian wollte nicht darüber nachdenken, wobei sie sich noch überall Zeit ließ. Langsam legte sie ihren Bleistift zur Seite. Valerian konnte sehen, dass sein Ende feucht schimmerte.
Du kommst in die Hölle! Ganz sicher! Unreine Gedanken über eine Dozentin. Das gibt sicher zehn Jahre extra Fegefeuer.
Mit einer einladenden Geste deutete sie auf einen bequemen Sessel gegenüber dem ihren. „Nimm doch bitte Platz.“
Valerian beeilte sich, der Bitte nachzukommen.
Sitzen war gut. Sitzen und dabei hinter einem Tisch die untere Hälfte seines Körpers zu verbergen, war noch besser.
„Ich habe dich noch nie gesehen. Demnach bist du also im ersten Semester. Verrätst du mir deinen Namen?“
„Valerian Wagner.“
Mytsereu, die gerade dabei gewesen war, ihren Laptop auszuschalten, hielt inne. Ihre Augen leuchteten kurz auf und wiederum hatte Valerian das Gefühl, von ihrem Blick bis aufs Knochenmark geröntgt zu werden.
„Valerian – was für ein außergewöhnlicher und außergewöhnlich schöner Name!“
Sie schenkte ihm ein weiteres laszives Lächeln. Vermutlich konnte sie gar nicht anders lächeln. Manchen Leuten lag so etwas im Blut.
Sie schob ihren Laptop zur Seite, wechselte das überkreuzte Bein und lehnte sich kurz darauf leicht vor. Selbst wenn Valerians Leben davon abgehangen hätte, er hätte sich nicht dazu bringen können, den Blick weiterhin auf ihr Gesicht zu richten. Unweigerlich sank er nach unten, um die sündige Aussicht zu genießen, und ruckte dann schnell wieder nach oben.
„Valerian …“
Sie vermochte den Namen wie ein lustvolles Seufzen auszusprechen. Eine höchst aufwühlende Feststellung.
„Wie
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