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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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anheimfallen. Aus diesem Grund sind sie uns besonders … kostbar.“
    Er hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht, den Valerian nicht zu deuten vermochte. Das Einzige, was er sicher sagen konnte, war, dass ihm der Tonfall des Dozenten nicht gefiel. Ein Blick zu Linda verriet ihm, dass sie unter dem Tisch die Fäuste geballt hatte.
    Er lehnte sich zu ihr.
    „Ich weiß, was du denkst, aber wir können ihn erst verprügeln, wenn wir gut genug sind, den Angriff mit Magie zu verstecken“, tuschelte er.
    Es hatte ein Scherz sein sollen, um sie zu beruhigen. Aber selbst in seinen eigenen Ohren hatte es eher schal geklungen. Linda rang sich ein Lächeln ab und nickte knapp. Valerian war erleichtert, als er sah, dass sie sich wieder etwas mehr entspannte.
    „Wenden wir uns nun dem dritten Satz zu. Es wird gesagt, dass die Geistererscheinungen meist auf Mitternacht – die so genannte Geisterstunde – fallen. Was haben Sie bereits über die zwölfte Stunde gelernt?“
    Er sah auffordernd in die Runde. Es meldeten sich wie gewöhnlich Tamara und ein weiterer Student, den Valerian noch nicht kannte. Die Zwillinge warfen sich gegenseitig Blicke zu. Cendrick schien seine Schwester leicht anzustoßen, bis diese widerwillig ihre Hand hob.
    Vermutlich hat er sie angehalten, die Familienehre zu verteidigen. Wäre sicher peinlich, wenn kein Hetaeria Magi eine Antwort weiß.
    Prompt wurde Katharina von Lichtenfels aufgerufen. Tamara verzog den Mund, wirkte allerdings nicht überrascht.
    Echt nicht zu glauben! Jeder weiß, dass er dafür sorgt, dass sein eigener Orden sich profilieren kann, und keiner sagt was! Diese Magier sind alles Weicheier!
    „Die zwölfte Stunde, sowohl mittags als auch nachts, begünstigt magische Vorgänge, zum Beispiel Beschwörungen, Zaubersprüche und Rituale.“
    „Ausgezeichnet! Ich sehe, dass Ihre Familie immer noch viel Wert auf die Lehren des Ordens legt.“
    Der Dozent lächelte anerkennend in ihre Richtung. Cendrick grinste breit zurück. Katharina verzog keine Miene, nickte jedoch knapp.
    Clever und bescheiden. Da könnte sich ihr Bruder mal ein Beispiel nehmen.
    „Es ist also richtig, dass Geistererscheinungen häufiger zur zwölften Stunde in der Nacht wahrgenommen werden können. Das liegt allerdings nicht an der so genannten Geisterstunde, sondern daran, dass – wie Frau van Genten eben richtig beschrieben hat – sich das magische Feld ändert. Und da Menschen von Grund auf ängstlich sind, bilden sie sich zudem noch gerne die eine oder andere Erscheinung ein, weshalb ihnen bisher auch nie aufgefallen ist, dass mittags genauso viele Erscheinungen stattfinden. Im weiteren Text wird das Äußere eines Geistes beschrieben – und zwar als ‚häufig in nebelhaft durchsichtiger, angedeutet menschlicher oder nicht-menschlicher Gestalt oder in einer weißen, zuweilen an Bettlaken erinnernden Gewandung‘. Herr Maienbach, möchten Sie das ergänzen?“
    Die Antwort kam sehr flott. „Nein.“
    Ein hinterlistiges Lächeln breitete sich auf dem blassen Gesicht des Dozierenden aus. „Möchten Sie nicht, weil Ihnen dazu nichts einfällt oder weil Sie es nicht schätzen, sich an meinem Unterricht zu beteiligen?“
    Wie fies! Er lässt ihn wieder voll ins Messer laufen!
    Natürlich hatte Flint nach so einer Frage nicht die Wahl zu schweigen.
    „Geister können so aussehen wie sie es wollen, wenn sie sich materialisieren.“
    „Korrekte Antwort.“
    Wow, er lobt ihn! Der Eisberg muss Fieber haben. Er schmilzt ja förmlich.
    „Ich wüsste jedoch gerne von Ihnen, wie sie aussehen, wenn sie dematerialisiert sind.“
    Flint wurde es nun zu bunt. Er hob entschlossen den Blick und sah den Professor mit einer stoischen Haltung an.
    „Genau gleich“, kam es zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Valerian konnte erkennen, dass eine Vene an Flints Schläfe pochte.
    „Könnten Sie das etwas ausführlicher beschreiben?“
    Valerian zog die Augenbrauen zusammen. Was sollte das Gefrage? Lichtenfels wollte Flint bestimmt nicht helfen, vor dem Kurs mit seinem Wissen glänzen zu können. Weshalb dann dieses Getue?
    Flint hielt den Blickkontakt zu dem Professor weiter aufrecht. Seine Hände hatten sich um die Tischkante gekrallt und er sah aus, als hätte er jeden Muskel seines Körpers angespannt. Das musste sehr anstrengend sein. Da Valerian wusste, dass Flint nicht gerne Leute ansah, fand er dessen Verhalten jetzt wirklich übertrieben. Warum diese Zurschaustellung von Stress? Warum konnte Flint

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