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Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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sie mit einem verhaltenen Lächeln zu und musterte ihn genau.
    Komm ruhig. Ich krieg schon noch raus, was mit dir nicht stimmt.
    Obwohl der Tag gerade erst begonnen hatte, hatte der junge Wächter das Gefühl, einen Spießroutenlauf hinter sich bringen zu müssen. Ständig konfrontierte ihn jemand oder etwas mit dem Geschehen am Vortag.
    „Hast du gehört, dass Herr Merz gestorben ist?“, hörte er an einer Ecke.
    „Offenbar hat sich der Zustand von dem Petzold überraschend verbessert. Ich sah ihn heute den ganzen Tag auf den Beinen. Natürlich bei den anderen Rauchern auf dem Balkon“, hieß es an der anderen.
    Graciano war noch nie so wütend auf Gott gewesen wie am heutigen Tag. Er hätte ihn am liebsten links liegen lassen und doch wurde er ständig an dessen allumfassende Präsenz erinnert.
    Seufzend ließ er sich auf einem Besucherstuhl nieder, um für einen Moment auszuruhen. Sein Blick fiel auf eine Zeitschrift, die auf dem Beistelltischchen lag. „Wundersame Heilung – wie der fünfjährige Michael sich von Leukämie erholte. Ein Tatsachenbericht.“ Darüber das Bild eines lächelnden Jungen ohne Haare.
    Verstimmt erhob sich der Student wieder und steuerte die Stationsküche an, um sich ein Glas Wasser zu holen. Über dem Waschbecken hing ein Abreißkalender. Unter dem Datum des Vortages stand ein Gebet: „Die sich auf Gott verlassen, die können wieder neu beginnen. Gott legt uns nicht auf unser Gestern fest, sondern schenkt uns neues Leben.“
    Entschlossen, sich nicht noch einmal vertreiben zu lassen, riss er das Blatt ab – und das heutige Datum erschien: „So ermahne ich euch, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. (Epheser 4,1-2)“
    Ärgerlich nahm Graciano einen tiefen Schluck aus dem Glas und verließ dann zügig den Raum.
    Es kann doch nicht sein, dass er heute überall auftaucht und sich gestern nicht blicken lässt , dachte der Wächter erzürnt.
    Natürlich wusste er, dass dies nicht stimmte. Der Herr hatte ihm am Vortag sehr deutlich gezeigt, dass er anwesend war. Er hatte beim Wirken des Wunders eine unbeschreibliche Gottesnähe verspürt.
    Aber er hat den Falschen gerettet.
    Zumindest hatte sich Gottes Wahl von seiner unterschieden und in ihrem Verhältnis war klar, wer das letzte Wort hatte. Graciano war nie ein Mensch gewesen, der sich an der Allmacht Gottes und der damit einhergehenden „Ohnmacht“ seiner eigenen Person gestört hätte. Gott war für ihn oft so eine Art „Chef“ und er war der „Angestellte“. Doch zum ersten Mal hatte der junge Student das Gefühl, dass er an Gottes Stelle eine bessere Entscheidung getroffen hätte.
    Ich weiß, die Überlegung ist müßig. Es liegt nicht in meiner Macht – und damit aus.
    Graciano konnte den Gedanken logisch nachvollziehen, aber das bedeutete nicht, dass er darüber glücklich oder damit einverstanden war. Gott und er lebten seit seiner Geburt in einer engen Beziehung. Und bei Gracianos hatte sich die Vorstellung eingeschlichen, dass das automatisch bedeutete, dass der Allmächtige ihm auch seine Wünsche erfüllte, wenn es um die Errettung von Menschenleben ging.
    Tut es offenbar nicht …
    Das nahm der Student seinem göttlichen Gegenüber übel und deshalb reagierte er nicht auf die kleinen Friedensangebote, die der Herr ihm förmlich vor die Füße warf.
    „Bist du sicher, dass du mich dort gefunden hast?“, erkundigte sich Joe übertrieben aufmerksam.
    Die Hexe atmete tief durch.
    So langsam geht der Gute mir auf die Nerven.
    „Ja, Joe, ich bin mir sicher. Ich bin hier hochgeklettert, also muss ich nun dort lang. Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht möchtest, weißt du? Ich kann das auch gern alleine machen.“
    „Nein, nein, schon in Ordnung. Ich komme mit.“
    Ich möchte echt mal wissen, was mit ihm los ist. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich das schon bald rausfinde. Wollen wir doch mal sehen, was dort drüben ist.
    Sie ging ein paar Schritte weiter und auf einmal konnte sie es spüren.
    Essenz! Hier ist ein großes Essenzvorkommen!
    Neugierig blickte sie sich um. Hexen beherrschten – im Gegensatz zu Magiern – nicht die Essenzsicht. Sie mussten sich auf ihr Gespür verlassen. Tamara konnte nicht von sich behaupten, dass sie viel Erfahrung darin besaß, doch hier pulsierte die Magie förmlich.
    Irgendetwas ist hier.
    Sie ging noch drei Schritte weiter und dann sah sie ihn – einen Steinkreis von etwa einem Meter

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