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Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
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konfrontiert wurde. Flint konnte fühlen, dass allein von dem Gedanken seine Hände zu zittern begannen. Sein Inneres bebte.
    „Ich weiß, dass es ein sehr schmerzhaftes Thema für Sie ist“, begann Desmondo wieder, „aber erzählen Sie mir bitte vom Tod Ihrer Mutter. Wie sind Sie damit umgegangen? Insbesondere, da sie das magische Glied in der Familie war. Ich vermute, dass sie die Einzige war, mit der Sie über Ihre Fähigkeiten sprechen konnten … Wie war das, als Sie sie sterben sahen? Was ging in Ihnen vor?“
    „Ich war mir so sicher, ich würde sie wiedersehen.“
    Flints Stimme war dünn und brüchig. Er konnte kaum sprechen und seine Augen brannten.
    „Ihre Mutter?“, hakte Desmondo nach.
    Der Prüfling nickte.
    „Nach all den Verstorbenen, die zwischen den Dimensionen verblieben sind … Ich dachte immer, dass sie auch bleiben würde.“
    Er holte stockend Luft. Desmondo schwieg und Flint war ihm dankbar dafür. Es kostete ihn seine ganze Kraft, überhaupt etwas zu sagen.
    „Sie war auch eine UMBRATICUS DICIO, aber ihre Begabung war schwach ausgeprägt. Sie musste sich anstrengen, um Geister zu sehen. Meist kamen sie nur, wenn sie aufgeregt war. ‚Immer im falschen Moment‘, sagte sie dann.“
    Flint lächelte traurig. Doch je mehr er erzählte, desto leichter fiel es ihm. Er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen, aber da er nun bereits angefangen hatte, warum nicht alles erzählen? Es tat gut, etwas von diesem übergroßen Bündel an jemanden abgeben zu können.
    Seine Miene wurde ernst, als er fortfuhr: „Bei Ramona war es nicht so. Sie verkraftete den Anblick nicht. Sie ließen sie nie in Ruhe“, berichtete er.
    „Meinen Sie die Geister?“, hakte der Professor nach.
    Flint nickte.
    „Selbst in ihren Träumen jagten sie nach ihr. Arme Ramona. Ihr Verstand war so zerbrechlich.“
    Er schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Dann schüttelte er den Kopf, wie um seine Betroffenheit loszuwerden.
    „Es ging wohl ganz plötzlich. Mit zwölf Jahren bekam sie die Geistersicht und innerhalb eines Jahres versuchte sie zum ersten Mal, sich umzubringen. Ich wurde geboren, als sie zehn war. Ein Nachzügler.“
    Von Professor Desmondo ging keine Regung aus. Ohne irgendeine Wertung hörte er zu, was ihm berichtet wurde.
    „Meine Mutter konnte nie verstehen, dass ich so ein ängstliches Baby war. Ich schrie immer, auch wenn sie sich über mich beugte. Als sich die Gaben meiner Schwester manifestierten, ahnte sie, dass ich ebenfalls betroffen war.“
    Falls Desmondo sich über Flints Wortwahl wunderte – gewöhnlich sprachen Magiewirker nicht von „Betroffenheit“, als wäre die Begabung eine Krankheit –, so ließ er sich nichts anmerken.
    Vermutlich weiß er genau, dass es nicht lustig ist, ein Geisterseher zu sein. Schließlich macht er den Mist auch mit.
    Flint fragte sich, wie der Professor es schaffte, immer so besonnen und gleichmütig zu sein. Dann nahm er den Gesprächsfaden wieder auf.
    „Meine Mutter sagte, sie hätte nicht damit gerechnet. Bisher hatte diese Veranlagung immer eine Generation übersprungen.“
    Er sah abwartend zu Desmondo hinüber und dieser bestätigte die Aussage mit einem Nicken.
    „In früheren Zeiten war die Magie stärker als heute. Ein junger Begabter vermochte weit mehr als die heutigen Jungmagier. Dafür übersprang die Gabe mitunter bis zu sieben Generationen. Seit dem Millennium gibt es eine – man könnte sagen – Begabtenschwemme. Dies ist einer der Gründe, weshalb Cromwell aufgebaut – oder besser: eingerichtet wurde“, erklärte der Professor.
    Beide hingen eine Weile ihren Gedanken nach, ehe der Prüfer wieder zu sprechen begann. „Was ist mit Ihrer Schwester passiert, Flint? Sie sagten, dass sie bereits mit dreizehn versuchte, sich umzubringen. Ich schließe aber aus Ihren Worten, dass sie immer noch lebt? Obwohl sie ihre eigene Mutter tödlich verletzt hat?“
    Flint nahm ihm gestellte Frage nicht übel. Sie hatte ihre Berechtigung.
    Es ist eine verdammt lange Zeit. Sie hat es so lange geschafft.
    „Als meine Mutter begriff, dass sie Ramonas Geist nicht mehr würde retten können, war ihr am wichtigsten, ihr Leben zu schützen. Sie unternahm eine Gedankenverschmelzung und schloss den Wunsch meiner Schwester nach Suizid tief in ihrem Innern ein.“
    „Ein Schutzmechanismus.“
    Ja, für mich …
    Wieder musste Flint schwer schlucken, als er daran dachte, was für Ausbrüche seine Schwester gehabt hatte.
    „Genau. Zuerst

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