Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)

Titel: Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Förster
Vom Netzwerk:
Verrückten, dann hätte er die Abgeschiedenheit genossen. Es wäre sogar ziemlich romantisch gewesen. So allerdings …
    „Du bist also noch bei uns“, sagte Gustave.
    Seine Stimme klang so anders, dass Flint sich erst durch einen Seitenblick davon überzeugen musste, dass das Ordensoberhaupt tatsächlich neben ihm saß. Der Ton war tiefer und ernsthaft.
    „Wo sollte ich sonst sein?“
    Der Ruf eines Nachtvogels ertönte und Flint lief es kalt über den Rücken.
    „Bei den Einzelgängern“, lautete die Erwiderung.
    „Ich dachte, bei denen gibt es keine Umbraticus-Dicio-Anwärter.“
    „Gibt es auch nicht.“
    Gustave ließ die Antwort wirken. Kühler Wind streifte Flints Arm und die Härchen darauf richteten sich auf.
    Da fragt man sich unwillkürlich, wie viele gescheitert sind.
    Das Ordensoberhaupt dachte offenbar in die gleiche Richtung, denn als er weitersprach, heftete sich sein Blick auf den jungen Geisterseher.
    „Niemand schafft es ohne den Orden, Flint. Nicht wir. Für andere mag das eine gute Lösung sein, aber wir sind anders. Nicht nur, weil wir Dinge sehen können, von denen die restlichen Begabten nicht mal zu träumen wagen. Sondern weil wir anders gestrickt sind. Wir sind inkompatibel mit der restlichen Welt. Sieh dir an, was mit deiner Familie passiert ist. Deine Schwester, der Tod deiner Mutter – sie hätte niemals einen Normalsterblichen heiraten dürfen. Es war zu riskant. Sie hat es gewusst. Ich habe immer wieder auf sie eingeredet, doch sie wollte nichts davon hören, wollte deine Schwester nicht aufgeben. Es war ein Fehler.“
    Die Worte prasselten auf Flint ein wie Ohrfeigen. Wie vom Donner gerührt saß er da und wusste nicht, was er als Erstes denken sollte. Der Student hatte nie Kontakt zum Orden gehabt und nun erfuhr er, dass Gustave Stolz seine Mutter gekannt und mit ihr über Ramona gesprochen hatte. All die Jahre war seine Schwester sein großes Geheimnis gewesen und nun erfuhr er, dass sie überhaupt nicht geheim war – nicht innerhalb des Ordens. Und was fiel diesem Kerl überhaupt ein, über seine Mutter zu urteilen? Er wollte nichts von alldem hören! Seine Mutter hatte alles richtig gemacht! Immer! Alle Beklommenheit fiel von ihm ab und wurde von heißen Wellen der Wut hinweggespült. Empört wollte der Student aufspringen, doch das Ordensoberhaupt hatte ihn bei den Oberarmen gepackt.
    „Manchmal ist es wichtig, Wahrheiten laut auszusprechen, Flint. Es ist das, was uns am Leben hält.“
    „Lassen Sie mich los!“
    „Deine Mutter hatte zwei Kinder, doch sie hat sich nur um eines gekümmert.“
    „Ich sagte, Sie sollen mich loslassen!“
    „Du bist von euch beiden der Wertvollere – und sie hat dich gar nicht beachtet. Hat dich mit Füßen getreten und vom Orden ferngehalten.“
    „Weil ihr sie nicht mehr alle habt!“, brüllte Flint aufgebracht. Er wehrte sich gegen den Griff, doch die Hände hielten ihn wie Schraubzwingen. Woher hat dieser schmächtige Kerl nur so viel Kraft?
    „Vielleicht. Oder sie wollte dich kontrollieren, weil sie wusste, wie wertvoll du bist.“
    „So ein Unsinn!“
    „Wie viele Begabte haben ihre Gabe von Kindesbeinen an?“
    „Es ist ein Fluch!“
    „Alle unsere Fähigkeiten sind Flüche“, konterte Gustave hart. „Das ändert nichts daran, dass du etwas Besonderes bist. Sie hat dich zu Hause versauern lassen.“
    „Ich wollte das so.“
    „Kein Kind will das. Jeder möchte im Mittelpunkt stehen, will wissen, dass er etwas wert ist. Du brauchst dieses Gefühl, sonst verlierst du dich, wenn sie an dir reißen, als wärst du Fischfutter.“
    Für andere hätten die Worte des Mannes keinen Sinn ergeben, doch Flint wusste nur zu gut, wovon er sprach. Geister konnten einen mit ihrer eigenen Welt und ihren Bedürfnissen vereinnahmen. Auch die Stimmen im Geist anderer Menschen besaßen diese Sogwirkung. Es war sehr schwierig, sich dagegenzustemmen, gerade wenn man noch jung war.
    „Ich will, dass du dem Orden beitrittst …“
    „Tu ich ja“, fiel der Student ihm ins Wort.
    Gustave sprach weiter, als hätte er den Einwand nicht gehört.
    „Aus freien Stücken! Weil du es willst , weil du erkannt hast, dass du ihn brauchst – und nicht mangels Alternativen. Ich will, dass du ja zu dem Orden sagst. Uneingeschränkt.“
    „Das hatte ich auch vor. Ich will dem Umbraticus Dicio beitreten.“
    „Dann wirst du feststellen, dass du zum ersten Mal zugehörig bist – angekommen. Aber vermutlich hast du viel zu viel Angst

Weitere Kostenlose Bücher