Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
dagegen“, behauptete Sir Christopher.
„Dagegen bin ich dafür“, schlug sich Sir Richard auf die Seite des Unsterblichen.
„Dafür bin ich dagegen“, sorgte Sir Geoffrey für Gleichstand.
Alle Blicke wanderten zum tauben Sir Reginald.
„What does he say?“, quäkte dieser.
Die anderen seufzten leise.
Und dafür zerbricht man sich immer wieder den Kopf , ärgerte sich Valerian und schlug genervt die Hände über den Kopf zusammen.
Auf dem Gang herrschte reger Betrieb. Bei den frisch gebackenen Drittsemestlern spürte man die Erleichterung, die Ordensprüfungen heil überstanden zu haben und Cromwell immer noch besuchen zu dürfen. Morgen, am Montag, würde der gewohnte Studienablauf starten, aber heute konnte man noch einmal faulenzen und gemütlich tratschen.
Tamara war der Trubel eindeutig zu viel. Sie hatte sich in den letzten Wochen sehr zurückgezogen. War sie zum Ende des zweiten Semesters ein wenig zugänglicher ihren Freunden gegenüber geworden, so hatte sich nun wieder ihre schlechte Laune eingestellt – und damit hielt sie ihre Umgebung ziemlich effektiv von sich fern. Nur Linda versuchte immer wieder, das Eis zu brechen und dem Kern ihres Unmuts auf die Schliche zu kommen. Doch Tamaras Stimmung hing mit ihrem pelzigen Kavalier zusammen und über den wollte sie partout nicht reden. So ließ sie Lindas Redestrom an sich vorbeiplätschern und reagierte nur sehr widerwillig auf Fragen, die sie zum Antworten zwangen. Umso gelegener kam ihr die Ablenkung, die sich weiter vorne im Gang ausbreitete. Mehrere Studentinnen aus ihrer Kursstufe drückten sich am Fenster die Nasen platt und tuschelten aufgeregt.
„Was gibt es denn da zu sehen?“, erkundigte sich Linda neugierig.
„Keine Ahnung“, kam es gleichgültig von der WICCA, jedoch nicht ohne verhaltene Blicke in die Richtung zu werfen.
Eine der jungen Frauen hatte die Frage der Seherin gehört und drehte sich nun zu ihnen herum. Begeistert berichtete sie: „Habt ihr noch nicht gehört, dass ein Quereinsteiger nach Cromwell kommt? Leider ist er im Parallelkurs, aber immerhin kann man beim Essen einen Blick auf ihn werfen“, meinte sie aufgekratzt.
Tamara lächelte abschätzig.
Kann ja wohl nicht wahr sein. Da taucht ein neuer Typ auf und schon bekommen die Weiber hysterische Anfälle. Was wollen die überhaupt mit einem Kerl? Als Frau ist man ohne sowieso viel besser dran. Man muss sich auf niemanden einstellen und keine Rücksicht nehmen. Und das Wichtigste: Man wird von keinem sitzen gelassen, nachdem er eine Wahnsinns-Schicksals-Tam-Tam-Rede vom Stapel gelassen hat.
Sie hörte dem restlichen Gespräch nur mit halbem Ohr zu.
„Sieht er denn so toll aus?“, wollte Linda gerade wissen.
„Oh ja, allerdings“, mischte sich eine andere Studentin ein.
Okay, jetzt geht’s los!
Tamara ließ ein vernehmliches Seufzen hören.
Die anderen ignorierten sie. Stattdessen stürzten sich die Studentinnen lieber in eine ausgiebige Beschreibung des neuen Traumtyps, während Linda sich ebenfalls die Nase am Fenster plattdrückte, um einen Blick auf seine Aura werfen zu können.
Pfff, Frauen, ihr seid peinlich! , dachte die WICCA und stand betont abseits.
„Er ist groß“, schwärmte die eine.
„Durchtrainiert, toller Körper“, die andere.
„Braune Haare, seine Frisur sieht total lässig aus“, eine weitere.
„Ach – und das seht ihr alles aus dem ersten Stock?“, stichelte Tamara.
Die anderen würdigten sie keiner Antwort.
„Und seine Augen sind so besonders!“, seufzte eine gerade.
„Ja, irgendwie verträumt …“, stimmte die andere zu.
Tamara horchte bei diesen Worten auf – und war nun ihrerseits mit zwei großen Schritten am Fenster. Eine ihrer Kommilitoninnen wurde dabei recht unsanft zur Seite geschoben. Linda drehte sich verwundert zu ihr um und musterte sie von der Seite. Die WICCA stand völlig starr und blickte nach unten. Ihre Aura war ein exakter Spiegel ihrer Gefühle.
Das kann nicht sein! , dachte Tamara.
Unten auf dem Vorplatz wartete der Mann, an den sie gerade eben noch gedacht hatte. Neben ihm stand ein schwarzes Motorrad. In diesem Moment hob er den Kopf und sah nach oben. Ihre Blicke trafen sich und er lächelte sein verführerisches Grübchen-Lächeln. Tamara spürte sofort, dass sich ihr Herzschlag verdoppelte. Ein Gefühl, das nur er bei ihr auslösen konnte.
„Wer ist das?“, flüsterte Linda interessiert.
Klar, vermutlich sieht sie gerade ein paar ganz neue Farben an mir … Mann, das
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