Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
Studenten hatten eine Lichtung erreicht. Über einhundert WICCA waren zusammengekommen und hatten sich im Halbkreis aufgestellt. Nun teilte sich die Menge und ließ den Zug passieren. Ein Altar war am Ende der Lichtung aufgebaut worden und Irene von Hofmannsthal stand dahinter. Auf dem Tisch befanden sich rituelle Gegenstände: ein Holzstab, der aus einem heiligen Baum gefertigt wurde. Er symbolisierte das Element Feuer. Ein Kelch, der mit Wasser gefüllt war. Er stand für das Element Wasser. Ein Weihrauchgefäß stellte das Element Luft dar. Ein Bündel Sommergerste repräsentierte das Element Erde. Das Bolline. Eine kleine Sichel, deren Klinge halbrund geformt war. Es diente dazu, einzelne Blumen zu schneiden, Ähren zu sammeln oder Kräuter zu hacken. Das Pentakel. Für gewöhnlich handelte es sich dabei um eine runde Scheibe aus Stein, Holz oder Kupfer. Darauf war ein Pentagramm eingeritzt oder aufgemalt, das von einem Kreis umschlossen wurde. Man konnte es dazu verwenden, Talismane herzustellen oder Gegenstände magisch aufzuladen. Und zuletzt sieben Athamen. Dabei handelte es sich um rituelle Dolche mit einer geschwungenen Klinge und einem schwarzen Knauf. Sie wurden nicht zum Schneiden verwendet, sondern um die eigene Kraft zu bündeln. Eine Hexe gebrauchte ein Zeremonienmesser auch dafür, Bannkreise zu ziehen. Bevor man sie jedoch benutzen konnte, mussten sie geweiht werden. Auf diese Weise wurde ihnen die negative Energie entzogen und sie wurden mit positiver Energie aufgeladen.
Das Ordensoberhaupt nahm das erste Athame, kam um den Altar herum und rief einen der Ordensanwärter auf. Mark passierte die Reihen der WICCA und trat mit seinem Tutor nach vorne. Die Reihen schlossen sich wieder und Tamara konnte nicht sehen, was weiter geschah. Nun begann sie doch unruhig zu werden.
Britta schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Wir sind gleich dran.“
Kurz darauf bildete sich wieder ein Spalier und Irene von Hofmannsthal rief ihren Namen.
„Tamara Hofer.“
Zum ersten Mal war die Studentin froh, dass ihre Tutorin sie begleiten konnte.
Die beiden Frauen traten nach vorne und das Ordensoberhaupt hielt ihr lächelnd eine Klinge entgegen. Tamara sah, dass in das schwarze Holz ein silbernes Symbol eingearbeitet worden war. Der zunehmende, der volle und der abnehmende Mond.
Ihre Finger schlossen sich um das warme Holz und sie stellte fest, dass es angenehm in der Hand lag.
„Sei gegrüßt, Schwester! Wir heißen dich in unserem Kreis willkommen! Du wurdest von uns auf die Probe gestellt und für würdig befunden. Ist es immer noch dein Wunsch, eine von uns zu werden?“
Britta nickte ihr aufmunternd zu.
„Ja, Schwester.“
„Bist du bereit, unsere Hexen-Regeln anzuerkennen und zu befolgen?“
„Ja, Schwester.“
„Bist du bereit, in deinem Denken, Sprechen und Handeln immer zum Wohle der WICCA zu entscheiden?“
„Ja, Schwester.“
„Bist du bereit, unsere Geheimnisse zu schützen, die Magie vor der Menschheit verborgen zu halten und dich von dem Bösen fernzuhalten?“
„Ja, Schwester.“
„Liebe Schwester, bürgst du für diese Junghexe?“
Irene hatte ihre Worte an Britta gerichtet. Für einen kurzen Moment stieg Unsicherheit in der Studentin auf.
„Das tue ich!“, verkündete die Tutorin stolz.
„Sind alle Anwesenden damit einverstanden, dass wir Tamara in unsere Reihen aufnehmen?“
„Das sind wir.“
„Dann ist es beschlossen!“
Mit diesen Worten griff Irene erst nach dem Stab, dann dem Kelch, dem Weihrauch und schließlich der Gerste und berührte mit jedem davon das Athame. Ein Zittern ging durch die Klinge, sodass Tamara die Vibrationen spürten.
„Ab sofort darfst du dich unserer Gemeinschaft zugehörig fühlen und dich selbst eine WICCA nennen.“
Cendrick ließ sich auf dem Designersessel nieder und legte seine Robe über die Armlehne. Die Ordensanwärter hatten sich zur späten Abendstunde in einem Büro des großen Hetaeria-Magi-Komplexes eingefunden. Der blonde Schönling trug einen maßgeschneiderten Anzug und war dementsprechend von seinem eigenen Auftreten überzeugt. Als er seinen Blick über die anwesenden Kommilitonen gleiten ließ, musste er wieder einmal feststellen, dass er einfach aus einem anderen Holz geschnitzt war als sie. Patrick Vogt war ein lächerlicher Angeber mit einem mittelmäßigen Modegeschmack. Ständig versuchte er, Cendrick zu imitieren und die anderen zu beeindrucken. Dabei war er alles andere als überzeugend. Traurigerweise
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