Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
war, war seine Stimme klar und durchdringend, als er zu einer pathetischen Rede ansetzte. Cendrick ließ die belehrenden Worte an sich vorüberziehen. Stattdessen sonnte er sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit.
Endlich beendete das Ordensoberhaupt seine Ansprache und kam zum wichtigsten Teil der Versammlung. „Es ist seit jeher üblich, dass sich die Aspiranten mit der besten Leistung in der Prüfung als Erstes dem Schwur unterziehen. Treten Sie vor, Herr van Genten.“
Spätestens jetzt war der Abend perfekt. Cendrick schwebte geradewegs auf Dormesi zu.
Der Beste in meinem Jahrgang , schoss es ihm durch den Kopf. Und die wichtigsten Leute in Orden waren dabei, um es zu hören.
Der Student hatte mit allem gerechnet, aber auf eine Bestleistung hatte er nicht mehr zu hoffen gewagt. Womit genau hatte er sich das verdient? Doch es war nicht an ihm, sein Glück zu hinterfragen.
Cendrick kniete vor Magnus Dormesi nieder. Es gehörte dazu, sich vor dem Ordensoberhaupt demütig zu zeigen, als Zeichen der Unterwerfung gegenüber dem Hetaeria Magi und seinen Regeln. Er legte die rechte Hand auf seine linke Brust, auf sein Herz. Seine linke dagegen auf ein ihm dargebotenes Buch, den Codex Saeculorum, das Buch der Zeitalter . Darin hatte Simon Magus die Regeln der Hetaeria Magi, die Geschichte des Ordens sowie sämtliche Ordensgeheimnisse festgehalten. Der Foliant war mit Zauberformeln belegt worden, damit er nicht alterte und sein Wissen für die Nachwelt erhalten blieb.
„Cendrick Augustin van Genten, schwörst du beim Namen unseres Ordensgründers, dass du die Gebote des Codex Saeculorum achten, dich dem Dienst im Hetaeria Magi voll ergeben, unsere Gemeinschaft und die Existenz der Magie nach besten Kräften verbergen, keines der Ordensgeheimnisse jemals an ein außenstehendes Wesen weitergeben und die Interessen unseres Ordens jederzeit vor alle anderen stellen wirst?“
„Ich schwöre.“
Geteerte Straße, Kiesweg und jetzt Gras. Wohin gehen wir?
Professor Desmondo führte Flint am Arm. Er hatte ihm nicht mitgeteilt, wohin die Reise ging. Man hatte dem Studenten außerdem eine Augenbinde verpasst. Flint fragte sich, weshalb.
Schließlich ist es mitten in der Nacht.
„Wir sind da“, sagte der Professor und hielt an.
Die Augenbinde verschwand und Schwärze hüllte den Geisterseher ein. Er hörte ein leises Plätschern in der Nähe und nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er entdeckte Sterne am Himmel und die Silhouette eines Mannes in der Nähe eines Sees.
„Gustave wartet bei der Bank …“
Desmondo hielt einen Moment inne, als wolle er noch etwas hinzufügen.
Er hat ein schlechtes Gewissen, mich mit diesem gewalttätigen Psychopathen allein zu lassen. Es war zwar nicht beruhigend, dass sein Professor sich ebenfalls fragte, ob er in Sicherheit war, aber andererseits war es nett, dass er sich um ihn sorgte.
Wenigstens einer, der an meinem Grab steht. Nein, einer von zweien …
Der Student dachte an das Foto, das ihm Cat heute von sich und Linda geschickt hatte. Er hatte es sich lange angesehen und sich immer wieder gefragt, womit er so viel Glück verdient hatte.
Ich hoffe, dass diese Glückssträhne jetzt nicht abreißt.
Natürlich glaubte Flint nicht wirklich, dass Gustave ihn bei Nacht ertränken wollte oder Ähnliches.
Das wäre zu viel Aufwand. Das hätte er in seinem Bunker einfacher haben können.
Nein, seine Befürchtungen gingen in eine ganz andere Richtung. Er traute diesem Wahnsinnigen zu, dass er versuchte, seinen Verstand zu brechen. Von seiner Mutter wusste er, dass es Geisterseher gab, die in der Lage waren, andere in den Irrsinn zu treiben.
Einfach, weil er es kann.
„Ich warte im Auto auf Sie“, sagte Desmondo schließlich und ließ ihn allein zurück.
Seufzend ergab sich Flint in sein Schicksal und trottete auf das wartende Ordensoberhaupt zu.
Gustave Stolz saß auf einer Bank und blickte auf das Wasser. Der Mond wurde von der glatten Oberfläche des Sees reflektiert und tauchte die Umgebung in ein gespenstisch fahles Licht.
Wie passend …
Flint trat an die Bank, aber der andere reagierte nicht.
Der Student räusperte sich leise.
Keine Reaktion.
Augenrollend umrundete er die Sitzgelegenheit und nahm Platz. Gustave würde sich schon melden, wenn er etwas von ihm wollte.
Die Zeit verging und beide schwiegen. Je länger Flint saß, desto mehr Sterne konnte er am Firmament entdecken. Hätte er hier mit Cat gesessen und nicht mit einem
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