Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
war Patrick aber immer noch umgänglicher als der sozial komplett inkompetente Philipp Ollenhauer.
Wie der es durch die Ordensprüfung geschafft hat, ist mir immer noch ein Rätsel!
Der letzte männliche Magier seines Jahrgangs fehlte.
Ladislav und Delia sind nicht mehr hier. Sind sie durchgefallen oder freiwillig zu den Einzelgängern?
Sabina Heinrich schien zu ihrer alten Form zurückgefunden zu haben. Man sah ihr die Strapazen ihrer Prüfung nicht mehr an. Stattdessen hatte er schon zweimal mitanhören müssen, wie sie in ihrer zickigen Art das Personal zurechtgewiesen hatte. Cendrick konnte Zicken nicht ausstehen. Deshalb kam er auch so schlecht mit den Hexen zurecht. Cat war da ganz anders. Sie musste weder kreischen noch patzig werden, um sich durchzusetzen. Seine Schwester war einfach souverän.
Sabina kann das Wort vermutlich noch nicht mal buchstabieren.
Doch er wollte nicht an seine Schwester denken. Nicht heute. Nichts und niemand sollte diesen Moment trüben.
„Sie werden erwartet!“, erklang Samantha Bachmanns Stimme von der Tür her.
Die Sekunda Maga, Dormesis rechte Hand, hatte ihr blondes Haar wie immer streng zurückgekämmt. Als Stellvertreterin des Ordensoberhauptes gebührte es ihr, Roben aus Samt zu tragen. Das typische Schwarz der Magier wurde von einer hellroten und mit Gold durchwirkten Borte gesäumt und wirkte sowohl edel als auch erhaben. Innerlich seufzte Cendrick und wünschte sich, dass er ebenfalls einmal mit so viel Ehre gewürdigt würde.
Sie verließen das Hochhaus und gingen einige Schritte zu einem Container im Innenhof.
Dort soll unser Ritual stattfinden?
Tatsächlich befand sich darin eine Metalltreppe, die in die Tiefe führte.
„Der Firmenkomplex wurde auf alten Katakomben gebaut, um diese vor fremdem Zutritt zu bewahren“, erklärte Samantha Bachmann.
Baulampen erhellten einen schmalen, niedrigen Gang, der aus dem Erdreich gehauen und mit einfachen Baumaterialien befestigt worden war.
„Die Katakomben führen in einen Raum, in dem sich ein Kraftknoten befindet.“
Cendrick wusste, was das war. Eine Stelle im magischen Netz, die besonders stark die Essenz bündelte. Es war sehr selten, dass solche Orte existierten – und noch seltener, dass sie sich unter der Erde befanden.
„Natürlich waren die WICCA der Meinung, dass solche Orte allen Begabten zur Verfügung stehen sollte, doch der Hetaeria Magi hat frühzeitig das Grundstück erworben und sein Möglichstes getan, um die Hexen davon fernzuhalten.“
Der blonde Schönling grinste breit. Kraftknoten waren sehr begehrt. Im gleichen Maße waren sie jedoch auch gefährlich, da sie alle möglichen übernatürlichen Kreaturen anzogen. Es galt also, diese Orte besonders zu schützen – und das trauten die Magier niemandem außerhalb ihres Ordens zu.
Sie erreichten eine schwere Metalltür, die offensichtlich jüngeren Datums war als die restlichen Gemäuer. Davor befand sich eine Schatulle, welche die Sekunda Maga nun öffnete.
„Legen Sie die hier an“, sagte sie und reichte jedem eine goldene Maske. Die metallene Schicht reflektierte das Licht und brachte die Oberfläche zum Glänzen.
Die Studenten verbargen ihr Antlitz und streiften ihre Kapuzen über. Dann öffnete die Maga die Tür. Ein mittelgroßer, mit sieben Ecken versehener Raum wurde sichtbar. Darin befand sich eine ausgewählte Schar HETAERIA MAGI. Alle trugen Masken. Doch das hatte nichts mit Gleichheit zu tun, sondern mit Anonymität.
Schon bin ich einer von euch. Und bald werde ich auch in alle Ordensgeheimnisse eingeweiht.
Cendricks Verlangen danach war groß, denn mit den Ordensgeheimnissen ging sowohl Macht als auch ein größerer Essenzvorrat einher. Die Ordensgeheimnisse waren in sogenannten „Kreisen“ angelegt. Als frisches Mitglied gehörte man dem ersten Kreis an. Wenn man sich verdient gemacht hatte, gelangte man schließlich in den zweiten Kreis und so weiter.
Die Studenten stellten sich vor der versammelten Menge in einer Reihe auf. Cendrick konnte zwar nicht erkennen, wer von den Anwesenden Mitglieder seiner Familie waren, aber er wusste, dass sie sich mit ihm in diesem Raum befanden. Sein Körper bebte vor Stolz.
Am prunkvollsten waren die Gewänder des Ordensoberhauptes. Magnus Dormesis Samtüberwurf war mit einer blutroten, golddurchwirkten Kunstborte verziert und hatte einen hohen, weit nach außen stehenden Kragen. Das Gewand wurde vorne von drei grob gegliederten Goldketten gehalten. Obwohl sein Gesicht verborgen
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