Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
hätten echt mit einer kreativeren Aufgabe ankommen können , dachte sie verstimmt und machte ein langes Gesicht.
Britta war eine quietschfidele Endzwanzigerin ( zumindest äußerlich ), die der Probandin zugeteilt worden war. Tamara selbst erachtete das als Strafe, doch Britta hatte solch ein sonniges Gemüt, dass nicht mal das mürrische Antlitz der Studentin ihre gute Laune trüben konnte. Da sie eine ganz eigene ( um nicht zu sagen, nervtötende ) Art hatte, sich auszudrücken, hatte Tamara sie kurzerhand „das Singvögelchen“ getauft. Britta hatte nämlich die Angewohnheit, mit den Händen zu reden ( oder besser: mit den Flügeln zu schlagen ), und ihre Stimme war ein stetes Auf und Ab ( wie Gezwitscher ). Dieser leicht abfällige Kosename half Tamara ( zumindest gedanklich ), einem Teil ihres Ärgers Luft zu machen.
Ich hasse Campen , dachte sie nochmals verstimmt.
„Muss es denn wirklich Campen sein?“, fragte die Hexe ihre Prüferin hoffnungslos und warf ihr einen flehenden Blick zu.
„Die jungen Frauen von heute sind einfach zu viel Luxus gewöhnt. Früher war ein Campingausflug noch etwas Besonderes. Heute muss man sich bei den Teilnehmern fast schon entschuldigen“, lamentierte Britta überdramatisch.
„Hey, ich komme mit sehr bescheidenen Verhältnissen, einfacher Unterbringung und beschränkten Kochmöglichkeiten sehr gut klar“, stellte Tamara energisch fest.
„Supi!“, freute sich die Ältere.
„Solange sie nicht mir passieren …“, beendete die Jüngere düster ihren verheißungsvollen Satz.
„Also, pass auf: Wenn du ein Fünf-Sterne-Hotel mitten im Naturschutzgebiet findest, dann kannst du auch gerne dort einchecken“, schlug Britta vor. Sie gluckste amüsiert über ihren eigenen Witz und schlug sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. Dabei ließ sie – zu Tamaras Unbehagen – das Lenkrad los. Da beide aber gerade auf der Autobahn mit über 120 Stundenkilometern unterwegs waren, fand die junge Hexe das keine gute Idee.
„Ach, du bist so witzig, Tamara! Ich bin echt froh, dass ich dir zugeteilt worden bin. Ich habe das Gefühl, dass wir eine gute Zeit miteinander verbringen werden.“
„Hm“, kam es von der jungen Frau. Doch bei Britta bedurfte es keiner Ermunterung, sie konnte ohne fremde Hilfe ein Gespräch am Laufen halten.
Vermutlich fällt ihr das noch nicht mal auf.
„Ich für meinen Teil finde deine Prüfung großartig und aufregend. Du wirst sehen, du wirst dich köstlich amüsieren. Ich wäre damals froh gewesen, hätte ich so eine interessante Aufgabe gehabt. Und meine Tutorin erst! Auweia, war die Frau verstockt! Da kannst du echt froh sein. Heute ist da so einiges anders.“
Sie grinste Tamara breit an.
Tamara grinste gequält zurück.
Oh ja! Ich bin so froh. Ich bin so froh, ich könnte grad aus dem Fenster und vor das nächste Auto springen. Ungefähr so froh bin ich gerade.
Das Schlimmste war jedoch die Aussicht darauf, dass sie noch viele, viele Stunden neben dieser Frau sitzen musste. Sie waren von Berlin aus in Richtung Baden-Württemberg aufgebrochen. Ihr Ziel war der Schwarzwald.
Kapitel 9
Sie bogen um einige Ecken und passierten hier und da mal eine Metalltür.
Dieses Grau in Grau ist wirklich passend. Es stimmt einen so … unendlich trostlos, dachte Flint düster. Der Bunker schien enorme Ausmaße zu haben.
Schließlich kam ihnen eine Frau entgegen. Sie trug einen weißen Kittel und reichte erst Desmondo und dann ihm die Hand zum Gruß. „Professor Desmondo, da sind Sie ja. Sie haben ein gutes Timing. Er ist gerade ruhig und freut sich auf den Besuch.“
„Doktor Neumann! Schön, Sie zu sehen. Darf ich vorstellen? Das ist Flint Maienbach. Flint, das ist Doktor Alexandra Neumann.“
Bei dem Wort „Doktor“ begannen Flints Alarmglocken zu schrillen und er stand wie gelähmt da. Auf einmal fühlte er sich in die Zeit zurückversetzt, als er noch in der Psychiatrie eingesperrt war.
Der Frau schien sein Unbehagen zu bemerken. Sie lächelte gequält und meinte schnippisch: „Entspannen Sie sich! Der Mann hinter dieser Türe ist mein Patient, nicht Sie.“
„Er ist zum ersten Mal hier“, erklärte Desmondo.
Die Ärztin nickte verstehend.
„Herr Stolz wartet bereits. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Flint warf seinem Professor einen unsicheren Blick zu. Er wollte ihn fragen, was für eine „Ärztin“ diese Doktor Neumann war, doch sein Prüfer folgte ihr bereits in einen angrenzenden Raum.
„Sie treiben mich in den
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