Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
speichern und leiten Essenz. Genau! Ach, ja, das waren noch Zeiten. Mittlerweile benötige ich keine Ritualkreise mehr. Ich benutze sie äußerst selten. Womöglich nicht einmal für deine Prüfung.“
Du meine Güte! Sie benötigt keinen Ritualkreis!
Katharina hatte selbst noch nie an einer Rückführung – zumindest meinte sie, dass dies das richtige Wort dafür sei – teilgenommen, doch wenn sie sich nicht irrte, dann würde sie Tausende von Jahren in die Vergangenheit versetzt. Cat hatte angenommen, dass eine ganze Schar Sapientia Oracularum um sie herum stehen würde. Nun aber deutete Patricia an, dass sie nicht nur diese Magie allein wirken wollte, sie brauchte dazu offenbar nicht einmal den zusätzlichen Essenzfokus des Kreises.
Das ist enorm!
Cat fragte sich unweigerlich, wie alt diese Frau tatsächlich war und wie tief ihr Essenzpool reichte.
Er muss gigantisch sein! Wahnsinn!
Die einzigen älteren Begabten, mit denen Katharina bisher zu tun gehabt hatte, waren Magier gewesen. Sie hatte einen großen Respekt vor ihnen, denn sie wusste, dass ihre Fähigkeiten ins Unvorstellbare reichten. Jetzt aber wurde ihr zum ersten Mal klar, dass die Hetaeria Magi nicht die einzigen mächtigen Magiewirker waren.
„Worüber zerbrichst du dir den Kopf?“, wollte Patricia grinsend wissen.
Sie hatte das Zögern ihres Schützlings bemerkt.
„Ach … es ist nichts. Ich hatte nur etwas ganz anderes erwartet, das ist alles.“
Die andere sah sie interessiert an.
„Hast du denn schon mal eine Rückführung miterlebt?“
Es heißt also doch „Rückführung“. Na, zumindest damit lag ich richtig.
„Nein, noch nie. Ich dachte nur immer … nun … dass das schwer ist. Ich hätte einen ganzen Ritualplatz erwartet …“
„Und jetzt stehen wir in deinem Zimmer und ich erzähle dir, dass du vermutlich nicht mal einen echten Ritualkreis bekommst“, beendete die Prüferin lachend den Satz.
Cat nickte schmunzelnd.
„Keine Sorge, ich verspreche dir, du wirst nicht enttäuscht werden.“
Patricia zwinkerte ihr gut gelaunt zu und Cat konnte spüren, wie sich ihre Mundwinkel hoben.
Na, dann mal los!
Kapitel 8
Ich habe Sie alle hierher gebeten, ehe ich Sie in die entlegendsten Teile Deutschlands entsende.“
Großartig. „Entlegen“ lässt ja schon tief blicken. Sicher müssen wir in irgendwelchen Laubhütten hausen und Fallobst kompostieren , dachte Tamara verstimmt.
Irene von Hofmannsthal saß aufrecht in ihrem Lehnstuhl und betrachtete die jungen Studenten aufmerksam. Ihr Blick war so scharf wie der eines Habichts und ihr entging nicht die kleinste Regung der Anwesenden.
Tamaras Kopfschmerzen waren zwar langsam abgeklungen, dafür stieß ihr mit der Zeit die pompöse Umgebung immer stärker auf.
Sind wir hier in einem Schloss, oder was?
Diese trug auch nicht gerade dazu bei, dass bei ihr so etwas wie Sympathie für ihr Ordensoberhaupt aufkam.
Ist ja auch nicht nötig. Ich muss nur diese Prüfung schaffen – und fertig. Das Katzbuckeln überlasse ich den anderen.
„Jeder Einzelnen von Ihnen wird eine Tutorin zur Seite gestellt, die Ihnen beim Ablauf Ihrer Prüfung beisteht“, fuhr Irene von Hofmannsthal fort, das Prozedere zu erklären. „Die Tutorinnen werden Ihnen Ihre Aufgaben mitteilen sowie den Verlauf der Prüfung dokumentieren. Natürlich können Sie sich zu jeder Zeit Rat suchend an sie wenden. Erwarten Sie jedoch nicht, dass Ihnen etwas abgenommen wird. Die Prüfung muss von Ihnen absolviert und bestanden werden, meine Damen. Die Tutorinnen werden am Schluss ihre Endbeurteilungen bei mir abgeben und aufgrund derer wird Ihre Aufnahme in den Orden beschlossen – oder abgelehnt.“
Betone ruhig, dass wir in deinen Augen Versager sind! Das Gefühl kenne ich. Wer seine Eingangshalle mit so vielen Stuckarbeiten verziert, der will seinem Gast förmlich dessen Minderwertigkeit vor Augen führen.
„Ich werde Ihnen jetzt die Namen Ihrer Tutorinnen vorlesen.“
Das kann ja heiter werden! Wetten, die anderen haben gerade die beste Zeit ihres Lebens im Vergleich zu mir? Zum Kotzen!
In einem gewissen Sinne verlebte Graciano in der Tat gerade die beste Zeit seines Lebens, denn er platzte nahezu vor Vorfreude. Noch nie hatte er sein Ordensoberhaupt getroffen – und allein die Aussicht darauf jagte Schauer der Begeisterung durch seinen Leib. Er war Pater Ignatius sehr dankbar für dessen Anwesenheit. Der Student hätte in diesem Moment beim besten Willen keinen Ton herausgebracht.
„Graciano, darf
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