Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
seine Zeit zu verbringen und zu entspannen.
Der perfekte Ort für eine Meditation.
Ein kleiner Schreibtisch stand in der Ecke. Dorthin hatte sie ihren Laptop verfrachtet. Als sie Patricia gefragt hatte, ob es erlaubt sei, in der Prüfungszeit Kontakt zur Außenwelt zu haben, hatte die Antwort gelautet: „Kein Problem! So lange hier keine Heerscharen von jungen Männern auftauchen. Es ist ja nicht so, als könne man dir etwas vorsagen.“
Mit Heerscharen von jungen Männern wollte Katharina nicht in Verbindung bleiben, aber es gab einen, von dem sie gerne öfter hören würde.
Mal sehen, ob Flint mir schon geschrieben hat.
Katharina startete das Chat-Programm. Sie hatte in ihrer Freundeliste zwei Einträge. snowflake – das war Lindas Nickname – und umbra – alias Flint. Sollte einer von diesen online sein, dann würde ihr Programm das als erste Information ausspucken.
„snowflake offline“
„ umbra offline“
Hm … Pech gehabt!
Cat beschloss, Flint eine Nachricht zu hinterlassen. Mit etwas Glück käme er bald online und würde sie lesen.
Sie hatte sich als Nickname chatte ausgewählt. Das war Französisch für die weibliche Form von Katze.
Es muss ja schließlich passen …
Während sie noch überlegte, was sie Flint wohl schreiben könnte, fiel ihr auf, dass sie gar nicht so recht wusste, was sein Internetspitzname eigentlich bedeutete. Sie beschloss, ihn darauf anzusprechen.
Immerhin schreibt man im Chat nicht über tiefschürfende Themen.
chatte:
hallo flint
ich dachte, ich melde mich mal von meiner prüfung
chatte:
patricia ist meine prüferin und ja, ich kann mir bereits
denken, was du zum duzen von prüfern sagen wirst
*schmunzel*
chatte:
wir sind nach „Langen“ gefahren
ein wirklich schöner ort
in der nähe von berlin
chatte:
vielleicht könnten wir mal zu zweit hierherfahren
es gibt hier schöne ferienhäuser
zumindest hat unser orden hier eins
chatte:
ich sag schon „unser“
dabei wurde ich noch gar nicht aufgenommen
noch ist das zukunftsmusik
chatte:
ich weiß immer noch nicht,
was genau auf mich zukommt
:-)
chatte:
wie steht es bei dir?
hast du dein ordensoberhaupt kennengelernt?
chatte:
ach, und was heißt eigentlich „umbra“?
du musst mir viele fragen beantworten
bei deiner rückkehr
chatte:
hoffe bald von dir zu hören
~ Cat
„Hm“, kam das vernichtende Urteil des Prüfers.
Cendrick hatte noch eine Viertelstunde vergebens versucht, die Kugel fliegen zu lassen. Nun sah er fassungslos zu, wie der andere seinen Kuli anhob und Richtung Blatt bewegte.
Ich bin durchgefallen! Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ein van Genten durchgefallen! Und das auch noch in der ersten Runde! Ich glaub’s einfach nicht!
Wütend trat er gegen den Tisch. Dieser wackelte kurz, die Kugel rollte bis zur Tischkante, fiel nach unten und kullerte über den Boden. Die Hand des Prüfers hielt inne. „Hm“, machte er noch einmal und kritzelte etwas auf sein Papier, was für den Studenten wie ein Haken aussah. „Bitte verlassen Sie den Raum, damit die zweite Prüfung vorbereitet werden kann.“
Cendrick setzte sich unverzüglich in Bewegung.
Ein van Genten schaut keinem geschenkten Gaul ins Maul.
Noch bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, zerbrach er sich den Kopf, was gerade geschehen war.
Ihre erste Aufgabe behandelt die Animation , echoten die Worte in seinen Gedanken. Bringen Sie die Kugel dazu, sich zu bewegen. Sie haben eine Stunde Zeit … Das kann doch unmöglich die Lösung gewesen sein! Ich musste sie nur bewegen? Egal, wie? Ohne Magie? Das kann nicht sein! Das war sicher ein Irrtum. Der Prüfer hat nicht gesehen, dass ich mit dem Fuß an das Tischbein gestoßen bin.
Selbstverständlich war der Wutausbruch des Studenten aber mehr als sicht- und sogar hörbar gewesen.
Ist das ein Trick? Sie stellen mir so dämlich leichte Aufgaben, um mir zu zeigen, dass ich zu kompliziert denke? Ist es das? Oder bin ich trotzdem durchgefallen und er hat sich gerade einen Scherz mit mir erlaubt? Mein Vater könnte für mich eine Nullrunde bei der Prüfung herausgehauen haben. Der Name van Genten gilt etwas in Ordenskreisen.
Doch Cendrick bezweifelte ernsthaft, dass Christoph van Genten einen Sohn unterstützen würde, der nicht aus eigener Kraft eine Ordensprüfung bewältigen konnte. So eine Aufgabe sollte für ihn eine Lappalie sein.
Vielleicht ging es darum, welche Art man wählen würde, um die Kugel zu bewegen? Vermutlich schneiden die Prüflinge mit der elegantesten Methode
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