Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
dass der Studentin gerade nicht nach Scherzen zumute war, und sie seufzte leicht.
„Also schön, du bekommst einen kleinen Tipp. Aber das ist wirklich der einzige.“
Ich kann es kaum erwarten.
„Wenn du dort bist, dann such dir einen Gesprächspartner, der mehr über die Sache weiß als du.“
Tamara sah ihr Gegenüber unbewegt an. „In dem Naturschutzgebiet lebt jemand?“
„Sicher. Dort gibt es alle möglichen Formen von Lebewesen.“
„Ich meine – ein Mensch? Da lebt jemand?“
„Nein, natürlich nicht. Das ist ein Naturschutzgebiet. Da darf man eigentlich nicht mal campen. Du hast eine Extra-Bewilligung. Steckt im Erste-Hilfe-Koffer.“
Also, so langsam verlier ich die Geduld!
„Mit wem soll ich dann bitteschön reden?“
„Ich verrate nicht mehr! Habe schon viel zu viel gesagt!“
Allerdings! Leider nichts Nützliches , ärgerte sich Tamara.
„Und wann ist die Prüfung bestanden? Wenn das Wasser wieder kristallklar und die Fische lebendig sind?“
Britta kicherte, als habe Tamara soeben den besten Witz des Jahrhunderts erzählt.
„Aber nein! Das wird Wochen dauern. Nein, nein, es reicht, wenn du die Ursache des Problems beseitigst. Ist das geschehen, dann kontaktierst du mich zur verabredeten Uhrzeit über das Funkgerät und erklärst mir, was du gemacht hast. In Ordnung?“
„Ja, ich denke schon. Wie viel Zeit habe ich denn maximal?“
„Maximal? Uh, ich würde sagen, bis das dritte Semester anfängt. Dann solltest du wieder zurück sein.“
Das sind zwei Monate! Die glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass ich hier zwei Monate rumgammle? Die hat sie ja nicht mehr alle!
„So lange reichen weder meine Lebensmittelvorräte noch meine Kleidung“, wandte Tamara ein.
„Ach, das ist kein Problem. Ich komme hier einmal die Woche vorbei und bringe dir alles, was du brauchst. Ich wasche dir sogar die Wäsche! Ist das nicht aufregend?“
Nein, das ist einfach nur schrecklich! Ich will nicht, dass die mein Zeug anfasst!
„Wahnsinnig aufregend“, entgegnete Tamara lahm.
„Also, dann mal los! Mach dich auf und lös deine Aufgabe!“, motivierte Britta ihren unwilligen Schützling.
„Kann es kaum erwarten“, murmelte dieser und setzte sich in Bewegung.
Kapitel 15
Die Fahrt zurück verlief schweigend. Flint grübelte über seine Situation nach. Er wollte keine Hypnose.
Natürlich nicht! Kein normaler Mensch würde eine Hypnose wollen. Es ist schließlich nicht so, als hätte ich ein Problem. Jedenfalls noch nicht …
Er hatte einmal einen Bericht über Hypnose-Opfer im Fernsehen gesehen. Irgendein großer Hypnotiseur war in Shows aufgetreten und hatte Leute aus dem Publikum hypnotisiert. Unter Hypnose hatte er damals – zur Belustigung der Zuschauer – seinen „Opfern“ die unmöglichsten Befehle gegeben: auf einem Bein zu hüpfen, zu bellen wie ein Hund. Er hatte ihnen gesagt, dass sie völlig nackt seien und gerade vor einem riesigen Publikum stehen würden. Als Folge erschraken und schämten sich die Leute furchtbar. Zwei Teenagern hatte er gesagt, dass sie „köstliche“ Zitronen essen sollten. Beide hatten gemimt, etwas zu essen, ohne dass sie tatsächlich eine Frucht in Händen hielten. Dann hatte er alle wieder aufgeweckt. Doch irgendwas war schiefgelaufen, denn die zwei hatten den ganzen restlichen Tag ihre „Zitronen gegessen“ und mussten am nächsten Tag in therapeutische Behandlung. Selbstredend war die Karriere dieses Scharlatans schlagartig vorbei gewesen, doch Flint wunderte sich immer wieder, dass sich selbst bei den riskantesten und peinlichsten Aktionen für das Fernsehen Freiwillige meldeten. Und nun war er selbst so einer.
Zugegeben, es hat nichts mit Fernsehen zu tun, aber das macht es auch nicht wirklich besser. Warum habe ich bloß ja gesagt? Ich hätte einfach nein sagen sollen. Die hätten mir sicher eine andere Prüfung gegeben. Es gibt so wenige von uns, die sind quasi auf mich angewiesen, oder?
Erst jetzt fiel Flint auf, dass er gar nicht wusste, welche Aufgaben sein Orden für die magische Gesellschaft übernahm. Aus irgendeinem Grund hatte er sich nie mit dieser Frage beschäftigt. Für ihn waren alle UMBRATICUS DICIO so fernab jeglicher Realität, dass er gar nicht auf die Idee gekommen wäre, dass sie etwas Nützliches tun könnten.
Wie nützlich ist es auch, wenn man sieht, wie alles um einen herum stirbt?
Flint seufzte und starrte aus dem Fenster. Er fragte sich, wie es sein würde, wenn man sich hypnotisieren ließ.
Schrecklich,
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