Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
und waren nur noch aus der Distanz zu vernehmen.
Schnell, hinterher! Wenn ich jetzt ihre Spur verliere, weiß ich nicht, ob das tollwütige Aggro-Viecher sind oder nicht. Das wird Britta sicher wissen wollen. Ich darf sie also nicht verlieren!
Eilig schlüpfte sie in ihre Jacke und trat aus dem Zelt. Draußen angekommen, wurde ihr bewusst, wie dunkel es nachts war.
Das hat man nun davon, wenn man mitten in der Wildnis ist!
Der Mond schien zwar, doch das dichte Blätterdach schirmte dessen milchigen Schleier ab.
Leise fluchend wagte sich Tamara ein paar Meter nach vorne. Drei Schritte später hatte sie nahezu vollständig die Orientierung verloren. Ihr Zelt war ihr einziger Anhaltspunkt, um herauszufinden, wo sie sich befand. Klasse! Einfach großartig! Und die Wölfe sind auch abgezogen. Super!
Ärgerlich schaltete sie die Taschenlampe ein. Sie musste den Kampfplatz der Wölfe finden. Selbst wenn die Tiere nicht mehr da waren, so mussten sie doch Spuren hinterlassen haben.
In der näheren Umgebung gab es jedoch keine Anhaltspunkte für irgendeine physische Auseinandersetzung.
Also noch eine Runde …
Die Studentin lief größer werdende Bahnen um das Zelt herum. Da sie die ungefähre Richtung der Geräusche hatte ausmachen können, ging sie lediglich Halbkreise und kam dadurch schneller voran.
Sie hatte ihre letzte Halbkreis-Runde schon fast beendet, da entdeckte sie ein großes Büschel Haare auf ein paar abgeknickten Ästen.
Na endlich! Wurde aber auch Zeit!
Tamara ging in die Hocke und beleuchtete den Boden genauer. Dort fand sie noch mehr ausgerissenes Fell und auch andere Spuren.
Das Moos ist an dieser Stelle eingedrückt. Hier ist eindeutig etwas vorbeigekommen. Sehr gut! Ich krieg euch!
Sie folgte den Abdrücken. Tamara war zwar keine geübte Fährtenleserin, doch hier hatten sich die zwei Rivalen förmlich durch das Dickicht gewälzt, sodass sie großflächig Beweise ihrer Anwesenheit hinterlassen hatten. Die Wicce konnte der Spur ohne Schwierigkeiten folgen.
Da Tamara beständig den Pfad ausleuchten musste, kam sie nur langsam voran. Ihr Weg führte sie bergauf und je länger sie ging, desto mehr Zeit hatte sie zum Nachdenken.
Was genau mache ich eigentlich hier? Ich laufe mitten in der Nacht den Spuren von zwei oder mehr Wölfen hinterher, die offenbar gerade aggressiv drauf sind. Bin ich denn noch zu retten? Wie dämlich kann man sein?
Unschlüssig hielt sie inne und sah sich um. Die Umgebung kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor.
Kunststück. Schließlich bin ich ja gestern erst hier angekommen. Richtig clever von mir, ohne Markierungen einfach in den Wald zu rennen! Geschieht mir recht, wenn ich den Weg nicht mehr zurück zum Zelt finde. Dummheit gehört bestraft.
Ärgerlich atmete sie aus.
Bis zu der kleinen Anhöhe gehe ich noch, doch das war es dann!
Mühsam stieg sie den steiler werdenden Pfad nach oben. Sie hatte unterschätzt, wie schwierig der Weg werden würde, denn sie war keine geübte Kletterin. Die letzten paar Meter waren eine Tortur.
Oben angelangt, gönnte sich die Studentin erst einmal eine Verschnaufpause. Dabei entdeckte sie, dass ihr rechter Schnürsenkel sich gelöst hatte.
Sie legte die Taschenlampe auf den Boden und band ihren Schuh neu. Mit dem Knie stieß sie aus Versehen gegen ihre Lichtquelle und diese kullerte einige Zentimeter von ihr fort.
Großartig!
Tamara lehnte sich nach vorne um nach der Lampe zu greifen, als ihr Blick dem Lichtstrahl folgte. Was sie entdeckte, ließ sie zurückzucken.
Ein nackter Fuß!
Der Rest war in Dunkelheit und Blätterwerk gehüllt.
Shit! Was mache ich jetzt?
Sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr rühren zu können. Ihr ganzer Körper war wie gelähmt. Sie konnte nur noch auf den nackten Fuß starren und wollte sich nicht ausmalen, was sie wohl noch entdecken würde, wenn sie nur danach suchte.
Warum muss ausgerechnet mir so was passieren? Was ist das überhaupt für eine makabere Prüfung?
Ihre Hände zitterten, als sie nach dem einzigen Gerät griff, das ihrer Meinung nach als Waffe taugte. Der dadurch unruhig tanzende Lichtstrahl half auch nicht dabei, ihre gereizten Nerven zu beruhigen. Hektisch suchte sie den Boden in ihrer Nähe nach einem Stock ab, doch natürlich fand sie auf die Schnelle nichts Brauchbares.
Sie entschied sich also für einen Kompromiss und griff nach einem dünnen Zweig. Der sah zwar nicht so aus, als würde er viel aushalten, doch für ihre Zwecke würde es genügen. Zögerlich stupste
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