Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
glaubt, jemand hielte ihn für unwissend. Na ja, manchmal stimmt es eben auch …
Da Flint seinen Mitbewohner nicht von oben herab behandeln wollte, versuchte er es auf die kameradschaftliche Tour: „Denk doch mal nach! Wann werden Begabte dazu befähigt, Magie anzuwenden?“
„Keine Ahnung!“
Valerian sah seinen Zimmernachbarn beleidigt an.
„Doch, klar weißt du das. Jetzt stell dich nicht so an!“
„Rede einfach, anstatt hier dumme Ratespiele zu veranstalten!“
„Mit der Pubertät!“
„Aha“, antwortete der Unsterbliche möglichst desinteressiert.
Das macht er nur, weil er nicht davon betroffen ist. Das ist sein wunder Punkt. Manchmal ist er echt leicht zu durchschauen.
„Sobald ein Begabter Essenz bewusst beeinflussen kann, wächst der Essenzspeicher seines Körpers. Eine Folge davon ist, dass wir langsamer altern. Kannst du mir jetzt folgen?“
„Äh … Ich bin mir noch nicht sicher. Worauf willst du hinaus?“
„Ich will darauf hinaus, dass Sir Fowler, wenn er sechzig Jahre alt wäre, noch immer wie dreißig oder vierzig aussehen würde.“
„Echt?“
„Echt. Je mächtiger ein Magiewirker, desto langsamer verläuft der Alterungsprozess.“
„Und wir können davon ausgehen, dass Sir Fowler als Rektor eher zu den Essenzkanonen gehört, richtig?“
Flint nickte schmunzelnd. Na also, geht doch.
„Wow! Cool! Dafür sieht er aber echt noch fit aus“, grinste der Unsterbliche.
„Hehe, allerdings! Und kannst du dir jetzt denken, warum das mit den vier Geistern so besonders ist?“
Valerians grinsendes Gesicht bekam wieder einen komplett leeren Ausdruck.
„Äh … nein?“
Es ist zum Mäusemelken!
„Du hast aber schon zugehört, als ich dir das mit den alten Geistern erklärt habe, oder? Bei unserer Strafarbeit?“
„Du hast gesagt, dass es nur wenige alte Geister gibt.“
„Richtig! Und warum?“
„Ähm … weil … das irgendwie … so … mehr … Energie kostet … öhm … für die Geister?“
„Jaaaa? Und warum kostet das mehr … Essenz?“
Flint sah den anderen hoffnungsvoll an.
Valerian sah hoffnungsvoll zurück.
„Weil sie schon lange tot sind und diese … Dings … Realitäten für sich bauen?“
„BINGO! Hundert Punkte für den Unsterblichen! Ich gratuliere!“
Valerian grinste zufrieden. Es war zwar offensichtlich, dass er immer noch nicht verstand, was er da gerade gesagt hatte, doch zumindest hatte er sich bemüht, mitzudenken.
Um die Sache zu erleichtern, formulierte Flint das Fazit selbst: „Und das bedeutet, dass eine Generation bei den Fowlers nicht fünfundzwanzig Jahre umfasst, sondern weit mehr. Und das wiederum bedeutet, dass die älteren Fowler-Geister wirklich, wirklich uralt sind.“
Valerian runzelte die Stirn. „Und wie alt genau?“, wollte er wissen.
„Puh, keine Ahnung. Richtig alt.“
„Vierhundert Jahre?“
„Nee, sicher mehr.“
„Sicher viel mehr?“
„Sicher mehr als sechshundert Jahre.“
„Shit! Die Kerle sind ja voll alt!“
Flint stimmte zu. Es gefiel ihm, dass Valerian endlich die Tragweite dieser Information aufging.
„Die müssen ja schon eine halbe Ewigkeit tot sein!“
„Manche von denen sicher.“
„Und die hocken immer nur in dieser dämlichen Krypta rum? Kein Wunder, dass die so abgehen. Jetzt wird mir einiges klar.“
Valerian fing an zu grinsen.
„Ja? Was denn?“, interessierte sich Flint.
„Jetzt weiß ich, was deren Problem ist.“
„Die haben ein Problem?“
„Ja. Und ich soll es für sie lösen. Jetzt weiß ich, was ich tun werde!“
„Nämlich?“
Valerian hob den Zeigefinger. „Nicht so neugierig! Das ist streng geheim! Immerhin ist es so was wie eine Prüfung“, behauptete er protzig.
Flints Mundwinkel hoben sich.
Auch wenn er es nicht weiß: Valerian kann mich immer wieder aufmuntern. Allein schon durch seine verschrobene Art.
Der junge Geisterseher war froh, dass der andere hier war. Ohne ihn hätte ihm vor der kommenden Nacht gegraut.
Kapitel 22
Man hatte den Geschwistern erlaubt, gemeinsam zu Rosina Kemptens Anwesen zu fahren. Tom hatte es zu seinem Anliegen gemacht, seine Schwester persönlich dort abzusetzen. Während der Fahrt reflektierte Linda das Gespräch mit der Prüferin. Sie war sehr nett gewesen. Sie hatte die junge Frau zu trösten versucht und ihr erklärt, dass sie sich morgen früh erneut treffen und über das weitere Vorgehen bezügliche der Prüfung sprechen würden. Lindas Alarmglocken hatten bei dieser Formulierung sofort
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