Die Cromwell Chroniken - Schicksals Pfade (German Edition)
Schultern und schüttelte dann den Kopf.
„Ich wusste es ja selbst nicht, aber ich glaube, ich habe das schon mal gemacht. Weißt du nicht mehr? In unserem Urlaub?“
„Als du sieben Jahre alt warst, unbedingt alleine spazieren gehen wolltest und in diesen Teich reingefallen bist?“
Linda verzog das Gesicht. „Es war kein Teich, es war ein See.“
„Von wegen! Es war ein kleiner Tümpel!“, lachte ihr Bruder.
Die Seherin verschränkte die Arme und hob ihr Kinn. „Ich wusste nicht, wie tief er ist, und dachte, ich ertrinke. Hab ein wenig Mitgefühl!“, murrte sie verstimmt.
Ihr Bruder lachte noch lauter und schlug sich auf die Oberschenkel.
„Ich hab doch Mitgefühl! Aber der Anblick war einfach zu herrlich! Du hast knietief im Wasser gestanden und hattest Entengrütze auf deinem T-Shirt. Aber ernsthaft … Es stimmt, damals hatte ich ebenfalls das Gefühl, als müsste ich sofort zu dir kommen.“
„Na toll! Die einzigen Male, dass ich eine völlig neue Fähigkeit einsetzte – und ich weiß weder, wie ich es gemacht habe, noch war es nötig. Ich bin so peinlich!“
In diesem Moment hörten die beiden ein Geräusch, das sich schnell näherte. Linda erkannte sofort, dass ihre Prüfer mit dem Auto zurückkamen.
„Da kommen sie, um mir zu sagen, wie grauenhaft schlecht ich gewesen bin.“
Sie klang so deprimiert, dass Tom sie noch einmal an sich drückte.
„Warte es doch erst mal ab. So schlimm wird es schon nicht werden.“
Cat lag ruhig auf dem runden Wohnzimmerteppich und lauschte Patricias Anweisungen.
„Damit du dich an das Gefühl, durch die Zeit zu reisen, gewöhnen kannst, haben wir uns fürs Erste auf einen kurzen Sprung geeinigt. Also gestern um die gleiche Uhrzeit.“
Katharina machte ein fragendes Gesicht.
„Das kann man so genau auswählen? Ich bestelle einfach eine Uhrzeit und schwupps bin ich da?“
„Na ja, einfach würde ich nicht sagen. Aber … ja, ich kann einen bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit gezielt auswählen.“
„Und auch einen in der Zukunft?“
Ein geheimnisvolles Lächeln huschte über die Züge der Prüferin.
„Es ist nicht explizit verboten, aber wir vom Sapientia Oracularum sind angehalten, keine Einblicke in die Zukunft zu suchen.“
„Aber ich bekomme doch auch ständig Visionen. Dabei weiß ich nicht mal, ob sie zukünftig oder vergangen sind. Ich hatte beides schon.“
Die Prüferin nickte.
„Ich sage auch nicht, dass es nicht möglich ist oder unbeabsichtigt geschieht. Wir sollten es nur nicht gezielt machen. Davon abgesehen wirst du bald lernen zu unterscheiden, ob eine Vision eine bereits geschehene Episode zeigt oder sie dir von einer möglichen Zukunft berichtet.“
Cat legte den Kopf schief.
„Einer möglichen Zukunft? Was meinst du damit?“
„Damit meine ich, dass die Zukunft nicht statisch ist. Alles bewegt und verändert sich. Ich glaube zwar nicht an Zufälle, aber ich weigere mich auch, an einen vorgefertigten Weg zu glauben.“
„Okay, ich verstehe, was du mir sagen willst. Aber warum dürfen wir nicht nach zukünftigen Visionen forschen? Das wäre doch praktisch, schließlich wären wir damit viel effektiver, wenn wir potenziellen Bösewichten etwas entgegensetzen wollen, oder nicht?“
„Das schon, aber die Sache hat einen Haken. Ich versuche es dir an einem Beispiel zu erklären. Sagen wir mal, du schaust in die Zukunft und siehst, dass das neue Shampoo, das du morgen testen willst, dir die Haare ruinieren wird. Okay, ein blödes Beispiel, aber du verstehst, was ich meine?“
Cat nickte.
„Also schön … Du beschließt daraufhin, dass du das Shampoo zurückgibst oder was auch immer. In jedem Fall benutzt du es nicht. Verständlich, oder?“
„Ja, klar. Ich will schließlich keine ruinierten Haare.“
„Richtig. Also wirst du aufgrund der Vision eine Entscheidung treffen. Die Vision zeigt dir aber nur eine mögliche Zukunft. Was, wenn deine Haare nach der Wäsche genauso intakt wären wie sonst auch und du dich aufgrund der Vision falsch entschieden hättest?“
„Dann hätte ich Geld rausgeschmissen.“
„Richtig. Nicht weiter tragisch in diesem Fall. Aber was, wenn du siehst, dass ein Mann jemanden, den du kennst, erschießt. Was würdest du machen?“
„Wow … Ich weiß nicht …“
„Du würdest mit Sicherheit etwas dagegen unternehmen wollen, richtig?“
„Ja, natürlich! Ich schaue doch nicht zu, wie jemand getötet wird!“
„Klar, das ist auch verständlich. Aber was, wenn dieser
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