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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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Prominenten –, erscheint sie irgendwann als normal und akzeptabel.«
    »Weiter.«
    »In jedem Fall können Sie ziemlich sicher sein, dass sie schon irgendwie an die Öffentlichkeit gelangt ist. Aberglaube entwickelt sich mit der Zeit. Wir werden also noch mehr über Sagengestalten hören. Ich vermute allerdings, dass in der jüngeren Generation Aliens dominieren werden. Sie sind aktueller. Sind schon Kinder gestorben?«
    »Nicht in diesem Land. Aber zwei in Amerika. Sie werden gerade obduziert.«
    Ich berichte von Svenssons anatomischen Anomalien. »Gibt es bei den Kindern Augeninfektionen?«
    »Nein. Aber Sie haben gesehen, dass sie großen Wert auf Sonnenbrillen legen, also empfinden sie ihre Augen als verletzlich. Bleiben Sie dran. Ich nehme an, Stephanie ist fürs Erste unabkömmlich.«
    »Ja. Sie und Kaitlin …«
    »Keine Sorge. Ich kenne den, hm, Kontext. Wir müssen nicht darüber sprechen.«
    Später ruft Stephanie an, um mir zu sagen, dass sie noch nicht weiß, ob sie im Krankenhaus übernachten wird oder nach Hause kommt. Kaitlins Zustand ist unverändert. »Sie wollen sie entlassen, sobald sie stabil ist. Also spreche ich so oft wie möglich mit den Ärzten, um herauszufinden, was mich erwartet. Um mich vorzubereiten.« Ihre Stimme klingt sehr angestrengt. Ich frage mich, ob sie mir die Lage schildert, wie sie tatsächlich ist oder wie sie sie gerne hätte. Das ist nicht dasselbe. »Ich habe mich bereit erklärt, hier im Krankenhaus eine Gruppe für trauernde Familien zu leiten. Krisenberatung. Ich hatte gerade die erste Sitzung.« Sie hält inne. »Professionell gesehen war es für mich sehr schwierig. Unter normalen Umständen würde ich als befangen gelten.« Sie verstummt wieder, und ich höre, wie sie durchatmet. »Es fällt mir schwer, Hesketh. Das solltest du wissen. Nach dem, was er ihr angetan hat, aus welchem Grund auch immer, aus welcher Krankheit heraus auch immer, kann ich nicht mehr neutral sein. Ich kann ihm gegenüber nicht mehr so empfinden wie früher.«
    Nachdem sie aufgelegt hat, denke ich über das nach, was sie gesagt hat.
    Ich hatte mir vorgestellt, Kaitlin würde vom Erdboden verschwinden, und Freddy und ich würden in dem Cottage auf der Insel leben. Wir würden Drachen bauen und steigen lassen, richtige Drachen, die nicht schief hängen. Oder Boote konstruieren, die wir in den Tümpeln am Strand schwimmen lassen würden. Ich würde ihm etwas über Vögel beibringen, und wir würden uns ein Pilzbuch besorgen, um essbare und ungenießbare Pilze zu unterscheiden. Wir könnten sie kochen. Er könnte in die örtliche Schule gehen. Wenn ich für Phipps & Wexman auf Geschäftsreise ginge, könnte ich ihn mitnehmen.
    Dieses Szenario pflegte mich zu trösten.
    Warum wird mir jetzt auf einmal schwindlig, wenn ich es heraufbeschwöre?
    Im Wohnzimmer ist Freddy aufgewacht und schaut wieder die DVD. Ich drücke auf Pause – ohne dass er widerspricht – und lege Sunny Chens Selbstmordzeichnungen wortlos vor ihn auf den Couchtisch. Dann drücke ich die Aufnahmetaste an meinem kleinen Gerät und warte.
    Seine Augen überfliegen rasch die Seite, von links nach rechts, von oben nach unten und dann andersherum, fahren den Kreis der Kette nach, das allsehende Auge und den säuberlichen, kleinen Handabdruck in der unteren rechten Ecke.
    »Wer hat das gezeichnet?«, frage ich.
    »Einer von uns.«
    Er legt seine Hand über den Abdruck. Sie passt perfekt.
    »Wer ist uns ?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Uns ist uns.«
    »Kinder?«
    Er nickt.
    »Und was ist mit dieser Form hier?« Ich hole die Kette ausder Jackentasche und lege sie neben die Zeichnung auf den Tisch. »Die hast du für Stephanie gemacht. Aus Pappmaschee. Sie sieht genauso aus.«
    »Es sind Knochen.«
    »Was meinst du mit Knochen?«
    Ich bemerke den Schauer, der seinen Körper durchläuft und den ich schon einmal gesehen habe. Er zeugt von einem mentalen Umschalten. »Warum reden wir über Knochen? Du bist ein Spinner, Hesketh.«
    »Aber Freddy K, du hast eben gesagt …«
    Er knallt den Stift auf den Tisch. »Warum fragst du mich den ganzen Blubblubb? All diesen lap-sap ? Was ist los mit dir?«
    Blubblubb ist ein Freddy-Wort. Lap-sap nicht. Jonas Svensson hat es benutzt. Er hat mich als »Scheißerwachsenen« und »beschissenen lap-sap « bezeichnet. Das kann kein Zufall sein.
    »Freddy K, Freddy K, Freddy K. Weil ich die Antworten wissen will.« Es ist mir egal, wie wütend er wird. Ich muss ihn hier herausholen.
    »Aber ich habe es

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