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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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Spezies angehören, haben sie nicht dieselben Rechte.«
    »Scheiße«, sagt Ashok.
    Stephanie ist bis jetzt sehr still gewesen. Jetzt wirft sie mir einen Blick zu und macht die typische kleine Kopfbewegung – sie hebt das Kinn und öffnet die Augen ganz weit –, die ich inzwischen als stummen Befehl kennengelernt habe.
    Doch ich reagiere nicht.
    »Hesketh«, sagt sie beherrscht, »ich glaube, das hier könnte der richtige Augenblick sein, um ihnen zu erzählen, was du verschwiegen hast.« Ich greife nach einem Blatt Papier. Ich fühle mich überrumpelt. Aber ich kann nicht lügen. Ich brauche es gar nicht erst zu versuchen. Stephanie schaut mich immer noch an.
    »Was geht hier vor?«, will Ashok wissen. »Wenn das hier irgendein persönlicher Scheiß wegen Kaitlin ist …«
    »Nein, es ist nicht persönlich, Ashok«, sagt sie.
    »Stört Sie etwas, Hesketh?«, fragt Professor Whybray.
    Ich beginne zu falten. Eine Kakerlake. Die Flügel sind aufwändig. »Die Fakten. Die Fakten stören mich.«
    »Weiter«, drängt Stephanie. Ihre Augen glitzern. »Sag es ihnen. Sag es ihnen jetzt.«
    Ich stehe auf, ziehe die Jacke aus und rolle meinen Ärmel hoch, um den Abdruck zu zeigen. Er verblasst endlich, doch die Fingerspuren sind noch deutlich zu erkennen.
    Professor Whybray fragt: »Darf ich?« Ich gehe zu ihm, und er untersucht interessiert den Abdruck. »Ich nehme an, das war Freddy.«
    »Nein. Es war Jonas Svensson. In Schweden.«
    »Hm. Er muss sehr kleine Hände gehabt haben.«
    »Nein. Das ist es ja gerade. Seine Hände waren groß. Aber als er mich festgehalten hat, hinterließ er diesen Abdruck.«
    Ich setze mich wieder hin und falte weiter meine Kakerlake. Niemand sagt etwas. Dann räuspert sich Stephanie. »Hesketh hat auch in Dubai etwas gesehen, was Sie wissen sollten.«
    Ich liefere die Kurzfassung.
    »Also haben ich und siebenundzwanzig weitere Männer die Gestalt gesehen, die de Vries als tokoloshi bezeichnet hat«, schließe ich meine Ausführungen. Ich merke, dass sie mich anschauen. Das Schweigen dauert so lange, dass ich die Kakerlake fertigstellen kann.
    Professor Whybray rutscht unter Schmerzen auf seinem Stuhl herum, steht dann auf und tritt ans Fenster. Das Schweigen dauert an, während er dort steht und auf den Rauch-Cumulus am Horizont schaut.
    Ashok hat den Kopf in den Händen vergraben, schaut aberirgendwann hoch. »Warum zum Teufel hast du uns das nicht schon vorher erzählt?«
    »Weil du ausdrücklich gesagt hattest: Keine kleinen Männchen .« Ashok schnaubt und trommelt mit den Fingern auf dem Tisch herum, was auf Aggressivität hindeutet. Das kann er nicht abstreiten. »Aber Jonas hat die Abdrücke auf meinem Arm hinterlassen, und ich habe ein kleines Mädchen gesehen.«
    Er wirft einen Würfel in die Luft. Er landet auf dem Schreibtisch, prallt ab und fällt mir vor die Füße.
    Ich hebe ihn auf und umfasse ihn mit der Hand. Ein bewundernswertes Exemplar.
    Professor Whybray dreht sich um. Sein Gesicht ist sehr blass. Er sieht alt aus.
    »Hesketh. Wenn es von irgendeinem anderen als Ihnen käme, wäre ich skeptisch. Aber ich bezweifle nicht, dass Sie gesehen haben, was Sie gesehen haben.« Ich schließe die Augen und schicke im Geiste meine kleine Kakerlake an die Decke. »Menschen, die so konfiguriert sind wie Sie, lügen nicht.« Er setzt sich wieder auf den Stuhl, scheint immer noch Schmerzen zu haben. Seine Gesichtshaut erinnert an uralten Papyrus. Ich bin mir sicher, dass er zu wenig schläft. »Sie hätten es uns nur früher sagen sollen, das ist alles. Wir müssen herausfinden, was für eine Auswirkung das auf unsere anderen Ergebnisse hat.«
    »Vermutlich eine sehr unwissenschaftliche«, sage ich. »Denn mir erschließt sich da kein Sinn.«
    Er blickt hoch. »Neue Parameter«, sagt er schroff.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er meint, wir sollten die Fantasie spielen lassen. Über den Tellerrand schauen«, sagt Ashok. »Als würden wir das nicht die ganze Zeit schon tun. Stimmt’s?«
    Der Professor nickt. »Beginnen wir mit der Hypothese,dass wir es mit einer Generation zu tun haben, deren DNA irgendwie verändert wurde.«
    »Wodurch? Und wann? Nach der Geburt kann sie sich nicht mehr verändern.«
    »Noch nicht«, erwiderte er.
    »Was meint ihr?«, will Stephanie wissen.
    »Sprechen wir hier von Genmanipulation, oder wie?«, fragt Ashok.
    »Oder Evolution«, sagt Stephanie. »Aber Mutationen ziehen sich über Jahrhunderte hin.«
    »Nein. Hast du nicht von den Regenwürmern gehört, die

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