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Die da kommen

Die da kommen

Titel: Die da kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Jensen
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man in alten Arsenminen gefunden hat?«, fragt Ashok. »Sie haben nur fünfzig Jahre gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, eines der stärksten Gifte als Nahrung zu verzehren. Oder die zusätzlichen Blutgefäße bei Nepalesen, die deswegen keine Höhenkrankheit bekommen. Eine Überlebensmutation.«
    »Laut unserer Nierenexpertin treten angeborene Nierenanomalien in einigen Teilen der Welt bereits regelmäßig auf«, sage ich.
    »Was bedeutet, dass sie in hundert Jahren theoretisch die Norm sein könnten«, erklärt Professor Whybray. Seine Augen glänzen seltsam, als hätte er Fieber.
    »Stopp«, sage ich. »Wir sprechen von der Gegenwart. Von der Welt, in der wir jetzt leben. Wir reden nicht über irgendein … Zukunftsszenario.«
    »Wenn es nach Ihnen ginge, Hesketh, wäre die Vorstellung einer hypothetischen Welt, die uns einen Besuch abstattet, zwar philosophisch interessant, aber irrational?«
    Ich nicke. »Absolut sogar.« Ich wundere mich, weshalb er überhaupt danach fragt.
    »Sie sehen also keinen Spielraum für Metaphysik?«
    »Nur wenn sie mit Rationalismus und wissenschaftlichüberprüfbaren Daten einhergeht. Dann sehe ich Spielraum für alles und jeden. Wenn es nur fantasievolle Spekulationen sind, nicht.«
    »Selbst nach unserer Diskussion über das CERN?«
    »Mal langsam«, sagt Ashok. »Da komme ich nicht mit, Leute. Warum sprechen wir über dieses, dieses … ja, was denn?«
    »Wir sprechen über eine theoretische Eventualität«, antwortet Professor Whybray, »die einen Paradigmenwechsel enthält.«
    »Versuchen wir’s doch mal«, sagt Stephanie. Ihr Gesicht ist blass und von grimmiger Entschlossenheit. »Wenn dieser Paradigmenwechsel dazu führt, dass ich morgen aufwache und herausfinde, dass alles nur ein Traum war, bin ich ganz dafür.« Ihr Handy klingelt. »Bitte entschuldigt mich einen Moment.« Sie steht auf, geht zur Tür und dreht sich zur Wand.
    »Nun, ich schlage vor, wir lassen die Fantasie mal außer Acht und halten uns an die Fakten«, murmelt Ashok. »Wer möchte was trinken? Ich brauche dringend was. Wodka oder Whisky hätte ich anzubieten. Wer ist dabei?«
    Aber Professor Whybray hört nicht zu. Er hält sein Notizbuch auf dem Knie und beginnt sehr schnell zu schreiben. Also antworte ich, dass wir beide Whisky nehmen, und beobachte den alten Mann. Er zeichnet keine Diagramme, sondern hält seine Ideen in Form von Sätzen, Absätzen, Überschriften und einer Fragenliste fest. Meist elegant formuliert. Ich bin ein Mann der Diagramme und Symbole. Doch mit welchem Diagramm und welchen Symbolen könnte man eine Spezies rachsüchtiger Kinder beschreiben, die die Welt, wie wir sie kennen, in die Knie zwingt?
    Ich muss eines davon verschluckt haben , sagte Jonas Svensson.
    Du kannst nicht herein , sagte de Vries.
    Komplexe Organismen wie Bandwürmer können jahrzehntelang im Körper leben. Sie stellen gewaltige Ansprüche. Sie übernehmen die Kontrolle. Wie Marionettenspieler erteilen sie Befehle. Der Wirt und der Parasit werden untrennbar verbunden. Sie bilden ein »Wir«.
    »Die menschliche Geschichte ist ein Schwerlaster«, murmelt der Professor. Ashok wirft ihm einen fragenden Blick zu. Ich trinke einen großen Schluck Whisky. Draußen fällt leichter Regen, der wie Silberdraht aussieht, während der Stift meines Mentors Zeile um Zeile über die Seiten gleitet. Ich falte weiter Papier. Noch einen Würfel für Ashok. Ich werfe ihn hinüber, und er fängt ihn mit einer Hand.
    Stephanies Telefonat hat nicht lange gedauert. Sie hat sich schon bedankt und wieder hingesetzt und ihr Telefon in die Handtasche gesteckt. Ihre Bewegungen wirken allerdings etwas ungeschickt.
    »Einen Drink, Steph?«, fragt Ashok.
    Statt zu antworten steht sie abrupt auf, taumelt und sinkt in die Knie. Ihr Gesicht hat nicht die übliche Form. Professor Whybray lässt das Notizbuch fallen, springt hoch und fängt sie auf, bevor sie gegen den Schreibtisch fällt. Er setzt sie auf ihren Stuhl und drückt ihr den Kopf zwischen die Knie.
    »Tief durchatmen«, sagt er, einen Finger an ihrem Puls. »So ist es gut. Sehr gut.«
    Stephanie stöhnt. Es ging alles so schnell, dass ich es kaum verarbeiten kann. Ashok schaut sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Oh, Mann«, sagt er. »Oh, Gott. Oh, nein.«
    Manchmal bin ich wirklich schwer von Begriff.
    Daher werde ich eine Weile brauchen, um die Nachricht zu verarbeiten, dass die Patientin in Bett 67 im fünften Stock des St Thomas’ Hospital um 15.15 Uhr eine fatale

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