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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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mag, dem schlage ich Einfluss vor. Aber wer leugnet, dass die Bank Einfluss hat, lügt.
    Macht fasziniert Sie.
    Gestaltungsmacht. Keine absolute Macht. Es ist naiv, anzunehmen, dass es damals wie heute irgendwo in der westlichen Welt eine Institution oder einen Menschen gibt, der Macht in dem Sinne hat, dass er keine Rücksicht mehr nehmen muss.
    Geht es wirklich nur um Gestaltungsmacht? Macht hat doch auch immer eine Faszination an sich.
    Der Gegensatz von Machthaben ist doch Ohnmächtigsein. Das wollte ich nicht. Ich hatte einen Vater der alten Schule erlebt, der mich zum Adressaten seiner Gebote und Verbote machte. Hat mir nicht gefallen. Ich habe das Militär erlebt, wo eine Kommandostruktur herrschte. Hat mir auch nicht gut gefallen. Wenn Sie nicht ohnmächtig durchs Leben gehen wollen, sollten Sie kapieren, wie Macht funktioniert. Machtausübung hat ja eine rein technische Dimension: Kapitalerhöhungen, Fusionen – wie macht man so was? Wenn man das lernen will, sollte man zur besten Adresse gehen. Herrhausen hat mal zu mir gesagt: Jetzt erkläre ich dir, wie man sich mit einem Ministerpräsidenten auf ein Sofa setzt.
    Und wie setzt man sich denn mit einem Ministerpräsidenten auf ein Sofa: breitbeinig oder mit übereinandergeschlagenen Beinen?
    Man schaut, wie der es macht. Macht es nach. Das Wichtige ist: hinkucken. Man muss achtsam sein, bescheiden, darf sich nicht aufdrängen, nicht laut sein, der Deutsche ist ja sehr laut. Kommt ganz schlecht an. Man muss sich selbstbewusst zurücknehmen. Das alles muss man lernen. Das bringt Ihnen Ihre Mutter nicht bei.
    Herrhausen sagte einmal: Die Deutsche Bank sei in der Lage, mit den Großen zu konkurrieren – nicht nur intellektuell, sondern auch emotional. Was meinte er mit emotional?
    Das Zitat stammt aus den 1980 er Jahren. Man darf nicht vergessen: Deutschland war immer noch geteilt. Wir hatten den Krieg verloren. Jetzt schickte sich die Deutsche Bank an, international mitspielen zu wollen: mit den Siegern in einen Ring zu gehen. Das müssen Sie sich zutrauen. Emotional hieß: Das trauen wir uns zu. Wir sind aus den falschen Gründen zurückhaltend und schüchtern. Wir können das auch.
    Hatten Sie auch dieses ausgeprägte Selbstbewusstsein?
    Habe ich noch nie drüber nachgedacht. Doch. War so.
    Wo in den Zwillingstürmen der Bank hatten Sie Ihr Büro?
    Zunächst im A-Turm, 17 . Stock. Als ich später im Vorstand saß, lag es im A-Turm, 30 . Stock – gleich neben dem von Rolf Breuer, der damals Sprecher des Vorstandes war.
    Hat damals noch jemand über Ihnen gesessen?
    Ja, Joe Ackermann.
    Ist der A-Turm besser als der B-Turm?
    Im A-Turm sitzt der Vorstand. Sie stellen vielleicht Fragen.
    Es geht um Insignien der Macht. In Hochhäusern symbolisiert das Stockwerk, in dem einer sitzt, seine Stellung in der Hierarchie.
    Bei der Deutschen Bank kam der Neue in das Büro, das gerade frei war. Völlig wurscht, wo. Die mächtigen Händler wie Ribbentrop waren im dritten Stock untergebracht. Im 29 . Stock saß Hermann Josef Abs, der mächtigste Banker, den Deutschland je hatte und der bis zu seinem Tod der eigentliche Chef war.
    Und wie war im 30 . Stock der Blick aus dem Fenster auf das Land, das die Deutsche Bank mitregierte? Hat der Ihre Perspektive geprägt?
    Zum Rauskucken war keine Zeit. Man wirft höchstens mal kurz einen Blick auf den Opernplatz und denkt: Mein Gott, wie viele von unseren Leuten hocken wieder da und sollten im Büro sein. Wenn wir auf dieser oberflächlichen Ebene bleiben, könnten wir auch über Autos reden …
    … gern, über die dunklen Limousinen, die Wagenkolonnen, die etwas Imposantes haben. Sollen sie ja auch.
    Gnade Gott der Institution, die von Leuten geführt wird, die so leicht zu kriegen sind; deren Triebfeder so wenig komplex, so leicht zu entschlüsseln ist.
    Wie sieht denn Ihrer Meinung nach ein Idealbild von Vorständen aus? Was müssen sie können?
    Die da oben müssen gut sein im Da-oben-Sein. Wenn sie da oben bleiben wollen, müssen sie verstehen, dass sie sich fokussieren müssen auf die Kunst, da oben zu bleiben.
    Woraus besteht diese Kunst?
    Wenn Sie Eigentümer haben, die Politiker sind, müssen Sie verstehen, wie Politiker funktionieren. Sie müssen sich darauf einlassen. Wenn Sie im Vorstand der Deutschen Bank sind, und die Mode der Stunde ist ein amerikanisches Führungsmodell, dann müssen Sie sich darauf einlassen. Es wird erwartet, daß Sie mit den Wölfen heulen.
    Sie müssen lernen, auf Ihre Stunde zu warten, den

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