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Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen

Titel: Die da oben - Innenansichten aus deutschen Chefetagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Barbara u Heidtmann Nolte
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den USA haben Sie beendet, die Postbank verkauft. War das ein Konflikt für Sie?
    Klaus Zumwinkel hat ja nicht absichtlich falsche Entscheidungen getroffen. Wenn die sich jetzt aber als falsch erweisen, muss ich sie revidieren, das ist mein Job. Dass Klaus Zumwinkel nicht, wie ursprünglich geplant, Aufsichtsratsvorsitzender geworden ist, hat es für mich aber wahrscheinlich leichter gemacht.
    Wie haben Sie zum ersten Mal vom Verdacht der Steuerhinterziehung gegen Klaus Zumwinkel erfahren?
    Mein Fahrer hat es mir erzählt, als er mich morgens abholte. Ich habe einen Fernseher im Auto, den ich daraufhin anmachte und dachte: »Da muss ich mich jetzt wohl drum kümmern.« Ich habe meine Rechtsanwälte angerufen, meinen Kommunikationschef und mein Büro im Konzern. Ich habe auch versucht, an Zumwinkel heranzukommen, was bis zum Nachmittag nicht gelang, weil die Polizei ihn nicht telefonieren ließ. Ich fuhr ein Notfallprogramm, ohne groß darüber nachzudenken, was genau passiert war. Ich musste dafür sorgen, dass wieder Ruhe in den Laden kommt.
    Wie beurteilen Sie heute das Verhalten von Klaus Zumwinkel?
    Es macht mich sprachlos.
    Äußert sich Zumwinkel dazu?
    Ja, ich denke, er weiß selbst nicht, warum er das getan hat.
    Können Sie sich vorstellen, dass Ihnen so etwas passiert?
    Ich glaube, mir ist so was bisher nicht unterlaufen.
    Verliert man in solchen Positionen auf Dauer den Sinn für die Realität?
    Die Gefahr besteht sicher. Man muss sich ständig selbst kontrollieren, denn Macht korrumpiert und Geld auch.
    Irgendwann fühlt man sich unantastbar.
    Man muss aufpassen, dass man nicht zum Gefangenen seiner Historie wird. Ich hoffe, dass ich die Kraft habe, aufzuhören, wenn der Termin gekommen ist.
    Die meisten klammern sich an ihre Posten.
    Vielleicht lässt man leichter los, wenn man seine Unabhängigkeit behält. Mein Haus ist längst nicht das, was Sie von einem Vorstandsvorsitzenden eines so großen Unternehmens erwarten würden. Und: Es ist längst abbezahlt. Wenn man mich hier morgen bittet, zu gehen, dann ist mein Leben nicht zu Ende.

Thomas Fischer
»Geld macht alles gleich. Wir sind Experten der Gleichnamigkeit«  
    Ein kalter Wintertag im Grunewald. Thomas Fischer sitzt über einem Wiener Schnitzel in »Reinhard’s Landhaus« am Hagenplatz. Er wohnt in der Nähe.
    Wie ein englischer Landadeliger sieht er aus. Rötliche, gewellte, nach hinten gekämmte Haare. Brauner Cordanzug, den er mit Weste, Krawatte und goldenen Manschettenknöpfen trägt. Allerdings ohne Cowboystiefel, die früher so oft unter seinen blauen Businessanzügen herausragten. Die Cowboystiefel waren bei ihm mehr als nur Schuhe: Sie waren eine kleine Abweichung in der genormten Welt des Geldes.
    Thomas Fischer gilt als Nonkonformist, als Intellektueller unter Deutschlands Bankern. Alfred Herrhausen, den er bewunderte, stellte ihn 1985 bei der Deutschen Bank ein. Dort erlebte Fischer 1989 Herrhausens Tod durch ein Bombenattentat. Fischer stieg in den Vorstand der Bank auf, verließ dann das Haus im Streit mit Josef Ackermann und übernahm die Westdeutsche Landesbank. 2007 musste er dort seinen Posten aufgeben, nachdem Fehlspekulationen der West LB in Millionenhöhe bekannt geworden waren.

    Was war die größte Menge Geld, für die Sie jemals verantwortlich waren?
    Ein paar hundert Milliarden. Das war die Bilanzsumme der Westdeutschen Landesbank, als ich Vorstandschef war.
    Eine enorme Summe. Hatten Sie noch ein Gefühl dafür?
    Was wollen Sie denn da fühlen? Sie müssen die Mechanismen verstehen.
    Gefühle wären falsch …
    … unangemessen. Wollen Sie den ganzen Tag überwältigt sein?
    Mit Gefühl meinen wir nicht, überwältigt zu sein, sondern ob man zum Beispiel nur die Nullen zählt oder …
    … wer nichts fühlt, erkennt nichts. Ein reiner Zahlentiger entdeckt nicht, wenn Dinge nicht vernünftig sind. Sie müssen ein Gefühl für Größenordnungen haben. Sie bilden Relationen: Eine dreimal so große Bank muss zum Beispiel etwa den dreifachen Gewinn machen. Sie prüfen Plausibilitäten: 40 Prozent Rendite – kann doch nicht sein.
    Was fasziniert Sie am Geld?
    Nichts. Geld ist nützlich, vor allem wenn Sie der Welt, so wie ich, zutiefst misstrauen. Dann hat Geld einen abgeleiteten Wert: Du musst dich nicht mit allem auf der Welt zufrieden geben. Du hast die Mittel, um dich zurückzuziehen.
    Sie haben das Gegenteil gemacht: Über Jahrzehnte waren Sie in Ihrem Beruf damit befasst, Geld zu mehren.
    Ich hatte immer ein der

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