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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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wartete an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. Er hatte sich wirklich schnell an das Hofleben gewöhnt: Kein anderer Sekretär oder Schreiber in Weithall kleidete sich so gut und so farbenprächtig. »Haben wir unser Schönheitsschläfchen beendet? Da sind nämlich ein paar Botschaften, die Eurer Antwort harren — und noch ein paar andere Dinge.« Er rollte die Augen. »Eine der Sendungen ist an ›die schöne Tanzprinzessin‹ adressiert — ich nehme an, das seid Ihr.«
    »Ach, du liebe Güte. Zeig her.« Sie nahm das kleine, stoffbezogene Kistchen von Feival entgegen. »Was ist da drin?«
    Ivgenia kicherte. »Dummerchen, macht es doch auf und seht nach.« »Ein Geschenk? Von Lord Nikomakos, steht darauf« Sie fummelte das Kästchen auf und zog ein Samtbeutelchen heraus.
    »Er ist ein Grafensohn — der Blonde, mit dem Ihr die halbe Nacht getanzt habt«, sagte Ivgenia lachend. »Ihr habt doch sicher nicht so viel getrunken, dass Ihr gar nichts mehr davon wisst?«
    »Natürlich weiß ich das noch. Er erinnerte mich an Kendrick, meinen ... meinen Bruder. Aber er hörte nicht auf, von seinen Falken zu reden. Immer nur Falken, Falken ... Warum sollte er mir so etwas ...« Sie zog den Inhalt des Beutels hervor. »Barmherzige Zoria, steh mir bei, warum sollte er mir ein Goldarmband schicken?« Es war hübsch, wenn auch ein bisschen sehr glitzerig, die Art Schmuck, die sie von sich aus selten trug — eine weiße Rosenranke, mit Knospen aus klaren Edelsteinen. »O barmherzige Göttin, sind das
Diamanten?
Was will er von mir?« Sie war schockiert. Nie wieder würde sie in der Öffentlichkeit Wein trinken. Statt, wie sie vorgehabt hatte, zu sondieren, welche Edelleute sich möglicherweise für die Sache ihrer Familie gewinnen ließen und ihr helfen könnten, sanften Druck auf König Enander auszuüben, hatte sie anscheinend ein Spektakel geboten, für das sich selbst die letzte Provinzbaroness schämen würde.
    »Seid Ihr wirklich so dumm, Hoheit?«, fragte Ivvie.
    »Ich meine, natürlich weiß ich, was er will, und vermutlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen, aber ...« Sie starrte das Armband verdrossen an. »Ich muss es zurückschicken.« Sie glaubte zu
hören,
wie Feival indigniert die Lippen schürzte.
    »Sind alle diese Geschenke von ihm?«
    »Von ihm und von anderen«, sagte ihre Freundin.
    »Dann muss ich sie alle zurückschicken.«
    »Wirklich alle?« Ivgenia hielt ein großes, in Stoff gehülltes Päckchen hoch. »Auch das hier von Prinz Eneas persönlich?«
    Briony nahm es und öffnete es. »Es ist ein Buch —
›Chronik des Lebens der Iola, Königin von Syan, Tolos und Perikab.
Natürlich — der Prinz und ich haben kürzlich über sie gesprochen.«
    »Wie romantisch«, kommentierte Feival sarkastisch.
    »Dann werdet Ihr es also behalten?«
    »Das ist ein wohlausgesuchtes Geschenk, Ivvie — er weiß, dass ich mich für solche Dinge interessiere. Iola lebte in ihrer Jugend mehrere Jahre versteckt, weil ihre Familie im Krieg der Drei Gefälligkeiten von Usurpatoren entmachtet worden war.«
    »Was heißt, Ihr wollt es behalten. Und der Armreif? Wollt Ihr den immer noch zurückschicken?«
    »Selbstverständlich, ich kenne diesen Mann doch kaum.«
    »Dann wollt Ihr also das Buch behalten und einen Juwelenarmreif zurückschicken. Wundert es Euch wirklich, dass der halbe Hof denkt, Ihr habt es auf Eneas abgesehen, und die andere Hälfte Euch für verrückt hält?«
    Das saß. Natürlich war es nicht ganz aus der Luft gegriffen — Briony war der Prinz durchaus nicht gleichgültig, und es war sehr klug von ihm gewesen, ihr ein solches Geschenk zu schicken und nicht einfach nur etwas Hübsches. Eneas verstand, dass sie nicht wie andere Mädchen war.
    Und das machte das, was sie mit ihm vorhatte, umso abscheulicher.
    »Und all die anderen? Da sind noch ein halbes Dutzend Briefe und Geschenke.« Ivgenia hielt ein schnitzereiverziertes Holzkästchen hoch. »Das hier ist hübsch.«
    »Ich will nichts davon haben.« Briony schüttelte den Kopf. »Mach du es auf.«
    »Wirklich? Darf ich behalten, was drin ist?«
    »Ivvie! Du bist unmöglich! Also gut, wissen sollte ich es vielleicht schon — was ist es?«
    »Es ist ... leer«, sagte die Freundin, aber ihre Stimme klang merkwürdig. »Oh, ich habe mich gestochen! An der Schließe.« Ivgenia hielt den Zeigefinger hoch, um Briony einen Blutstropfen zu zeigen, der aussah wie eine Perle aus Karneol. Im nächsten Moment schwankte das Mädchen und fiel dann zu

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