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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau gesehen — das machte es schwer, solche Dinge einfach von der Hand zu weisen. »Wollt Ihr damit sagen ... Eure Mutter Yasammez ist die Tochter eines
Gottes?«
    »Das ist Euer Wort, nicht meins — aber dennoch, ja. In jenen weit zurückliegenden Zeiten waren die, die Ihr Götter nennt, die mächtigen Herren, doch Eure Vorfahren und meine dienten ihnen und teilten manchmal auch ihr Lager. Und zuweilen entwickelte sich zwischen den Mächtigen und ihren kurzlebigen Dienern wahre Freundschaft oder gar Liebe. Doch ob Liebe oder nicht — aus solchen Vereinigungen gingen jene hervor, die Ihr Halbgötter und Halbgöttinnen nennt, entsprangen Helden und Ungeheuer.«
    »Aber bei Kupilas ...?«
    »Was Krummling wirklich für Summu empfand, kann niemand wissen, da beide nicht mehr da sind, aber ich glaube nicht, dass es falsch wäre, es Liebe zu nennen. Und die Kinder, die sie gemeinsam hervorbrachten, waren anders als alle anderen — sie wurden die Herrscher meines Volkes. Alle, die Krummling zeugte, hatten die Gabe der Feuerblume — eine Flamme der Unsterblichkeit, wie sie die Götter selbst in sich tragen. In Yasammez und ihrer Zwillingsschwester Yasudra brannte sie heiß und stark, so wie sie in Yasammez immer noch brennt, da sie sie nie jemand anderem hingegeben hat. Ja, von Summus drei erstgeborenen Kindern — meiner Mutter, Yasudra, deren Zwillingsschwester, und Ayann, dem Bruder der beiden — hat keines die Verwässerung seiner Gabe zugelassen.
    Yasammez hat ihre Feuerblume durch einsame Jahrhunderte bewahrt, und das hat sie zur Langlebigsten und vielleicht auch Mächtigsten unseres Volkes gemacht. Yasudra und Ayann behielten ihre nicht für sich, so wie Yasammez, sondern gaben sie an die Kinder weiter, die sie zusammen hervorbrachten — die Könige und Königinnen meines Volkes. So wurde die Feuerblume in ihrer Blutslinie reingehalten ...«
    »Augenblick, Kayyin. Wollt Ihr sagen, euer erster König und eure erste Königin waren Geschwister?«
    »Ja, und unser gesamtes Königsgeschlecht stammt von diesem einen Paar ab, Yasudra und Ayann, und jede Generation erhielt die Feuerblume rein.«
    Utta musste erst ein Weilchen über dieses seltsame Konzept nachdenken, ehe sie weiterfragen konnte. »Dann ... habt auch Ihr diese Feuerblume?«
    Er lachte, augenscheinlich ohne jeden Ärger. »Nein, nein. Meine Mutter Yasammez hat ihre Gabe nie vermindert, indem sie etwas davon abgegeben hätte, deshalb lebt sie schon so lange. Von ihren Kindern hat keins die Feuerblume bekommen. Vielmehr hat sie ihr endloses Leben der Aufgabe geweiht, über die Nachkommen ihrer Schwester Yasudra zu wachen. Und jetzt liegt die Nachfahrin ihrer Schwester, unsere Königin Saqri, im Sterben. Aus Rache wollte Yasammez in den Krieg ziehen, um Eure Art zu vernichten, doch mein Herr, der König, setzte ein Abkommen durch, den sogenannten Pakt des Spiegelglases. Jetzt aber ist der Pakt offenbar gescheitert, sodass Yasammez wieder die Freiheit hat, Krieg gegen Euer verhasstes Volk zu führen.«
    »Verhasst? Aber warum? Ihr sagtet ›Rache‹. Warum will sie uns unbedingt vernichten?«
    »Warum?« Kayyins Gesichtsausdruck war für Utta nicht zu deuten. »Weil ihr Menschen — und besonders ihr Menschen von Südmark — die Mörder unserer Königin seid.«

21

Die fünfte Laterne
    ›Drags‹ war einst bei den Menschen im Nordwesten und insbesondere in Setzland die allgemeine Bezeichnung für Funderlinge. Inzwischen jedoch bezieht sich dieser Name nur noch auf jene kleinwüchsigen Steinhauer, welche in den Qar-Landen jenseits der Schattengrenze leben.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    Obwohl es ihn weiter zu einer unbequem krummen Haltung zwang, ließ Ferras Vansen die Hand auf Jaspis' Schulter, als sich der enge Gang öffnete. Dem Hall nach zu urteilen, mussten sie jetzt in der Kaverne sein, die die Funderlinge die Große Tanzhalle nannten, aber sicher konnte er sich da natürlich nicht sein. Vansen fühlte sich wie ein Kind oder ein Krüppel — wie konnten die Funderlinge in diesem Stockdunkel sehen? Und wie konnte er auch nur daran denken, an ihrer Seite zu kämpfen, geschweige denn sie zu führen, wenn er so gut wie blind war? Wie sehnte er sich danach, seine Laterne wieder aufzublenden?
    »Die Luft hier fühlt sich frei an.« Schlegel Jaspis' Mund berührte Vansens Ohr beinah. »Aber das andere Ende ist versetzt, also müsste da ein Durchschlag sein — da ist aber keiner. Das verstehe ich nicht.«
    Vansen verstand auch

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