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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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düster-ernster Haufen, der zum Tempel der Metamorphose-Brüder zurückmarschierte.
    Vansen und Zinnober gingen direkt hinter den Männern, die die Toten trugen. Ferras Vansen gab sich Mühe, seine Konzentration zwischen komplexen Gedanken über die Verluste und Lernerfahrungen des Tages und dem Aufpassen auf seinen Kopf aufzuteilen. Da er jetzt schon so lange bei den Funderlingen lebte, vergaßen sie manchmal, dass er doppelt so groß war wie sie, und warnten ihn daher nicht vor niedrigen Durchgängen.
    »Ich wollte, ich hätte das mit diesem Trommelstein schon eher gewusst«, sagte er.
    »Es gibt nur ein paar kleine Adern zwischen verschiedenen Vierteln von Funderlingsstadt«, sagte Zinnober. »Es war reines Glück, dass Jaspis diese gesehen hatte. Trommelstein wurde hauptsächlich über große Entfernungen benutzt, doch in den letzten hundert Jahren sind wir fast ganz davon abgekommen, weil wir den Kontakt mit anderen Ortschaften und Städten verloren haben.«
    »Trotzdem, was für eine großartige Sache, wenn ich Jaspis richtig verstanden habe — unterirdisch Nachrichten übermitteln zu können? Haben die ... die Großwüchsigen, wie Ihr uns nennt, je davon erfahren?«
    Zinnober lachte. »Ganz bestimmt nicht. Ihr werdet es mir wohl nachsehen, wenn ich sage, wir hielten es für wahrscheinlicher, uns vor Euresgleichen schützen, als ihnen helfen zu müssen.«
    »Verständlich. Und ich verspreche Euch, das Geheimnis zu wahren — bei den Göttern, das ist das Mindeste, was ich Euch und Euren Leuten schulde. Aber es scheint mir doch ein weiterer Beleg dafür, wie verfehlt es war, mich mit der Führung von euch Funderlingen zu betrauen. Selbst wenn ich ein so erfahrener Offizier wäre, wie ihr glaubt — was ich mitnichten bin —, wüsste ich doch trotzdem viel zu wenig über diese unterirdische Welt, in der wir kämpfen. Dass die Qar vor uns in diese Höhlenkammer gelangt sein könnten, hätte ich nie gedacht. Wie haben sie das gemacht?«
    Das Erstaunen auf Zinnobers freundlichem, von der Bergwerksarbeit gegerbtem Gesicht konnte Vansen selbst im schwachen Licht seiner Lampe erkennen. »Aber Jaspis sagt, er hat es Euch erklärt. Die Straße hätte dort blind enden müssen, aber am Geruch der Luft hat er gemerkt, dass da eine zweite Öffnung geschaffen worden sein musste, was hieß, es musste einen neuen Durchschlag am Blindende der Großen Tanzhalle geben ...«
    »Da, seht Ihr? Ich verstehe es immer noch nicht.« Er hob die Hand. »Nein, erklärt es mir nicht jetzt, Magister — das ist alles zu viel. Aber wenn wir zurück sind und Rat halten, müsst Ihr und Chert und die anderen mir helfen. Wir müssen einen Weg finden, meine Unwissenheit zu beheben, ehe ich uns alle in den Tod führe.«
    Die Funderlinge und die beiden Großwüchsigen saßen um einen der großen Tische im Refektorium des Tempels der Metamorphose-Brüder — jetzt Sitz des Kriegsrats der Funderlinge, wie Vansen die Versammlung im Stillen nannte. Das Refektorium war nämlich, neben der Kapelle, der einzige Ort, der so vielen Personen Platz bot.
    Zunächst hatte Ferras Vansen seine Rolle unter diesen kleinen Männern und Frauen fast schon amüsant gefunden, so als hätte man ihm die Führung einer Armee von Kindern angetragen, doch seit dem ersten Angriff der Qar war es damit vorbei. Wer immer noch am Ernst der Situation zweifelte, brauchte nur in die kalten Höhlengewölbe unterm Hauptaltar hinabzusteigen, wo die beiden gefallenen Funderlinge, Feldspat und Schiefer, auf die Errichtung ihrer Steinhügelgräber warteten.
    Vansen betrachtete Jaspis, Magister Zinnober und Bruder Nickel auf der anderen Seite des Tischs. Nickels Macht innerhalb der Bruderschaft schien mit jedem Tag zu wachsen: Noch war nicht offiziell, dass er der nächste Abt werden würde, aber die anderen Mönche schienen selbstverständlich davon auszugehen. Chaven saß ebenfalls am Tisch — der einzige, der so groß war wie Vansen —, doch der Arzt schien nervös und in Gedanken. Neben ihm saß Malachit Kupfer, ein weiterer wichtiger Zunftmeister, groß und schlank für einen Funderling. Er war mit einem Kontingent von Freiwilligen aus der Stadt gekommen, um bei der Verteidigung der tiefergelegenen Gänge zu helfen. Obwohl es bei den Höhlenbewohnern keinen herrschenden Stand gab, war Malachit Kupfer für Vansen das, was hier unten einem Adligen am nächsten kam. Seiner Kleidung nach war er jedenfalls eindeutig der Reichste von allen. Der junge Bruder Antimon vervollständigte die

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