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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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...«
    »Ich bin aber hier, Herr.«
    »Ich fühle ... mein Zuhause ...«
    »Ja. Es ist nicht mehr weit, Herr«, erklärte ihm Pick. »Bald sind wir in Eurem Haus.«
    »Das Ende kommt schnell jetzt, kleiner Pikkhh«, flüsterte der Traumlose, ein wenig rötlichen Speichel in den aschgrauen Mundwinkeln.
    »Habt keine Angst, Herr, Ihr werdet Euer Haus wiedersehen.«
    »Nicht das Ende ... für
mich«,
hauchte Qu'arus so leise, dass selbst Barrick sich über ihn beugte, um ihn verstehen zu können. »Das ... kümmert mich ... wenig. Das Ende aller Dinge. Ich fühle ... es nahen. Wie kalter Wind.« Er seufzte und seine Lider flackerten, doch er sprach noch ein letztes Mal, ehe der Schlaf ihn wieder übermannte. »Wie Wind aus Totenland.«
    Qu'arus wachte im Lauf des Tages noch mehrmals auf, doch laut Pick redete er fast nur irre. Das Einzige, was sich an ihm bewegte, waren Mund und Augen: Der sterbende Traumlose schien sie beide mit einer Art banger Sehnsucht zu beobachten, als ob er darauf wartete, dass sie ihn entweder heilten oder töteten. Barrick musste an den Kopf des Trigonatsorakels Brennas denken, von dem es hieß, er habe noch drei Jahre in einem Kasten gelebt und gesprochen, nachdem die Xander seinen Besitzer hingerichtet hatten.
    Irgendwann stieg Barrick an dem riesigen, wie immer stumm und entschlossen rudernden Blemmy vorbei und arbeitete sich zum Bug des Bootes vor, um nach Skurn auszuspähen. Er hielt sich an der hohen Bugwand fest, um nicht ins Wanken zu geraten, und suchte die Ferne nach dem Raben ab. Da war tatsächlich etwas Dunkles am Horizont, aber es war viel größer als Skurn.
    »Was ist das — ein Unwetter?«, fragte er Pick. Dafür schien es zu dicht über dem Boden zu hängen — ein riesiger Klecks Dunkel über dem Fluss, unten dicht und schwarz und nach oben hin immer schwächer, bis er schließlich vom Zwielichthimmel aufgesogen wurde wie Tinte von einem Löschblatt.
    Pick schüttelte den Kopf. »Das ist Schlaf«, sagte er.
    »Die Stadt? Wirklich? Aber es ist doch schwarz — wie Gewitterwolken!«
    »Ach, das sind die Dunkellichter. Die Leute in Schlaf mögen die Helligkeit dieser Zwielichtwelt unter dem Mantel nicht. Die Dunkellichter spenden ihnen das Nachtdunkel, in dem sie leben.«
    Barrick starrte auf den Dunkelklecks am Horizont, der auf ihn zu warten schien wie eine finstere Spinne in ihrem Netz. »Sie machen es
noch
dunkler? Dieses götterverfluchte ewige Zwielicht ist ihnen nicht düster genug?«
    »Die Traumlosen lieben das Dunkel«, erklärte ihm Pick ernst. »Sie können nie genug davon haben.«

    Schließlich kam der Rabe zurück. Er landete auf dem Dollbord des kleinen Boots, saß schweigend da und putzte gleichgültig seine scheckigen Stoppelfedern.
    »Hast du das da vorn gesehen?«, fragte ihn Barrick. »Pick sagt, das ist Schlaf.«
    »Ja, hat es gesehen, unsereins.« Der Rabe pickte nach etwas Unsichtbarem. »War dort, unsereins.«
    »Ist es eine richtige Stadt oder nur eine kleine? Wie groß?«
    »Oh, eine große Stadt, das ist es. Schrecklich groß. Schrecklich dunkel.« Skurn legte den Kopf schief, um Barrick zu mustern. »Wolltet ja nicht auf unsereins hören, oder? Jetzt sind wir beide gleich dort.« Der Rabe gab ein entrüstetes Pfeifen von sich und hüpfte dann auf dem Dollbord zum Heck. »Ist ein böser Ort, diese Nachtmännerstadt«, rief er. »Gut, dass unsereins Flügel hat. Pech, dass andere hier keine haben.«

23

Die Zunft der Kallikan
    Die Schlacht der Zitternden Ebene, eine der letzten großen Schlachten der Theomachie, war zugleich, soweit bekannt, die letzte kriegerische Auseinandersetzung, bei der Elben und Menschen auf derselben Seite standen. Allerdings sollen in der Schlacht wesentlich mehr Qar als Menschen gekämpft und auch ihr Leben gelassen haben.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    »Ich habe an Geschenken ausgewählt, was mir am besten erschien.«
    Dawet trug noch seinen Reisemantel, als wäre er gerade erst vom Pferd gestiegen. Er und Briony hatten sich dieses Mal im Flussgarten getroffen — seiner feuchten Luft wegen einer der weniger besuchten Orte im Weithallpalast. »Wegen der Kriege im Norden und Süden sind viele Sachen Mangelware, besonders für so ungewöhnliche Leute. Ich fürchte, es hat mehr als nur ein paar Krabben gekostet.«
    »Ich hoffe, es war genug.« Briony hatte jetzt schon fast das ganze Geld ausgegeben, das ihr Eneas geliehen hatte.
    »Es hat gereicht, aber es ist nichts mehr übrig, was ich Euch

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