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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgeben könnte.«
    Sie seufzte. »Ich kann Euch gar nicht genug danken, dan-Faar. So viele Leute schuldeten mir Gefolgschaftstreue, haben mich aber im Stich gelassen ... oder wurden mir genommen. Jetzt habe ich noch einen einzigen Freund.« Sie lächelte. »Wer hätte gedacht, dass Ihr das sein würdet?«
    Er lächelte zurück, aber sie hatte sein Gesicht schon fröhlicher gesehen. »Freund, ja, Prinzessin — aber Euer einziger? Das bezweifle ich. Ihr habt in Südmark viele Freunde und Verbündete, die für Euch sprechen würden — und mehr für Euch täten, als nur sprechen —, wenn Ihr dort wärt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sie müssten doch inzwischen wissen, dass ich noch am Leben bin. Es dürfte sich doch herumgesprochen haben, ein wenig zumindest. Ich lebe hier ja ganz offen, seit Monaten schon.«
    Dawet nickte. »Ja, Hoheit, aber zu wissen, dass die eigene Herrscherin lebt, heißt noch lange nicht, dass man in ihrer Abwesenheit sein Leben für sie riskiert. Woher sollen selbst Eure treuesten Anhänger wissen, ob Ihr zurückkommt? Entfernung erzeugt Ungewissheit. Kehrt unbeschadet nach Südmark zurück, und ich wage zu behaupten, dass Ihr dort mehr als nur ein paar Getreue finden werdet.«
    Sie nickte und bot ihm dann ihre behandschuhte Hand. »Ich habe kein Geld mehr, um Euch zu bezahlen, dan-Faar«, sagte sie traurig. »Wie lange kann ich noch auf Eure Freundschaft zählen, wenn ich sie Euch nicht vergelten kann?«
    Er gab ihr einen Handkuss, hielt jedoch den Blick seiner braunen Augen weiter auf ihr Gesicht geheftet. »Auf meine Freundschaft könnt Ihr ohnehin immer zählen, Mylady, aber Ihr braucht darüber hinaus nicht zu unterstellen, dass ich wegen des derzeit ausbleibenden Gewinns weniger investieren würde. Sagt Euch einfach, dass ich es als eine Form des Glücksspiels — eines Lasters, für das ich bekannt bin — betreibe, hier ein paar kleine Aufgaben zu übernehmen und dort ein paar kleine Arbeiten zu verrichten, die für mich nur einen geringen Aufwand bedeuten, aber sämtlich die Möglichkeit großen zukünftigen Gewinns in sich tragen.« Er ließ ihre Hand los und machte eine ironische Verbeugung. »Ja, ich denke, das wäre die angemessene Betrachtungsweise unserer zugegebenermaßen ... komplizierten ... Beziehung.«
    Sein Lächeln hatte jetzt viel von dem Tigergrinsen, an das sie sich von früher erinnerte, und einen Moment lang raubte es ihr bedenklich den Atem.
    »Wie dem auch sei«, fuhr er fort und straffte sich. »Ihr findet Eure Tributgaben in einem kleinen Zimmer über dieser Schänke in der Nähe von Unterbruck« — er reichte ihr ein Stückchen Pergament —»und dazu zwei verschwiegene Männer, die sie für Euch transportieren werden. Ich hoffe, das genügt Euren Anforderungen. Um ehrlich zu sein, Eure Abenteuer zu verfolgen, ist fast schon Lohn genug. Könnt Ihr mir sagen, warum gerade die Kallikan?«
    »Es ist der Wille der Götter.«
    »Wenn Ihr es mir partout nicht sagen wollt ...«
    »Das war keine höfliche Ausflucht, dan-Faar. Eine Göttin hat im Traum zu mir gesprochen — nun ja, eine Halbgöttin ...« Er lächelte. »Ihr glaubt mir nicht.«
    »Im Gegenteil, Mylady«, sagte er. »Ich glaube, dass derzeit Dinge geschehen, wie sie seit den Tagen der Götter nicht mehr geschehen sind. Und Ihr und Eure Familie steht offensichtlich mittendrin. Darüber hinaus möchte ich die verborgenen Winkel meines Herzens bitte verborgen halten, selbst vor Euch, Hoheit.«
    »Das ist recht und billig.«
    »Und damit muss ich Euch jetzt verlassen.« Er wischte ein wenig Nachttau von seiner Kniehose. Seine Schwertscheide schlug gegen die Bank. »Ich weiß nicht, wann wir uns das nächste Mal sehen werden, Hoheit. Andere Pflichten rufen mich.«
    »Ihr ... Ihr verlasst die Stadt?« Es traf sie völlig unvorbereitet, und Panik erfasste sie.
    »Ich fürchte, ich werde Syan überhaupt verlassen, Prinzessin.«
    »Aber Ihr ... Ihr seid mein einziger Verbündeter, Dawet. Wohin geht Ihr?«
    »Ich kann es Euch nicht sagen«, erwiderte er. »Bitte verzeiht meine Geheimniskrämerei, aber der gute Ruf einer Dame steht auf dem Spiel. Trotzdem könnt Ihr getrost davon ausgehen, dass dies nicht unsere letzte Begegnung war, Prinzessin. Ich brauche nicht an irgendwelche sonderbaren höheren Dinge zu glauben, um mir
da
sicher zu sein.« Er nahm ihre Hand. »Meine Gedanken werden bei Euch sein, Briony Eddon. Zweifelt nie an Euch. Ihr habt eine Bestimmung, und die ist noch längst nicht erfüllt.

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