Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
tun. Also bist du
mein
Eigentum. Aber hier in meinem Inneren ist etwas, das dem Autarchen gehört. Wenn ich nicht tue, was er mir gebietet, wird es mich töten. Auf äußerst schmerzhafte Art. Also bin
ich sein
Eigentum.«
    Vo stand auf, ein bisschen schwankend wegen des Seegangs, und blickte mit ausdruckslosem Gesicht auf sie herab. Sein fiebriger Zustand verging schon wieder. »Wie die meisten Leute verschwendest du deine Zeit damit, dir den Kopf über den Sinn von Dingen zu zerbrechen. Die Welt ist ein Dungfladen, und wir sind die Würmer, die darin leben und sich gegenseitig fressen.« Er drehte ihr den Rücken zu und sagte nur noch: »Der, der alle anderen gefressen hat, ist Sieger — aber er ist trotzdem nur der letzte überlebende Wurm in einem Klumpen Scheiße.«

27

Eintagsfliegen
    Einige Gelehrte halten die Elementargeister für eine ganz eigene Art von Wesen, noch übernatürlicher als selbst die Elben.
    Eine Abhandlung über die Elbenvölker Eions und Xands
    Lange, wie ihm schien, konnte Ferras Vansen nur dasitzen, ins Beinahe-Dunkel starren und rätseln, was geschehen war. Ihm war flau, und in seinem Kopf war ein Klingen wie von einer Glocke, ein anhaltender Ton. Chert Blauquarz stand vor ihm, und sein Mund arbeitete sichtlich, aber Vansen hörte keinen Laut.
    Taub,
dachte er,
ich bin taub.
Und dann erinnerte er sich wieder an den Donnerschlag, der ihn von den Beinen gerissen hatte, ein Knall, lauter als alles, was er seit der Explosion in den Minen von Große Tiefen gehört hatte.
    Er schob diese albtraumhaften Bilder beiseite und schloss die Augen wieder. Schwindel packte ihn wie ein Strudel ein Boot und wirbelte ihn im Kreis herum. Plötzlich wurde ihm erstmals seit Tagen bewusst, dass er wirklich und wahrhaftig
unter der Erde
war — in einem Loch tief unter der Welt, eine unvorstellbare Last von Stein zwischen sich und der Sonne. Wenn doch nur jemand einen riesigen Stock nähme und ein Loch durch diesen Stein bohrte, damit er wieder Licht sähe, statt hier unten gefangen zu sein ... versprengt, verwirrt, verloren ...
    »... weiter werfen müssen«, flüsterte jemand. »... nicht gewusst ...«
    Vansen machte die Augen wieder auf Chert sprach immer noch, aber jetzt konnte er ihn hören, wenn es auch klang, als sei der kleine Mann hundert Schritt entfernt. Trotzdem, das bedeutete, dass sein Gehör wiederkehrte.
    In der Höhlenkammer waren noch lauter andere Funderlinge, lebende Funderlinge, von denen Vansen keinen kannte, bis plötzlich Zinnober selbst vor ihm auftauchte, in einer Art Rüstung, wie Vansen noch keine gesehen hatte: Der Magister war mit einem Panzer aus runden Platten bedeckt, sodass er aussah wie eine Kreuzung aus einer Schildkröte und einem Stapel von ausrangierten Tellern.
    »Wie geht es ihm?«, fragte der Funderlingsratsherr Chert. Wo war Zinnober hergekommen? Vansen erinnerte sich nur, dass er nicht damit gerechnet hatte, ihn so bald wiederzusehen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, schien es ihm auch seltsam, dass Chert Blauquarz hier war.
    »Ich glaube, er ist taub von dem Knall.« Cherts Stimme klang immer noch weit weg.
    »Ich bin nicht taub«, sagte Vansen, aber die Funderlinge hörten ihn offenbar nicht. Er sagte es noch einmal, bemühte sich, lauter zu sprechen. Es schien zu klappen, denn beide wandten sich ihm gleichzeitig zu. »Mein Gehör kehrt wieder«, erklärte er. »Was ist geschehen?«
    »Es war alles meine Schuld«, sagte Chert mit zerknirschter Miene. »Ich habe in der Gerätekammer ein paar von unseren Sprengpulverklöppel gefunden — die benutzen wir, um Fels zu brechen —, und ich dachte, nun ja, ich hatte doch keine Waffe und vielleicht würde es die Qar ja verscheuchen, also habe ich einen mitgenommen. Als ich hier ankam, sah ich, dass sie schon über Euch herfielen, also habe ich den Klöppel angezündet, mich von hinten angeschlichen und ihn geworfen, so weit wie ich konnte.« Er sah bekümmert drein. »Mein Arm ist nicht mehr so stark, wie er mal war ...«
    »Unsinn!«, sagte Zinnober. »Meine Männer und ich wären nie rechtzeitig gekommen. Dank Euch, Meister Blauquarz, waren die Zwielichtler betäubt und verwirrt, als wir eintrafen, und konnten sich nicht schnell genug zurückziehen. Ihr habt Hauptmann Vansen gerettet und wahrscheinlich auch den Tempel?«
    Chert sah überrascht auf »Wirklich?«
    Plötzlich erinnerte sich Vansen wieder an die letzten Augenblicke vor dem Knall. »Wo ist Schlegel Jaspis? Ist er ...?«
    »Er lebt«, beruhigte ihn

Weitere Kostenlose Bücher