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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie ein paar Kinkerlitzchen kaufen könnte, wenn sie Geld übrig hätte, was sie nicht hatte? —, doch zu wissen, dass König Enander sie so prompt so gründlich suchen ließ, war erschreckend. Und schlimmer noch war das Wissen, dass im Fall ihrer Gefangennahme Finn und die Schauspieler ihretwegen schlimm zu leiden hätten.
    Ein langer Schatten fiel auf sie. »Ihr seht traurig aus, Prinzessin.« Es war Dowan Birk, das größte Mitglied der Truppe und dazu verdammt, wider seine sanftmütige Natur immer die Oger und sonstigen Riesen zu spielen. Briony wollte ihn und die anderen nicht mit ihren Ängsten belasten — sie wussten alle nur zu gut, wie es stand.
    »Ach, es ist nichts weiter. Warum wart Ihr nicht mit Pedder und den anderen in der Stadt?«
    Er zuckte die mageren Schultern. »Wenn jemand nach Makswells Mimen sucht, wird er mich eher erkennen als irgendjemand anderen.«
    Sie schlug sich bestürzt die Hand vor den Mund. »O Dowan, es tut mir so leid? Daran habe ich gar nicht gedacht. Meinetwegen müsst Ihr auch hier im Lager herumsitzen und Trübsal blasen.«
    Er lächelte traurig. »Das macht wirklich nichts. Wohin ich auch gehe, immer starren mich die Leute an, und das bin ich leid. Ich sitze gern hier« — er deutete mit dem langen Arm um sich — »wo ich keinem auffalle.«
    »Das ist aber ein bescheidener Traum, Dowan.«
    »Oh, ich habe auch noch größere Träume. Ich träume davon, eines Tages meinen eigenen Bauernhof zu haben ... sesshaft zu werden mit einer braven Frau ...« Er wurde plötzlich rot und sah weg. »Und Kindern natürlich ...«
    »Birk!«, rief Pedder Makswell. »Was sitzt Ihr da müßig herum, wenn es Flickarbeiten zu tun gibt?«
    Birk verdrehte die Augen, und Briony lachte. »Komme gleich, Pedder.«
    »Das wollte ich Euch immer schon fragen«, sagte sie. »Wie kommt es, dass Ihr so gut nähen könnt?«
    »Bevor ich Schauspieler wurde, wollte ich Priester werden, und ich lebte mit anderen Novizen im Tempel von Onir Iaris. Dort gab es natürlich keine Frauen, und wir hatten alle unsere häuslichen Pflichten. Manche von uns entdeckten, dass sie kochen konnten. Andere konnten es nicht, glaubten es aber zu können«, sagte er mit einem kleinen Lachen. »Ich habe damals gemerkt, dass ich mit Nadel und Faden ganz gut bin.«
    »Ich wollte, ich könnte das von mir behaupten. Mein Vater hat immer gesagt, ich gehe mit der Nadel zu Werk wie eine Frau, die mit einem Besen Spinnen tötet — bohr, bohr, bohr ...« Jetzt lachte auch Briony, obwohl es weh tat, an Olin zu denken. »Götter, wie ich ihn vermiss!
    »Ihr sagt doch, er lebt noch. Ihr werdet Euch wiedersehen.« Birk nickte bedächtig. »Glaubt mir. Ich habe oft solche Ahnungen, und meistens sind sie richtig ...«
    »Ihr werdet gleich die Ahnung haben, dass Ihr Euren Platz in der Welt verliert und künftig für Euer Essen betteln müsst«, rief Pedder Makswell laut. »Macht Euch jetzt endlich an die Arbeit, Storchenbein!«
    »So einen wie ihn hatten wir im Tempel auch«, flüsterte Birk im Aufstehen Briony zu. »Wir haben einen Eimer Wasser über ihn gekippt, als er schlief, und dann geschworen, er habe ins Bett gepisst.«
    Während sie lachte, wandte sich der lange Birk zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. Ein seltsam abwesender Ausdruck lag jetzt auf seinem Gesicht.
    »Nicht vergessen, Prinzessin«, sagte er. »Ihr
werdet
ihn wiedersehen. Seid bereit, zu sagen, was Ihr zu sagen habt.«

    Qinnitan erfuhr schließlich auch den Vornamen ihres Entführers, aber es geschah weitgehend durch Zufall. Und sie erfuhr noch etwas, wovon sie hoffte, dass es ihr mehr nützen würde als jeder Name.
    Etwa ein halbes Tagzehnt war es jetzt her, dass sie geträumt hatte, wie Barrick sich dort auf dem Hügel einfach von ihr abwandte. Und auch danach noch hatte sie von dem rothaarigen Jungen geträumt, doch er antwortete ihr nie und schien jedes Mal weiter weg. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage zehrte allmählich an ihrer Entschlossenheit. Jeden Tag saß sie stundenlang da, sah die ferne Küstenlinie vorüberziehen und bemühte sich, irgendeinen Fluchtplan zu schmieden. Manchmal fuhren Boote ganz in der Nähe an ihnen vorbei, aber sie wusste, wenn sie hinüberriefe, würde ihr doch niemand zu Hilfe kommen, und selbst wenn, war diesem Dämon Vo doch niemand gewachsen, also hielt sie den Mund. Ihretwegen hatte schon der arme Spatz seine Finger verloren — warum den Tod eines armen Fischers verursachen?
    Vos Vornamen erfuhr sie eines Nachts, als sie

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