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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier sitzen und anderen bei der Arbeit zuschauen will. Das habe ich mein Leben lang gehabt.«
    Pedder Makswells Schwester schnaubte. »Und das ist so schlimm?« Sie zeigte auf zwei Karotten und eine geschossene Zwiebel. »Wenn es Euch glücklich macht. Das andere Messer liegt da drüben. Schneidet mir das da klein.«
    Briony breitete sich ein Taschentuch über den Schoß und begann, das Gemüse zu schneiden. »Warum seid Ihr hier, Estir?«
    Die Frau sah sie nicht an. »Was ist das für eine Frage? Wo sollte ich denn sonst sein?«
    »Ich meine, warum reist Ihr mit den Schauspielern? Ihr seid eine ansehnliche Frau. Es gab doch gewiss Männer, die ... Euch gewogen waren. Hat Euch nie einer heiraten wollen?«
    Der misstrauische Blick war wieder da. »Wenn Ihr's unbedingt wissen wollt, doch, obwohl Euch das gar nichts angeht ...« Plötzlich erblasste sie. »Verzeiht mir, Hoheit, ich hatte ganz vergessen ...«
    »Bitte, Estir, vergesst, so viel Ihr wollt. Wir ... wir waren doch einmal fast Freundinnen. Können wir das nicht wieder sein?«
    Estir Makswell schnaubte wieder. »Ihr habt leicht reden. Ihr könntet mich töten lassen, Mylady. Ein Wort von Euch zu den richtigen Leuten, und ich bin in einen Turm eingesperrt und warte auf den Scharfrichter. Oder werde auf dem Marktplatz ausgepeitscht.« Sie schüttelte den Kopf, jetzt wieder ängstlich. »Nicht, dass ich Euch das zutraue, natürlich nicht. Ihr seid ein nettes Mädel ... eine richtige Prinzessin meine ich ...«
    Es war unmöglich, mit dieser Frau ein normales Gespräch zu führen. Briony gab es auf und konzentrierte sich auf die Karotten.

    Die Tage vergingen, und Briony gewöhnte sich wieder an den Rhythmus des Vagantenlebens. Die Schauspieler hatten das Geld, das ihr noch geblieben war, brauchten also keine Vorstellungen zu geben, aber sie bereiteten die Kulissen, Requisiten und Kostüme für die Stücke vor, die Finn, Kennit und Makswell aufführen wollten, wenn sie wieder in den Markenlanden waren. Zum allgemeinen Erstaunen hatte sich der junge Pilney, Brionys einstiger Bühnengemahl, in die Tochter eines Gastwirts verliebt —
nicht
des verräterischen Bedoyas, sondern des Wirts vom
Walross —
und war in Tessis geblieben, um zu heiraten und seinem künftigen Schwiegervater zu helfen. Bedingt durch diesen Verlust und Feival Ulians weniger romantischen Abgang musste Briony bei den Proben für die meisten Mädchen- und Jünglingsrollen einspringen. Das war amüsant und machte ihr sogar echte Freude, doch diesmal konnte sie das Wissen nicht abschütteln, dass es etwas Vorübergehendes war, dass die Welt weitaus präsenter blieb als auf der Reise nach Tessis.
    Ein Beweis dafür waren die Neuigkeiten, die sie in Ortschaften und von anderen Reisenden erfuhren. Während ihrer Reise nach Süden hatten die Leute von den Geschehnissen in den Markenlanden — den Gerüchten über den Zwielichtlerkrieg und den Machtwechsel in Südmark — und von der Belagerung Hierosols durch den Autarchen geredet. Jetzt sprachen sie immer noch über den Autarchen, aber die Gerüchte waren beängstigender und wirrer zugleich. Manche Leute sagten, er habe Hierosol dem Erdboden gleichgemacht und marschiere jetzt nordwärts nach Syan. Andere behaupteten, er sei nach Jellon gezogen und habe dieses Land angegriffen. Wieder andere wollten wissen, dass er gen Südmark segelte, was für Briony überhaupt keinen Sinn ergab, sie aber dennoch mit Furcht erfüllte. Was sollte ein Monster wie der Autarch mit einem so winzigen Land wollen? Konnte es stimmen? Eilte sie einer noch schlimmeren Situation entgegen, als sie ohnehin schon befürchtete? Natürlich waren die anderen Gerüchte nicht minder beunruhigend, ja vielleicht sogar noch beunruhigender: Wenn Hierosol wirklich gefallen war, wo war dann ihr Vater jetzt? War Olin überhaupt noch am Leben?
    So war es kein Wunder, dass Briony diesmal weniger Spaß am Theaterspielen hatte als zuletzt.
    Kennit und Pedder Makswell kamen sichtlich niedergeschlagen aus der Stadt zurück.
    »Die Soldaten des Königs waren auch hier schon«, sagte Makswell und spülte sich mit einem ordentlichen Schluck Weißbier den Straßenstaub aus dem Mund. »Wir können uns höchstens allein oder zu zweit in die Stadt wagen.«
    Das traf Briony wie ein Schlag. Sie war zwar nicht sonderlich erpicht darauf gewesen, in das kleine Städtchen zu gehen — was hatte es ihr schon zu bieten: eine Gaststube, wo sie die meiste Zeit ihr Gesicht verstecken musste? Ein paar Marktstände, wo

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