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Die Daemmerung

Die Daemmerung

Titel: Die Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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flüsterte sie. »Es ... es sah aus wie ein Fuchs. Aber es war mannsgroß!«
    »Ich weiß nicht, aber es war nicht das Einzige«, sagte Finn. Statt des üblichen leichten Spotts war jetzt Angst in seiner Stimme. Gezielt geradeaus blickend, tat er ein paar schnellere Schritte und flüsterte Kennit ins Ohr, ging dann noch ein paar Schritte weiter und sprach mit Pedder Makswell.
    Während sie ihn beobachtete, sah Briony wieder eine flüchtige Bewegung in dem unsteten, grauen Licht, diesmal ein ganzes Stück vor ihnen, seitlich des Wegs. Ein weiteres bizarres Tiergesicht guckte kurz hinter einem Baum hervor und war dann verschwunden, wenn sie auch hätte schwören können, dass es sich vorher noch senkrecht emporgehoben hatte. Vor Schreck wäre sie beinahe hingefallen. Kobolde? Elben? Irgendein Vortrupp der Zwielichtlerarmee, die Südmark angegriffen hatte?
    Plötzlich brachen rechts und links Tiermenschen, wie Dämonen kreischend, durch den Wald.
    »Hierher, zu mir?«, brüllte Pedder Makswell. Briony sah ihn seine Schwester packen und hinter sich schieben, sodass sie den Wagen im Rücken hatte. Makswell hatte ein Messer, aber es war ein armseliges Ding, gerade tauglich, um Früchte zu zerteilen und zähes Hammelfleisch zu zersäbeln. Dennoch erhob er es, als wäre es Caylors Seufzendes Schwert, und in dem Moment liebte Briony diesen Mann schon fast.
    »Zusammenbleiben?«, rief Finn Teodorus. Er hatte die Wagentür geöffnet und holte heraus, was sie an Waffen besaßen, das meiste kaum mehr als Theaterrequisiten. Die Tiermenschen waren kurz vor Erreichen des Wegrands stehengeblieben und rückten jetzt langsam weiter vor.
    »Wegwerfen?«, rief die vorderste der Kreaturen laut und zornig. »Werft eure Waffen weg, oder wir töten euch auf der Stelle.« Fast schon erleichtert erkannte Briony, dass es kein magisches Wesen war, sondern nur ein Mann mit einer Halbmaske. Mehrere der Maskierten hatten Pfeil und Bogen, die übrigen waren mit Speeren, Äxten und sogar Schwertern bewaffnet.
    »Räuber?«, sagte Nevin Kennit angewidert.
    Der Anführer kam auf ihn zu. Er grinste unterhalb der rohen Fuchsmaske. »Hüte deine Zunge. Wir sind ehrliche Männer, aber was sind ehrliche Männer, die nicht arbeiten können? Was sind ehrliche Männer, denen ihr Land gestohlen wurde, von Grundherren, die kein Gesetz kennen außer ihrem eigenen?«
    »Ist das unsere Schuld ...?«, hob Kennit an, doch der Räuberhauptmann schlug ihm so fest mit dem Handrücken ins Gesicht, dass der Stückeschreiber zu Boden ging. Fluchend rappelte Kennit sich wieder auf; er hielt sich die Nase, und zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Dowan Birk fasste ihn am Arm.
    »Been, Hobkin, Col — ihr bewacht sie«, sagte der Anführer. »Ihr anderen nehmt ihnen ab, was sie haben. Und durchsucht vor allem den Wagen. Los, Männer?« In diesem Moment blieb sein Blick, der von einem Truppenmitglied zum nächsten gehuscht war, an Briony hängen, und er riss die Augen auf »Moment«, sagte er leise, doch seine Männer waren schon am Werk und hörten es nicht. Er kam auf Briony zu. »Wen haben wir denn da? Jung und hübsch ... und gibt sich für einen Jungen aus?« Er beugte sich an sie heran, und sein übelriechender Atem schlug ihr ins Gesicht. Ihm fehlten die meisten Zähne, wodurch er älter wirkte, als er tatsächlich war. Die beiden oberen Eckzähne ragten unter dem Rand der Fuchsmaske hervor, und einen Moment lang war das alles zu viel für Briony. Sie zielte mit ihrem Dolch auf seinen Bauch, aber er war ein Mann, der schon lange am Rand der menschlichen Gesellschaft lebte: Ihn konnte ihr Angriff nicht überraschen. Er packte ihr Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft. Zu ihrer Schmach ließ sie das Messer sofort fallen.
    Der Yisti-Dolch war wahrscheinlich mehr wert als alle übrigen Habseligkeiten der Schauspieler zusammen, doch der Räuber war nun mal auf ein Beutestück gestoßen, das ihm besser gefiel, und hatte nur Augen für Briony. »Du bist ja auf deine Art ganz hübsch, Mädel«, sagte er und zog sie an sich. »Hast du diesen Trotteln wirklich was vormachen können? Haben sie dich für einen Jungen gehalten? Du wirst dich freuen, dass Lope der Rote sich nicht so leicht an der Nase herumführen lässt. Jetzt gehörst du einem richtigen Mann.«
    »Lass sie ...!«, setzte Finn wütend an, doch der Räuber versetzte ihin einen Stoß, dass der Stückeschreiber erneut zu Boden fiel und dann ein Stück davonkroch, um der Stiefelspitze des Mannes zu

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