Die Daemonen 01 - Die Daemonen
meine Göttin, ist größer als ich und schrecklicher.«
Die Göttin packte ihn am Hals, riss ihn hoch und schüttelte ihn. Die Kriegsgefangene robbte quiekend an einer Stelle, wo eigentlich gar kein Ausgang war, unter der Zeltplane hindurch nach draußen. »Was soll mich eigentlich davon abhalten, dich hier und jetzt in Schlacke zu verwandeln?«, herrschte die Göttin ihren Koordinator an.
Eiber Matutins Augen füllten sich mit Tränen, aber sein Mund begann erbärmlich zu lächeln. »Ja, tötet mich, meine Göttin. Macht ein Ende. Ich kann die Schmerzen ohnehin nicht mehr ertragen. Es ist dieser Krieg … er wütet in mir wie ein Geschwür.«
»Dann wäre es ja zu einfach!« Sie schleuderte ihn von sich. Hinfällig blieb er liegen, magerer und bleicher als jemals zuvor. »Nein, Eiber Matutin, du fauler und unfähiger Windbeutel. Deine Strafe soll es sein, dass du diesen Krieg bis zu seinem Ende leiten wirst, bis zum glorreichen Sieg! Und ich selbst werde dich anschließend mit Ehrungen behängen und dich vor allen Gefallenen auszeichnen. Dann, mein Lieber, kannst du meinetwegen gehen und dir dein armseliges Leben nehmen, indem du dich in einer Pfütze ersäufst.«
»Weshalb … weshalb hasst Ihr mich so? Mich und alle … Menschen?«
»Um jemanden hassen zu können, muss man ihn zuvorderst ernst nehmen. Nein, Matutin – ich hasse euch nicht. Und jetzt raffe dich auf und befehle den Sturmangriff auf das Hauptschloss des Zweiten Baronats. Ich selbst werde diesem Angriff in meinem Golde voranschreiten. «
»Auf das Hauptschloss des Zweiten? Aber … das ist doch noch zwei volle Tagesmärsche entfernt. Mindestens zwei!«
»Du raffst dich jetzt auf und befiehlst den Sturmangriff auf das Hauptschloss des Zweiten Baronats. Die Soldaten sollen rennen, die ganze Zeit über. Wer schlappmacht, wird von Hunden zerrissen.«
Der Heereskoordinator kroch würdelos auf allen vieren aus dem Zelteingang und stammelte dort die entsprechenden Befehle. Er stammelte sie zweimal hintereinander in unterschiedlicher Wortwahl, sodass eine neuerliche Verwirrung entstand und einige Offiziere schlussfolgerten, es handelte sich um zwei unterschiedliche Sturmangriffe.
Die Göttin fraß ein paar Trauben, dass es nur so spritzte, lachte dann auf und verließ das Zelt, indem sie sich einen Ausgang brannte.
Für Minten Liago und Taisser Sildien stellte sich alles Geschehen im ehemaligen Dritten Baronat als undurchschaubares Rätsel dar. Nachdem die Dritte Baroness aus dem brennenden Hauptschloss gerettet worden war, hatte es eine Zeit lang so ausgesehen, als wären die hiesigen Kämpfe beendet. Die Baroness hatte Widerstandskämpfer und Irathindurianer zusammengeführt und mit Charme und Verhandlungsgeschick wieder einander angenähert. Die Tatsache, dass Minten, ein Irathindurianer, dazu beigetragen hatte, die Baroness zu bergen, hatte sich unterstützend auf eine Einigung ausgewirkt. Dann meldete sich noch die Fraktion von Helingerdianern zu Wort, zu der auch Oloc gehörte und die bereit war, sich im Sinne eines möglichst schnellen Waffenstillstandes der Gnade der Göttin zu unterwerfen. Alles schwieg, verhielt die Waffen und wartete auf ein Zeichen des Heereskoordinators, dass dieses ehemalige Baronat befriedet war. Dann jedoch hatten die Truppen des Zweiten Baronats angegriffen. Sie hatten die irrtümlich ins Zweite Baronat vorgestoßenen Kompanien Matutins bezwungen und machten nun keinerlei Unterschied, wen sie angriffen. Möglicherweise konnten sie die mannigfaltigen Gruppierungen im Lager des Gegners nicht auseinanderhalten, möglicherweise wollten sie das aber auch gar nicht, denn sie waren immer noch rasend vor Zorn darüber, dass Koordinator Matutin ihnen vor einigen Wochen aus reiner Geringschätzigkeit bei der Jagd auf die Coldriner Plünderer ihr Hauptschloss angezündet hatte. Für ein, zwei Stunden schmiedeten diese Attacken von außen die sich langsam aneinander gewöhnenden Parteien innerhalb des irathindurianischen Heeres noch fester zusammen. Dann jedoch, als ob dieses festere Zusammenschmieden auch gleichzeitig eine erhöhte Belastung bedeutete, zerfiel alles wieder in seine Einzelteile. Die Widerstandskämpfer liefen zum Zweiten Baronat über, um weiterhin Widerstand leisten zu können. Die Helingerdianer, zu denen Oloc gehörte, schöpften Hoffnung, dass sich ihnen außer der schmachvollen Unterwerfung doch noch eine weitere Möglichkeit bot, und verstärkten ebenfalls die Angreifer aus dem Zweiten. Von Osten,
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