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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Backen einer Zange zu zermalmen. Helingerdia, kopflos und zerstritten, rührte sich noch immer.
    Die Göttin wurde gebraucht.
    Sie würde eine volksnahe Göttin sein, kein ätherisches Gespenst wie der Gott, für den man hohle Kirchen errichtete.
    Sie ritt los Richtung Norden, auf jegliche Eskorte verzichtend. Die Koordinatoren plapperten alle durcheinander, um ihr von diesem Vorgehen abzuraten, aber sie ignorierte das alles mit dem verächtlichen Ausruf: »Menschen.« Sie trieb ihr Pferd mit den Sporen der Rüstung an, bis dessen Flanken bluteten. Als das Pferdschließlich verendete, eignete sie sich ein anderes an, indem sie einen ihr entgegenkommenden Reiter kurzerhand erschlug.
    Sie hielt sich nordöstlich und fiel den aus dem Osten anrückenden helingerdianischen Hafenstadtverbänden in die Flanke. Die Angegriffenen wussten überhaupt nicht, wie ihnen geschah. Dort erschien ein goldener Ritter auf einem panisch schwelenden Ross, sprühte bei jeder Bewegung Funken und Blitze und schnitt sich durch die Truppen wie ein heißes Messer durch Streichfett. »Das ist doch nur ein einzelner Irrer«, grinste einer der Befehlshaber. Kurze Zeit später flog die obere Hälfte seines Kopfes kreiselnd durch die Luft und klatschte wie eine halbierte Inselnuss einem anderen Befehlshaber vor die Brust. Dieser zweite Befehlshaber begann hysterisch zu schreien. Dieser Schrei pflanzte sich fort. Soldaten begannen zu fliehen, doch die Göttin setzte ihnen nach. Wen sie nicht erreichen konnte mit ihrem eigentlich für zwei Hände konstruierten, von ihr jedoch einhändig geführten Schwert, oder ihren Lanzen, den streckte sie mit ratternden Blitzen nieder, die ihr wie unwillkürlich aus dem Visier schossen. Es war eigentlich ganz einfach. Irathindur lachte und lachte. Je mehr er tötete, desto mehr Lebenskraft waberte um ihn herum, konnte von ihm eingesogen und unmittelbar verdaut werden. So viel er auch wütete – er wurde stärker statt schwächer. Und da sich ihm hier die Gelegenheit bot, die für den Überfall auf den Gramwald so lästigen helingerdianischen Seekräfte außerhalb ihrer Häfen vernichtend zu schlagen, tat er dies gründlich und mit großer Begeisterung. Eine einzige Soldatin entkam ihm, weil sie sich unter den Leichen ihrer Kameraden versteckte. Irathindur witterte ihre Furcht, dachte kurz darüber nach, sie zu verschonen, weil sie eine Frau war und er ja eigentlich auch, und hieb sie dann der Länge nach entzwei.
    »Und Matutin, dieser Scheißkerl«, lächelte die Göttin versonnen, »wird noch nicht einmal mitbekommen, was für einen Gefallen ich ihm hier erwiesen habe.«
    In ihrer beglückenden Raserei hatte sie auch sämtliche feindliche Reittiere mitabgeschlachtet, also musste sie eine Strecke zu Fuß gehen, da ihr eigenes Pferd verbrannt war. Die Sonne trocknete das Blut auf ihrer Rüstung, bis das schimmernde Gold von einem rostigen Netzwerk patiniert wurde. Schließlich kam sie an einen Bauernhof. Sie spießte die Bauersleute kurzerhand auf ihren Zaun, schoss ein paar bläuliche Blitze zur Scheune, bis alles funkenstiebend in Brand geriet, unterwarf sich ein noch ungezähmtes Pferd und ritt weiter ihres Weges.
    Matutins festsitzendes Heer erreichte sie bereits nach wenigen Stunden. Das Pferd war inzwischen natürlich höchstens noch schlachtbar.
    Die Göttin spürte, wie ihre Finger- und Zehennägel von der aufgesogenen Energie glühten und kribbelten. Auch ihr langes Haar erinnerte nun eher an die knisternden Stacheln eines großen Igels als an ein menschliches Haupt.
    Ein Soldat, der sich ihr näherte, um ihre Wünsche entgegenzunehmen, sank mit einem großen Loch im Bauch in sich zusammen. Sie fand den Heereskoordinator auch ohne Hilfe. Er lag matt auf einer Liege in seinem Zelt und jammerte vor sich hin, während eine Kriegsgefangene seinen behaarten Bauch salbte.
    »Als ich an deiner Armee vorübergeritten bin«, begann die Göttin beinahe schnurrend, »konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der äußerste Flügel der rechten Flanke und der äußerste Flügel der linken Flanke sich gegenseitig für Feinde halten und bekämpfen, weil das gesamte Heer sich in der Form eines Hufeisens im Gelände verteilt hat und sich die Ränder solcherart unplanmäßig begegnen. Versprengte Truppen des Zweiten Baronats nutzen diese Konfusion aus und fallen über uns her wie Heuschrecken.«
    Eiber Matutin war zu schwach, um Furcht zu empfinden. »Ach, der Krieg«, sagte er nur und winkte ab. »Der Krieg,

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