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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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über Land schicken und dem festgefahrenen Heer Matutins damit in den Rücken fallen. Dabei waren die Befehle der Göttin eindeutig gewesen: Die Seeflotte Helingerdias musste ein Raub der Flammen werden! In seiner maßlosen Inkompetenz hatte Heereskoordinator Matutin dies jedoch als vernachlässigbar eingestuft und unterlassen. Wahrscheinlich, weil er glaubte, dass Schiffe ihm auf seinem Landfeldzug nicht gefährlich werden konnten.
    Die Göttin schäumte vor Zorn.
    Ihr Zorn wogte dermaßen heiß, dass sie mit bloßen Klauen drei der langsameren Leibdiener zerriss, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu werden. Über und über mit Blut und Gekröse bespritzt, stürmte sie durch den Wandelgang der tausend Säulen. Zwischen der schwarzen Säule und der goldenen, zwischen Gäus also und sich selbst, blieb sie stehen. Ihre schlanken, kralligen Finger strichen erst über die eine Säule, dann über die andere. Dies waren die Wunderzeichen ihrer göttlichen Macht.
    »Koordinator!«, herrschte sie den Koordinator der Gerichtsbarkeit an, der sich zufällig hier aufhielt und einen Aufsatz voller Krieggerichtsanekdoten studierte. »Ich möchte, dass aus dieser goldenen Säule unverzüglich eine goldene Rüstung verfertigt wird, deren Pracht alles in den Schatten stellt, was Helingerdia mit seinen läppischen Kristallpanzern aufzubieten hat. Ich gedenke, in dieser Rüstung an die Front zu gehen! Besser morgen als übermorgen!«
    »Sehr wohl, hochverehrte Göttin, ich werde alles Entsprechende veranlassen und sämtliche Veranlassten zur Eile antreiben. Sehr hübsches Diadem habt Ihr da übrigens, ausgesprochen kleidsam!« Der Koordinator der Gerichtsbarkeit rannte davon, so schnell, wie die Göttin ihn noch nie zuvor rennen gesehen hatte. Sein Aufsatz blieb aufgeschlagen zurück. Die Göttin rupfte sich das »Diadem« vom Kopf – es handelte sich um den unabsichtlich dort hängen gebliebenen Enddarm eines Leibdieners – und überflog die engbeschriebenen Seiten. Dort war die Rede von einem Heereskoordinator, der sein gesamtes Heer vor Gericht hatte stellen wollen, weil»das faule Pack nach nur vier Tagen Dienst schon gewagt hatte zu schlafen«.
    Die Göttin lächelte. Was für ein absurdes Treiben so ein Krieg doch war! Krieg kam ins Rollen, er fuhr sich im Schlamm fest, er musste neu angetrieben werden, brüllte lauter denn je und fiel dann irgendwann zu einer halbgaren Friedseligkeit in sich zusammen. Dann versuchte man zu vergessen und zu verdrängen, soff viel und prügelte sich und seine Ehegatten, bis zum nächsten Krieg, wo man dann alles besser machen wollte und alles nur umso schlimmer wurde. So war es gewesen in den großen Kriegen, die die Menschen gegen die Dämonen führten, und anschließend die Menschen gegen sich selbst, bis Orison kam, dem ganzen Treiben ein Ende bereitete, die Dämonen bannte, dem Land Form und Struktur verlieh und so eine dauerhafte Ruhe möglich machte. Nur für die Dämonen nicht. Die Dämonen mussten kreisen und schreien, um überdauern zu können.
    Jetzt war alles zertrümmert. Die Ruhe, die Struktur, selbst das wohlgeordnete Kreisen. Zwei Dämonen hatten ausgereicht, das ganze kunstvolle Gebilde zum Einsturz zu bringen.
    Irathindur lachte aus voller Kehle. Schon einmal hatte er eine Front besichtigt und war ausgelassen über die Leichenbeete geschritten. Nun aber würde er ein Kriegsdämon werden. In goldener Rüstung, den Menschen ein Grauen, Gott ein Rätsel und Wunder, den Dämonen Ansporn und Trost.
    Das Schmieden und Anpassen der Rüstung dauerte unverschämte vier Tage. Mehrere Schmiede mussten diese Unfähigkeit mit ihrem Leben oder jedenfalls einigen Körperteilen bezahlen. Als die Rüstung endlich so gut wie fertig war, konnte die Göttin nicht mehr warten: Sie legte sich selbst das noch nachglühende Gold an und schnurrte dabei wohlig wie eine Katze.
    Matutins Heer saß immer noch im Dritten Baronat fest und wurde kontinuierlich durch Truppen des Zweiten Baronats beharkt. Die Verluste gingen in die Tausende. Matutin, der Zauderer, war außerstande, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien und seinerseits einen erfolgversprechenden Gegenangriff zu organisieren, obwohl er alle dazu notwendigen Mittel zur Verfügung hatte. Nun schickten die fünf Hafenstädte Helingerdias – genau wie Irathindur das bereits befürchtet hatte! – die Besatzungen ihrer Schiffe landeinwärts, um dem festsitzenden irathindurianischen Heer in den Rücken zu fallen und es wie zwischen den zwei

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