Die Daemonen 01 - Die Daemonen
zum Tanze des Tötens zwingt?« Der Monolog ermüdete ihn zusätzlich, doch er konnte nicht anders, alles musste raus. »Und wo ist meine Seele? Wo ist sie hin? Habe ich sie bereits mit ausgeschieden aus Versehen? Ich war doch einmal so ein zarter Mensch! Ich bin Koordinator für Festlichkeiten gewesen, bevor die Baroness den Heeresmann ermordete. Ich war ein guter Koordinator für Festlichkeiten! Meine Spezialität waren die großen höfischen Tanzformationen. Hunderte von Menschen,bunt, sich wiegend und drehend unter meiner ordnenden Hand. Ach, als ich noch Seele hatte!Wo ist die Göttin jetzt, wo ich, hohl und alt geworden, nichts anderem mehr entgegenfiebere als ihrem ewiglichen Friedensschluss?«
Die Göttin
Für Irathindur gab es drei mögliche Wege, den Gramwald im Achten Baronat zu erobern.
Der kürzeste Weg führte durch das Siebte Baronat hindurch. Eine einzige Länderei also nur, dann war man schon am Ziel. Das Siebte jedoch war eine Art Erbfeind des Sechsten – vor zweihundertundfünfzig Jahren hatte es blutige Grenzauseinandersetzungen zwischen den beiden gegeben, deren Nachwirkungen bis heute nicht vergessen und vergeben waren. Irathindur schätzte das Siebte Baronat als den schwersten Gegner ganz Orisons ein, deshalb wurde dieser kürzeste aller Wege in seinen strategischen Überlegungen verworfen.
Der zweitkürzeste Weg war, das Achte Baronat auf dem Seeweg zu überfallen. So konnte man das Siebte Baronat einfach umgehen. Auch die beiden übrigen noch königstreuen Baronate, das Erste und das Neunte, würden womöglich stillhalten. Das Problem war jedoch, dass die Seehoheit Orisons immer noch im Besitz Helingerdias lag, weil Eiber Matutin es auf seinem Feldzug versäumt hatte, die Hafenstädte Helingerdias zu erobern. Irathindurien hatte zwar nach der Übernahme des ehemaligen Fünften Baronats nun sechs Hafenstädte zur Verfügung, im Vergleich zu den maßlosen fünfen des ehemaligen Vierten – jedoch die unverschämten fünf des toten Kaisers Helingerd waren seit Langem koordiniert und ausgesprochen erfahren darin, sich die Grüne See zu eigen zu machen. Solange es also Helingerdia mit seinen fünf Häfen gab, würde ein irathindurianischer Seeangriff auf das Achte Baronat lediglich zur Folge haben, dass die Flotte Helingerdias der Flotte Irathinduriens entweder in den Rücken fiel oder gleich im dann schutzlos gewordenen ehemaligen Sechsten anlandete und das Hauptquartier der Göttin angriff.
Es blieb also nichts anderes übrig: Irathindur musste zuerst Helingerdia restlos bezwingen. Dies war zwar der weiteste aller drei Wege zum Gramwald, aber gleichzeitig auch der erfolgversprechendste. Und das Besondere an diesem Weg war, dass er eine hochinteressante Gabelung bereithielt.
Sobald nämlich Matutins Truppen – die Schwächung Helingerdias durch die vermeintlichen Selbstmorde des Kaisers und des Zweiten Barons ausnutzend – bis zur Grenze zwischen dem Ersten und dem Zweiten Baronat vorgerückt waren und Helingerdia unterwegs entzaubert und zerhauen hatten, verwandelten sie sich plötzlich in ein gewaltiges Ablenkungsmanöver. Sie sollten dann nämlich anschließend über das Erste Baronat herfallen. König Gäus sollte dadurch den Eindruck gewinnen, Irathindur rücke über das Erste und das Neunte auf das Achte vor, und seine eigenen Truppen und die der ihm noch treuen vier Baronate auf das Seental konzentrieren, um die Angreifer gleich im Ersten Baronat abzufangen. Gleichzeitig jedoch wollte Irathindur mit einer schlagkräftigen Flotte in See stechen und das Achte Baronat von der Seeseite angreifen, da nun Helingerdia endlich gebrochen war und seine vorherige Meereshoheit nicht mehr ausüben konnte.
Eiber Matutins Kriegsheer war in Irathindurs Plan nichts weiter als ein gigantisches Bauernopfer. Der wirklich wichtige Angriff würde sich im Südwesten und von See aus ereignen.
Dennoch war es für diesen sorgfältig durchdachten Plan von eminenter Bedeutung, dass Eiber Matutin vorankam und nicht bereits im Dritten Baronat stecken blieb. Nach dem, was die Eilboten der Göttin vom nördlichen Kriegsgeschehen meldeten, sah es nun sogar so aus, als würde das Zweite Baronat einen Gegenangriff auf die im Dritten Baronat bis hin zum Stillstand verlangsamten irathindurianischen Truppen unternehmen. Das durfte nicht passieren. Dass Matutin die fünf helingerdianischen Hafenstädte verschont hatte, erwies sich jetzt als unnötige Erschwernis. Schlimmer noch: Die Hafenstädte konnten Streitkräfte
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