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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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musste jemals ein Dämon sich vor Menschen rechtfertigen? Weiβt du, was mit dir los ist, Gäus? Du bist überhaupt kein Dämon mehr. Als du den König übernahmst, ist ein blauäugiges Kind aus dir geworden.«
    Gäus lächelte versonnen. »Ja, durchaus möglich.«
    »Und du bist auch noch stolz darauf. Du Idiot! Du verfluchter, spatzenhirniger, irrsinniger Idiot! Wir brauchten diesen Wald! Alle Dämonen brauchten diesen Wald. Jetzt sind wir geliefert.« Mit einem wahnwitzigen Aufschrei stürzte sich die Göttin auf Gäus und schlug ihn dermaβen hart, dass Gäus dreiβig Schritt weit nach hinten durch die Baumruinen und das verkohlte Gelände getrümmert wurde. Asche wurde aufgescheucht zu Wolken. Irathindur setzte nach. Aus einem Flugsprung heraus trat er Gäus, sodass dieser über fünfzig Schritt weit durch die Luft flog und dann in brüchig verdorrtes Buschwerk krachte. Irathindur setzte nach.Er sprang durch zwei berstende Bäume hindurch und trat Gäus aus der Luft so heftig, dass dieser einen ganzen Hain verkohlter Säulenstümpfe in Bruchholz und Getöse verwandelte. Irathindur schrie immer noch, sein Gold glühte beinahe rot. Er setzte nach und drosch Gäus vor sich her wie ein Kind einen Ball. Gäus kam gar nicht mehr dazu, sich zu rühren. Hatte er sich vollkommen verrechnet? Wurde Irathindur nicht schwächer durch den Verlust, sondern stärker durch den Zorn? Es sah ganz so aus. Gleichzeitig jedoch verlosch Gäus’ Todesfurcht. Er starb jetzt deutlicher als zuvor, aber die Schmerzen des erbarmungslosen Verprügeltwerdens löschten jede andere Empfindung, selbst die Angst, vollkommen aus. Irathindur riss ihn hoch und schmetterte ihn hinab. Sprang dann auf ihn drauf aus groβer Höhe. Riss ihn wieder hoch und schleuderte ihn davon. Meilenweit flog Gäus und stürzte haltlos ab. Er überlebte noch immer, doch er vermisste die Furcht, denn sie lieβ einen wenigstens das Lebendigsein empfinden. Jetzt war da nichts mehr auβer Schmerz und Hilflosigkeit. Irathindur setzte nach. Er schien zu wachsen. Sein Gesicht war jetzt überhaupt nicht mehr weiblich, sondern nasenlos und ausgemergelt, dafür waren die Zähne in seinem geifernden Maul doppelt so groβ wie vorher. Er packte Gäus und prügelte ihn so hart, dass Gäus beinahe der Kopf abriss. Gäus winselte Töne, die beinahe wie Gesang klangen. Irathindur setzte nach.
    Irgendwann war Gäus plötzlich von dunkelroten Trümmern umgeben. Waren es die Felsen des Wolkenpeinigergebirges, gefärbt von seinem endlos sprühenden Blut? Nein. Es waren Bruchstücke einer Grenze.
    Eine jener anderthalb Schritt hohen roten Mauern, die die damals frischgekrönte Königin Meridienn I. hochgezogen hatte, um ihr eigenes kleines Reich Irathindurien von den übrigen Baronaten abzuheben. Irathindur prügelte Gäus einfach durch eine dieser Grenzen hindurch, Gäus wusste nicht, welche. Dann schleuderte er ihn wieder zurück durch einen anderen Sektor der Grenze. Neue rote Trümmer. Anschlieβend packte Irathindur Gäus an einem seiner hilflos schlackernden Arme und schleifte ihn längs durch die Mauer, die dabei zersprang wie Flammen, die eine Linie aus Brandöl entlangrasten. Meilenweit zerrte die Göttin Gäus durch das Mauerwerk, bis sie beide schlieβlich landeinwärts die hohe Stadt Orison erreichten. Dort schmetterte Irathindur Gäus durch die Mauern seines Königsschlosses.
    Für die Menschen von Orison-Stadt war das Nahen der beiden Dämonen zuerst nur ein Spektakel. Etwas, das man sich gegenseitig von den Stadtmauern herab zeigte.
    »Seht doch! Seht doch, da! Was ist das?«
    Eine Linie roter Steinfunken raste auf die Stadt zu wie ein durchgehendes Wagengespann.
    »Ist das … ist das nicht die Grenzmauer?«
    »Richtig: die Grenze zwischen dem Siebten und Irathindurien.«
    »Sie kommt genau auf uns zu! Weg hier! Weeeeeg!« Bewegung kam in die Menge. Drängeln, Zerren, Geschrei. Einer fiel von der Mauer und brach sich das Kreuz. Kirchenglocken fingen an zu bimmeln.
    Zu spät. Zu schnell näherte sich das Unheil. Die beiden Dämonen wurden sichtbar als goldenes Gleißen, das ein rotstaubiges Bündel trug und wirbelte und schlieβlich entlieβ. Das rotstaubige Bündel drang in die Konturen des prächtigen Königsschlosses ein. Wolken aus Steinen und Schutt wucherten. Bestandteile rutschten in sich zusammen. Menschen standen darunter und gafften in die Höhe, konnten gar nicht begreifen, dass, was dort oben aus den Fugen geriet, unweigerlich zu ihnen herunterkommen musste,

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