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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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wandte sie sich ab und verließ den Raum.
    Minten verlor sie aus den Augen, weil einer der Bediensteten ihn untertauchte, bis sein Bewusstsein schon wieder die Flucht ergriff.
    Es war so ein schmales, vergängliches Ding, das Bewusstsein.

Die Baroness
    Irathindur fühlte sich unglaublich wohl im Körper der Baroness. So ein Körper war etwas Herrliches, und dieser ganz besonders. Straff, beweglich, hart an den richtigen Stellen und zartweich ebenfalls an den richtigen Stellen, mit einem stabilen, eher rundlichem statt länglichem Schädel, angenehm rosig bleicher Hautfarbe, einer das Gesicht zierenden Nase, schmückenden Haaren und einem extrem aufregenden Repertoire an Empfindungen, Empfindlichkeiten und Empfänglichkeiten. Das Einzige, was ihn störte, waren die unbequemen und schmerzhaften Einschnürungen, welche die Baroness als Kleidung zu bevorzugen schien. Er weitete alle Gürtel um mindestens zwei Schnallenlöcher, lockerte alle Schlaufen und Bänder beträchtlich, hüllte sich sogar in farbenfrohe, sommerliche Stoffkleider und genoss das freie Atmen, besonders auf dem Turmzimmerbalkon.
    Für die Bediensteten und Untertanen der Baroness Meridienn den Dauren änderte sich so manches in den ersten Tagen dieser Dämonenbesessenheit. Die Baroness wurde viel sanftmütiger, regelrecht freundlich und heiter. Für jeden hatte sie ein wohlmeinendes Wort übrig. Ein einfacher Blumenstrauß konnte sie in stundenlanges Entzücken versetzen, sodass sie die Blumen nicht nur ausgiebig beschnupperte, sondern sogar streichelte. Tiere jedoch reagierten misstrauisch und gereizt auf sie. Sogar ihr liebstes Reitpferd scheute vor ihr, doch die Baroness tat das mit einem Lachen ab und sagte, sie rieche jetzt womöglich anders, weil sie andere Seifen benutze.
    Tatsächlich benutzte sie alle Seifen wild durcheinander. Sie konnte gar nicht genug bekommen von Duftölen, Badeschaumzusätzen, Aromablättern, Salben, Hautcremes, Essenzkerzen, Milchpülverchen und Sprudelsalzen. Ihre Leibdiener sagten, sie blühe auf wie frisch verjüngt. »Oder frisch verliebt«, tuschelten die Wagemutigeren unter ihnen, aber keiner von ihnen konnte sich an eine Begegnung mit einem Mann erinnern, der das Herz der strengen Baroness so dermaßen hätte in Wallung bringen können.
    Schwieriger gestalteten sich dagegen die Baronatsaudienzen. Bislang hatte die Baroness mit harter Hand regiert. Kurze, knappe, schon im Vorfeld wohlüberlegte Befehle hatte sie erteilt und durch Überprüfungsmaßnahmen auch für deren Ausführung Sorge getragen. Auspeitschungen und sogenannte hochnotpeinliche Befragungen waren in den Kellern des Hauptschlosses gang und gäbe gewesen. Nun wurden die Gefangenen regelrecht aus dem Schloss gescheucht. Ganz anders als früher schien die Baroness an der Aura von Gefangenschaft und Qual überhaupt keinen Gefallen mehr zu finden. Selbst in den traditionell unruhigen, von latentaufwieglerischen Studenten wimmelnden Hafenstädten ließ sie die Gesetze lockern. Falls jemand einen Gefangenen glaubte gebrauchen zu können, konnte er ihn nun unter Übernahme der Erziehungsverantwortung ohne Weiteres aus dem Gefängnis holen. Früher wären für derartige Vorgänge jahrelange bürokratische Verhandlungen notwendig gewesen.
    Die Beschlussfindung auf den Baronatsaudienzen gestaltete sich zunehmend schwierig. Früher hatte die Baroness ihre neun Koordinatoren kaum zu Wort kommen lassen, so genau hatte sie schon vorher gewusst, worauf es ihr ankam. Nun jedoch hörte sie plötzlich jedem aufmerksam zu und bewilligte sogar Verschiebungen der einzelnen Koordinationsbereichsetats. Ein eher weichlicher Koordinator wie Eiber Matutin, der früher immer froh gewesen war, wenn er knappe, unmissverständliche Befehle erhielt, konnte mit dieser neuen Situation nichts anfangen. Er meldete sich so gut wie nie zu Wort, hatte weder eine nennenswerte Meinung noch besondere Ideen. Ein ehrgeiziger Koordinator wie Faur Benesand jedoch verstand es durchaus, die neue Formbarkeit im Machtgefüge des Sechsten Baronats zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen. Nicht nur setzte er für sich selbst und den ihm unterstellten Bereich der Einnahmen einige grundlegende Erleichterungen durch – so zum Beispiel eine Aufstockung seiner Zehntenpatrouillen um dreißig Prozent der zur Verfügung stehenden Reiterei bei gleichzeitiger Verlängerung der Zahlungsfristen für säumige Pachtbauern –, nein, er brachte sogar einige interessante Ideen in Bezug auf Eiber Matutins

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