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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Trinkrausch, Musikklang und Gewürzgeschmack ergaben sich von ganz alleine oder mühelos nebenher, aber einige Aspekte des menschlichen Daseins verdienten wohl doch einer größeren Anstrengung. Das Verliebtsein, das Ausleben von Lust und das Auf und Nieder einer zwischenmenschlichen Beziehung zum Beispiel.
    Nun wusste Irathindur selbstverständlich, dass es unter den neun Koordinatoren einen gab, der sich ganzaußerordentlich für die Baroness interessierte. Immerhin hatte Faur Benesands dem Dämonenschlund gespendete Träne Irathindur erst in diese Baroness geführt. Beinahe täglich begegnete er diesem Benesand nun, der alle Baronatseinnahmen verwaltete und auch im Bereich der Heeresangelegenheiten herumscharwenzelte, weil der mit ihm befreundete und dafür zuständige Koordinator eher unauffällig war. Leider jedoch fand Irathindur diesen Benesand vollkommen unattraktiv. Die lachhaft langen Haare und das selbstgefällige, zähnebleckende Grinsen gereichten diesem jungen und maßlos ehrgeizigen Koordinator alles andere als zum Vorteil. Auch bewegte er sich albern und übertrieben affektiert. Auch wurde Irathindur die Erinnerung an das kuriose, haarlose Insekt nicht los, welches Benesand in seiner Träne dargestellt hatte. Nein, dieser eitle Geck war allenfalls als politische Reibefläche zu ertragen. Benesands Träne war nützlich gewesen, aber Irathindur beschloss, diesem Mann seinen Leib vorzuenthalten. Vielleicht auch deshalb, weil er wusste, dass die Flamme der Leidenschaft nur umso höher in diesem brennen würde.
    Irathindur forschte im Erinnerungsvermögen der Baroness – dem er auch sämtliche Namen, Beziehungsmuster, Örtlichkeiten und Regularien seines neuen höfischen Lebens entnommen hatte – nach ihren früheren Gehversuchen im Gefilde der Unsittlichkeit und stieß dabei auf ganz erstaunliche Betätigungen. Landsknechte hatten ihre Lust auf ihren wöchentlichen Ausritten gestillt. Wohlproportionierte Soldaten bei Heeresinspektionen. Der eine oder andere schäbige Matrose im Hinterzimmer einer Hafenstadttaverne. Im früheren Leben der Baroness den Dauren hatte es sogar noch ganz andere Brünstigkeiten gegeben. Das Betrachten ausführlicher Auspeitschungen und hochnotpeinlicher Befragungen. Das Beengen und Quälen des eigenen Körpers in schweißtreibender Kleidung, tagsüber, beim Reiten oder auch die ganze Nacht hindurch.
    Irathindur probierte das alles innerhalb eines Monats sorgfältigst durch und blieb verhältnismäßig gelangweilt. Das mit den Auspeitschungen und Befragungen stieß ihn sogar ab, und er ließ beides bis auf Weiteres verbieten. Nicht nur zu Faur Benesands winselndem Vergnügen nahm er allerdings immerhin die Gewohnheit mit der Reizkleidung wieder auf.
    Irathindur begann darüber hinaus zu variieren.
    Mit einer Frau. Mit mehreren Frauen. Mit einem hässlichen Mann. Mit mehreren Männern gleichzeitig. Mit mehreren schönen Frauen und Männern zusammen als Leiberknäuel aus sich bis fast ins Unendliche steigernder fleischlicher Wonne.
    Hier fand Irathindur endlich so etwas wie bleibende Befriedigung, denn die Mitwirkung vieler Menschenleiber beinhaltete dermaßen viele Möglichkeiten, dass an Langeweile überhaupt nicht zu denken war.
    So hätte es weitergehen können.
    Tagsüber mischte sich die Baroness gut gelaunt unter das ihr deutlich mehr als früher zugetane Volk oder beriet stundenlang mit ihren Koordinatoren über das wirtschaftliche und zwischenmenschliche Wohl des Sechsten Baronats. Des Nachts waberte vom Hauptturmherab das Stöhnen, Lachen und wohlige Schreien der ausgiebig betriebenen Orgien.
    So hätte es weitergehen können.
    Wenn für Irathindur nicht die furchtbaren Anfälle und Anwandlungen angefangen hätten.

Der König
    Gäus schlug die Augen auf.
    Das war etwas sehr Besonderes, denn vorher hatte Gäus ja nie Augen besessen.
    Er schlug die Augen auf und sah.
    Auf so viel war er nicht vorbereitet gewesen. Farben. Konturen. Details. Räumliche Hintereinander- und Ineinanderschachtelungen. Die Unendlichkeit des Blickes – selbst wenn man aus dem Fenster schaute, konnte man dort draußen bis zum Himmel sehen.
    »Er schlägt die Augen auf!«
    »Der König ist erwacht!«
    »Gebt dem König Raum! Macht Platz! Macht Platz!«
    Er musste die Augen wieder schließen. Sein Kopf drohte zu explodieren unter so vielen gleichzeitigen Eindrücken.
    »Er ist noch erschöpft!«
    »Gebt ihm Zeit! Gebt ihm Raum!«
    Dann versuchte er es noch einmal. Er schlug seine neuen blassblauen

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