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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Herrscher sein zu können. So hatte er bereits das Seental besucht und einige der östlichen Hafenstädte. Dann auch die Kristallstadt Witercarz. Und nach dem Bestaunen des Dämonenschlunds im Sechsten Baronat war die Reiserei dann wohl zu viel für den kindlichen Körper des Königs geworden.
    »Der Gramwald soll sehr gefährlich sein«, gab Ninrogin zu bedenken.»Und nach Coldrin habt Ihr doch bereits Emissäre entsandt, die den Kontakt mit dem dortigen König wieder aufnehmen sollen. Ich sehe keinerlei Veranlassung, weshalb Ihr Euch selbst den Strapazen einer solchen Reise aussetzen solltet, bevor die Emissäre mit dem neuesten Stand der Dinge zu uns zurückkehren.«
    »Aber bin ich nun der König oder nicht?«
    »Selbstverständlich seid Ihr der König. Und Ihr könnt tun und lassen, was Euch beliebt. Aber Ihr habt die Verpflichtung, Euch bei Kräften zu halten. Ich glaube kaum, dass das Volk einen zweiten Regentenwechsel innerhalb dermaßen kurzer Zeit so ohne Weiteres verkraften könnte. Zumal Ihr noch keine Nachkommen habt und die Krone dann einer anderen Blutlinie anheimfiele.«
    »Ah, ich verstehe. Nun gut, du hast wahrscheinlich recht. Ich habe ja Zeit. Hört man eigentlich Neues aus dem Baronat der schönen Baroness?«
    »Dem Sechsten? Nein. Was sollte man denn Neues hören?«
    »Ach, nichts. Nichts, nichts.«
    »Weshalb fragt Ihr?«, ließ der Berater nicht locker. »Und weshalb nennt Ihr sie die schöne Baroness? Tragt Ihr Euch etwa mit … Absichten, weil ich eben Eure noch nicht vorhandene Nachkommenschaft erwähnte? Die Baroness den Dauren ist zwar reizvoll, aber ein wenig zu alt und zu übellaunig für Euch, findet Ihr nicht auch? Wir werden sicherlich ein hübsches fünfzehnjähriges Adelstöchterchen finden können, wahrscheinlich schon hier an diesem Hofe.«
    »Das eilt ja nun noch weniger als meine Reisen. Ich habe Zeit.«
    »Gewiss, gewiss. Mehr Zeit als jeder Eurer Vorgänger auf dem Thron. Ihr seid der jüngste König aller Zeiten.«
    »Ja. Ich bin der König aller Zeiten.« Gäus lachte über diesen gelungenen Scherz und schickte einen nachdenklichen Berater hinaus, ihm einen Krug schönen, frischen Apfelsaftes zu bringen.
    Wieder huschte der König zum Fenster und schaute und schaute und schaute. Das Fenster ging hinaus und hinunter auf das Erste und das Zweite Baronat. Ganz hinten im Entfernungsdunst waren undeutlich die unbeschreiblich hohen Wolkenpeiniger zu erahnen.
    Wieder dachte er über Augen nach.
    Wie konnte man mit Augen das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden? Das, was ganz fern war und einen jetzt gar nicht betreffen konnte, war genauso präsent wie das ganz Nahe. Oft war das ganz Nahe sogar leicht unscharf, während das Ferne den Blick an sich riss und beherrschte.
    Gäus vermisste seine alten Tasthaare. Gerüche, Bewegungsschwingungen und Geräusche waren zur Orientierung viel zweckdienlicher als die verwirrende Flut der Sichteindrücke. Die Tasthaare reagierten auf das, worauf man reagieren musste. Aber wie sollte man auf etwas reagieren, das Tagesreisen entfernt war?
    Weil man sah, was noch Tage entfernt war, war Sehen ähnlich wie in die Zukunft schauen.
    Also war Sehen auch eine Art von Magie.
    Vielleicht also waren die Menschen gar nicht so unmagisch, wie Gäus zuerst angenommen hatte? Vielleicht hatte die Magie sich einfach nur von der Märchenhaftigkeitder Drachen und Feuerberge abgewandt und war nun etwas Alltägliches geworden, etwas, das jeder Bauer ganz selbstverständlich benutzte, ohne weiter darüber nachzudenken. Vielleicht war dies das Geheimnis.
    Oder zumindest eines der Geheimnisse.
    Immerhin gab es Religion im Land Orison. Religion war ihrem Wesen nach ebenso unerklärlich wie Magie.
    Die Menschen glaubten an ein Wesen, das sie »Gott« nannten, das niemand von ihnen je gesehen hatte und das dennoch alles erschaffen konnte und über alles Bescheid wusste. Diesem Wesen zu Ehren hatten sie überall im Land Kirchen, Kapellen und Klöster errichtet. Sie sangen, beteten und tanzten sogar für diesen Gott. Wenn Gäus versuchte, darüber nachzudenken, wie die Dämonen eigentlich in die Welt gekommen waren, dann konnte er sich an nichts anderes mehr erinnern als an eine gewaltige Explosion, an Funkenregen, Schwefelgestank, aufgebrochenes, fliegendes Erdreich, hoch emporsteigende, den Himmel verfinsternde Asche. Es war nicht auszuschließen, dass ein Wesen namens »Gott« da seine Hand im Spiel gehabt hatte. Aber zu Gesicht bekommen hatte auch Gäus diesen Gott

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