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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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angesetzt.
    Die kreuzförmige Krypta war mit mehr als sechzig Fackeln ausgeleuchtet, die mindestens so viel Rauch erzeugten wie Licht. Olocs Anhänger füllten den Raum mit johlenden Echos. Der Gegner stand schon oben im Seilrund, als Minten hereingeführt wurde. Oloc war eher ein auf zwei Beinen gehender Ochse als einMensch. Sein Nacken war so breit wie ein Oberschenkel, seine Augenbrauen von zu vielen Schlägen ausgedünnt und angeschwollen, die Ohren blumenkohlartig verwuchert.
    »O-loc! O-loc! O-loc! O-loc!«
    Minten wurde gar nicht groß vorgestellt. »Der heutige Herausforderer« hieß es nur oder »der heutige Aufbaugegner«.
    Der Kampf begann damit, dass jemand einen Steinkrug über einem Amboss zerbrach. Die Luft war vor lauter Fackelrauch kaum atembar und hatte die Farbe von durchscheinenden Nachtgewändern. Minten versuchte, unter den umstehenden Zuschauern oder auf den weiter oben angebrachten Sitzbänken die Einhändige zu erkennen, aber es gelang ihm nicht.
    Oloc stürmte bereits auf ihn zu.
    Dem Ochsen auszuweichen war nicht weiter schwierig. Der riesenhafte Kerl bewegte sich einfach viel zu langsam, um Minten wirklich gefährlich werden zu können. In der ersten Runde wich Minten deshalb aus und platzierte nur wenige Treffer, die ihm mehr wehtaten als seinem Gegner. Man kämpfte ohne Handschuhe, mit nur leicht bandagierten Fingerknöcheln.
    In der zweiten Runde ließ Minten ein paar Schläge seine Deckung treffen und fand dadurch heraus, dass es besser war, sich wie in der ersten Runde überhaupt nicht treffen zu lassen. Auch die Schläge auf die Deckung taten mörderisch weh.
    Das Publikum fing an zu murren und zu pfeifen. Mit »Feigling!« beschimpften sie Minten, und mit »Hau ihn endlich um!« feuerten sie ihren Helden Oloc an, der immer dann eine etwas unglückliche Figur abgab, wenn sein Gegner ein behänder Ausweicher war.
    In der Pause zur dritten Runde wurde Minten klar, dass er nicht sechzehn Runden so weitermachen konnte. Irgendwann würde ein Schwinger ihn erwischen und ihm das Licht ausblasen, vielleicht sogar für immer. Er musste es auf einen Angriff ankommen lassen. Es ging nicht anders.
    Wieder zerbrach ein Krug. Die Meute jubelte. Minten marschierte nach vorne und wich erst im letzten Augenblick aus. Zwei, drei Wischer von Oloc fuhren ins Leere. Luft rauschte. Dann schlug Minten zu. Hinter Olocs vom Eigenschwung noch abgewandtes rechtes Ohr. Oloc reagierte nicht. Schlug zurück. Minten tauchte. Olocs Schlag ging daneben, diesmal nach links. Minten schlug zu, auf Olocs linkes Ohr. Oloc reagierte nicht. Wollte wieder zuschlagen. Doch diesmal war Minten schneller und tat etwas vollkommen Unerwartetes: Er drosch Oloc die Faust mitten ins Gesicht, während dieser noch behäbig und vollständig dem eigenen Tempo verhaftet ausholte. Krach. Durch die Meute lief ein Zittern, als wäre sie von einem Speer getroffen worden. Minten nutzte den Augenblick, den Olocs ausholende Faust sich verzögerte. Krach. Krach. Links. Rechts. Immer wieder ins Gesicht. Mit jedem Treffer verzögerte sich Olocs Ausholbewegung und gab Minten neue Zeit für einen weiteren Schlag. Es war, als würde Minten einen einzigen Moment zu einer Stunde dehnen, in das Gesetz der Zeit hinein einen Tunnel treiben.
    Krach. Krach. Krach. Krach. Krach. Krach. Krach.
    Nach dem fünften Treffer war Oloc schon stehend bewusstlos, aber es dauerte noch drei weitere, bis seine Knie endlich einknickten. Der Koloss fiel wie ein kalbender Gletscher. Rrrrrummmms.
    Stille setzte ein. Dann ohrenbetäubendes Geschrei.
    »Was ist das denn?« »Schiebung!« »Wie heißt der Kerl? Wer ist das?« »Jinua, was hat das zu bedeuten? Ist das ein abgekartetes Spiel?«
    Jetzt konnte Minten die Einhändige erkennen. Sie erhob sich von einer der hinteren Bänke.
    »Das, meine Damen und Herren, war kein abgekartetes Spiel«, sagte sie mit schneidender Stimme, »sondern das war Minten Liago aus Kurkjavok. Ich habe ihn aus dem dortigen Gefängnis geholt, weil er ein paar Stadtsoldaten aufgemischt hat, fünf an der Zahl. Ich denke, wir werden noch von ihm hören. Zum Beispiel nächste Woche im Neunten Baronat. Und jetzt bitte ich alle, die heute Abend gegen mich gewettet haben, ihre Schulden zu begleichen. Ihr wisst ja:Wer an meiner rechten Seite steht, hat nichts zu befürchten, aber links« – sie schüttelte ihr beeindruckendes, klingenstarrendes Greifinstrument – »links wird es schmerzhaft, dagegen kann ich gar nichts machen.«
    Die Leute lachten und

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