Die Daemonen 01 - Die Daemonen
ganz ernst. »Mit Orisons wie euch, die zu weit kommt. Oder Orison-Dörfern nahe Bergen. Aber wir nie geht weiter hinein. Wer uns kann sagen, dass ihr nicht Falle stellt für uns zur Strafe?«
»Du hast recht, Heserpade«, lenkte Jinua ein. »Wir könnten lügen. Wir könnten zum Beispiel den Tod der königlichen Emissäre rächen wollen. Aber ich garantiere euch, Heserpade und Hiserio – sobald ihr seht, wie wir mit euch reiten beim Angriff auf Dörfer und Schlösser, werden eure Zweifel sich zerstreuen.«
»Warum?«, fragte Hiserio. »Warum ihr will greift an eigenes Land? Wir nie würde macht.«
»Weil unser Land sich im Krieg mit sich selbst befindet. Das Zweite und das Vierte Baronat sind nun Feinde des Königs.« Dass der König inzwischen Kaiser geworden war, hatten Jinua und Minten auf ihrer Mission nicht mitbekommen können. »Deshalb werden wir das Erste und das Dritte Baronat verschonen. Wir gehen zielgerichtet vor. Minten und ich werden euch die Ziele nennen. Aber ihr könnt kämpfen und erbeuten, wie und so viel ihr wollt. Und wenn wir dann sagen: ›Es ist genug‹, müsst ihr ohne zu murren zurückgehen in eure Berge. Dies muss unser Vertrag sein. Es gibt keine Haken und versteckten Fallen für euch. Ihr seid uns nützlich, das geben wir unumwunden zu. Aber wir sind euch ebenso nützlich, wenn ihr reicher werden wollt als jemals zuvor.«
»Reichheit«, sagte Heserpade, die das korrekte Wort Reichtum gar nicht kannte. »Was wir damit macht? Wir treibt Handel mit niemand. Wir lebt uns selbst.«
»Aber«, gab Hiserio zu bedenken, »die vielen Stabkerben, die wir unseren Ahnen kann schenkt! Mehr als unsere Väter und Mütter! Mehr Ehre! Besseres Leben für Kinder!«
»Wir berät«, sagte Heserpade, bevor die beiden die Jurte verließen, und Minten, der sich aufgrund seiner teilweise immer noch die Ohren bedeckenden Bandagen verhört hatte, wurde von Jinua dahingehend beruhigt, dass Heserpade nicht »Wir brät« gesagt hatte.
Der Stamm, der sich selbst – in ungefährer Übersetzung – die Wolkenstreichler nannte, begann eine mehrtägige Beratungsphase, in der die beiden Häuptlinge Heserpade und Hiserio von Jurte zu Jurte gingen und mit allen Alten und Weisen einzeln sprachen. So etwas wie eine große Versammlung fand nicht statt, denn das würde nach allgemeiner Auffassung nur dazu führen, dass alle durcheinanderredeten. Wenn man Argumente austauschen und besprechen wollte, war es besser, sich unter höchstens zwölf Augen zu begegnen.
In der Zwischenzeit wurde Minten von einer jungen Stammesfrau, die trotz oder wegen seines immer noch schauerlich bandagierten Gesichtes Gefallen an ihm gefunden hatte, ein interessantes Angebot gemacht. Ihr Bruder hatte vor ein paar Jahren im Kampf mit einem Bergschneebären ebenfalls viele Zähne verloren. Als Ersatz hätte man ihm die Zähne des Bären ins Zahnfleisch genäht, nachdem man sie vorher sorgfältig auf ein in den Menschenmund passendes Maß zurechtgeschliffen hatte. Der Stamm verfügte über genügend Bergschneebärenzähne, um auch Minten eine derartige Maßnahme vorschlagen zu können.
»Das klingt, als würde dieses Einnähen entsetzlich wehtun«, wollte Minten sagen, doch als sein »entsetzlich « wieder nur als »entetslits« herauskam und deutlich mehr Speichel zwischen seinen Lippen hervorsprühte, als der jungen Stammesfrau gegenüber schicklich war, nahm er das Angebot kurzerhand an.
Man gab ihm grünen Schnaps zu trinken, einen aus schwarzen Beeren zerstampften Brei und scharfzackige Blätter zu kauen, bis er unterhalb der Nase im Gesicht überhaupt nichts mehr spürte – ein Zustand, den er als äußerst angenehm empfand, weil er seit dem Kampf gegen Oloc fast ununterbrochen Schmerzen im Mund gehabt hatte.
Zwei alte Frauen nahmen sich seiner an, während zwei junge Männer die Bärenzähne bereitfeilten. Die Frauen schnitten Blutergüsse in seinem Zahnfleisch auf und ließen sie ausfließen, schabten ihm Eiter vom Gaumen, lösten noch weitere Zähne, die locker waren und über kurz oder lang zu faulen beginnen würden, sorgfältig mithilfe von Bindfäden heraus und nähten ihm schließlich in stundenlanger Prozedur insgesamt fünf Bärenzähne in den Ober- und vier Bärenzähne in den Unterkiefer. Minten staunte unterdessen, wie viel Blut er dabei verlor – es pulste nur so über seine Unterlippe abwärts –, aber aufgrund der Drogen nahm er das eher amüsiert und distanziert wahr. Schließlich brachten die Alten auch die Blutung
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