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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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durchbrechen. Alles, was sich momentan in Orison bewegt, bewegt sich im Lager der gegen uns Verbündeten. Bewegung jedoch wirkt immer anziehender als Lähmung. Die Menschen sind verunsichert. Wenn jeder sich neuerdings so einfach zum König küren kann, ohne dass der eigentliche König dem Emporkömmling empört die Krone vom Kopf schlägt – was ist dann der Titel König überhaupt noch wert? Möglicherweise fühlen sich die Menschen in den uns noch treuen Baronaten bald mehr von der Tatkraft und Entschlussfreudigkeit der Emporkömmlinge angezogen als von Eurer himmlischen Milde und taktischen Geduld.«
    »Was würdest du also vorschlagen?«
    »Krönt Euch zum Kaiser! Der Rang des Königs wird in diesem Land langsam inflationär. Aber es kann nur einen einzigen Kaiser geben!«
    »In der gesamten Geschichte Orisons hat es noch nie einen Kaiser gegeben. Das sind Legenden aus anderen Reichen.«
    »Ja, aber es hat ja auch noch nie zuvor in der Geschichte Orisons drei Könige gegeben, von denen nur ein einziger rechtmäßig war. Ihr müsst ein Zeichen setzen, Majestät! Wenn Meridienn und Helingerd es wagenzu leuchten, müsst Ihr eben heller strahlen als beide zusammen!«
    »Ich weiß nicht«, sagte Gäus wenig begeistert. »Du hast ganz richtig gesagt, dass das Wort König inflationär geworden ist. Aber welchen Wert hat das Wort Kaiser , wenn man sich einfach so zu einem machen kann?«
    »Majestät!« Tanot Ninrogin packte seinen König an beiden Schultern und zwang ihn dadurch, ihm direkt in die Augen zu sehen. »Der Wert des Kaisertitels besteht darin, wie er unterstreicht, dass Ihr der Höchste dieses Landes seid! Das ist nicht aus der Luft gegriffen oder willkürlich beschlossen. Das ist so, vonVaters Recht und Erbe her! Und damit die Leute das nicht vergessen, damit sie deutlich sehen, dass es einen gravierenden Unterschied gibt zwischen den Königen und dem König , müsst Ihr zum Kaiser werden! Ich glaube, es geht nicht anders.«
    »Warum eigentlich nicht?«, dachte Gäus wenig später bei sich. »Was kümmern mich die Titel und Ehrenbezeugungen der Menschen? Ich bin ein Dämon! Es kann doch sogar Spaß machen, alles, was den Menschen heilig ist, auf die Spitze zu treiben und über die Spitze hinaus. Warum nicht einfach – Kaiser sein? Und später dann sogar – ein Gott?«
    Die Zeremonie war mit trotzigem Pomp getränkt.
    Der beste Schmuckschmied der Hauptstadt hatte eine neue Art von Krone gefertigt, die besten Fellkürschner eine neue Art von Würdenumhang. Für die Krone hatten die besten Ritter Edelsteine aus ihren Schwertknäufen zur Verfügung gestellt. Für den Umhang hatten die letzten Zobeltiere ihr Leben gelassen.
    Im Triumphwagen fuhr Kaiser Tenmac durch die Straßen der belagerten Stadt, und alles Volk jubelte ihm zu, als wäre ihnen ein verheißener Retter erschienen.
    Selbst draußen vor den Toren, unter den Belagernden, nahm der eine oder andere ältere Soldat die Mütze ab, wenn er den kaiserlichen Glanz über den Zinnen leuchten sah – doch nur, bis der nächste Offizier darauf aufmerksam wurde. Dann saß die Mütze wieder, und die Wange glänzte rot von einer Ohrfeige. Verräterische Anwandlungen wurden nicht geduldet im Rebellenheer Helingerdias.
    »Soso«, sagte der kleinwüchsige König Helingerd mit boshaftem Lächeln. »Kaiser nennt sich also nun der Knabe! Als ob ich das nicht auch könnte!« Mit der Faust schlug er auf den besonders niedrigen Tisch, dass mehrere Krüge umstürzten. »Als ob ich das nicht auch könnte, verflucht noch mal! Verflucht noch mal!«



Der Plünderer
    Minten schaffte es nicht aus eigener Kraft, den Gemsenreitern zu folgen.
    Obwohl sie so langsam ritten, dass es schon einer Verhöhnung nahekam, fiel er immer weiter zurück. Die Gemsen hatten, vierbeinig, eine spezielle Art, sich durch tiefen Schnee zu bewegen. Minten Liago, zweibeinig mit einer nicht gerade leichtgewichtigen Frau über der Schulter, sank immer tiefer ein und kam nur schwer vorwärts.
    Irgendwann waren die Reiter außer Sichtweite. Minten bildete sich ein, sie am Horizont immer noch als Punkte sehen zu können, aber es waren seine schneegeblendeten Augen, die ihm da Streiche spielten.
    Dennoch konnte er denReitern folgen, denn ihre Spuren waren deutlich zu sehen. Solange kein neuer Schneefall alles zudeckte, hatte er immer noch eineMöglichkeit, das Lager der Gebirgsmenschen zu erreichen.
    Allerdings hatten sie ihm durch die Entführung des Lasttieres allen Proviantes beraubt. Er konnte

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