Die Daemonen 01 - Die Daemonen
vom Schopf. Die können ja ihre Truppen nicht weiter aufstocken. Wir dagegen schon.«
»Soll ich um Verstärkung schicken lassen? Zum Hauptschloss des Zweiten Baronats? Zum Vierten Baronat? Oder nach Irathindurien?«
»Gemach, gemach, mein Freund. Wir haben alles unter Kontrolle. Wenn wir nach einer Woche immer noch nicht weiter sind – dann bitten wir die Herrschaften vom hiesigen Hauptschloss, sich um die Angelegenheiten ihres Baronats doch bitte schön auch ein wenig selbst zu kümmern. Und als Preis für unsere Hilfe verlangen wir vom Baron, dass er sich Irathindurien zur Gänze anschließt, anstatt weiterhin den unentschlossenen Zauderer zu spielen. Er soll endlich eine Entscheidung treffen, und zwar für uns. Die Kaiserin wird entzückt sein, wenn wir ihr nicht nur die Köpfe der Coldriner Räuber bringen, sondern auch die Beitrittserklärung des Zweiten Baronats. Bis dahin lassen wir die Mauern einfach Mauern sein und pflücken uns nur das, was als vorwitzig über diese Mauern lugt. Und nun hinfort – ich muss dringend verdauen und will dabei niemanden um mich haben!«
Faur Benesand, nun des Kaisers Tenmac außerordentlicher Offizier in besonderen Angelegenheiten, fasste für seine neunzehn berittenen Haudegen einen vollkommen anderen Plan. Anstatt den Coldrinern auf ihrem Plünderfeldzug stets zu folgen wie ein Hund – oder, wieMatutin, nach ihnen das Land zu durchkämmen, was zu zwanzigst gar nicht machbar war –, beschloss er, den Plünderern schlicht und einfach den Rückweg abzuschneiden. Sie waren aus dem Norden, aus den Wolkenpeinigern gekommen und würden nach dort wieder zurückkehren. Und wenn es Benesand und seinem Trupp gelingen könnte, vor den Coldrinern das Gebirge zu erreichen, würden sich die zahlenmäßig unterlegenen Verfolger sogar den strategischen Vorteil eines erhöhten Geländes zunutze machen können.
Also trieb Benesand sich und seinen Trupp in nordwestlicher Richtung unbarmherzig vorwärts. Als ihre Pferde im Dritten Baronat am Ende waren, tauschten sie sie komplett gegen neue aus, indem sie einen Reitertrupp aus dem Vierten Baronat, der hier als sichtlich halbherzige Besatzungsmacht stationiert war, kurzerhand überrannten und ihnen ihre Pferde wegnahmen. Bei diesem Überrennen verlor Benesand noch mal zwei Mann, aber er war nun immer noch zu achtzehnt unterwegs und rechnete sich gegen »lediglich einhundert freche Gestalten« echte Chancen aus.
Für das Erfolgreichsein ist es manchmal von Vorteil, wenn man nicht zweifelt. Benesands Trupp kam erstaunlich schnell vorwärts, entging jeglichem Kontakt mit verfeindeten Truppen aus dem Vierten, Dritten oder Zweiten Baronat und erreichte die Wolkenpeinigerberge auf neuerlich zu Tode erschöpften Pferden tatsächlich wenige Stunden vor Minten, Heserpade und den übrigen sechs flüchtenden Coldrinern. Benesand und seine Haudegen hatten sich kaum in einem steilen Felsenfeld verschanzt, als ihr Späher auch schon Gemsenreiter meldete. »Wahrscheinlich nur eine Vorhut, sieben Gemsen und ein Pferd, aber immerhin.«
»Bist du sicher, dass es nicht die Nachhut ist?«, fragte Benesand mit fiebrigen Augen.
»Ja.« Der Späher und Fährtenleser hatte schon vorher konstatiert, dass seit Tagen kein größerer Trupp mehr diesen Passweg benutzt hatte und sie somit also entweder rechtzeitig hier waren – oder am falschen Passweg.
»Also gut«, lachte Benesand. »Merzen wir sie aus. Es ist wichtig, dass keiner entkommt und das Hauptheer warnen kann.« Er schwang sich in den Sattel und ritt den Coldrinern entgegen. Seine Männer rieben sich die Augen. »Und was ist mit unserem strategischen Geländevorteil?«, wagte einer laut zu fragen, und ein anderer ächzte: »Wäre es nicht schlauer gewesen, sie an uns vorbeireiten zu lassen und dann von hinten anzugreifen?«, doch Benesand hörte sie schon gar nicht mehr. Ihr Kommandant war offensichtlich wahnsinnig, aber immerhin tapfer und tüchtig.
Minten sah erst einen einzigen, dann siebzehn weitere Reiter von vorne auf sie zupreschen. »Verflucht, das sind zu viele. Was machen wir denn jetzt?«
»Ihre Pferde«, antwortete Heserpade und deutete auf die Angreifer. »Müde. Wir kann schneller.«
»Dann lassen wir uns nicht auf einen Kampf ein. Folgt mir!« Minten schwenkte nach rechts ab, nach Osten. Der vorderste Angreifer stieß ein tierhaftes Wutgeheul aus, als die Gemsenreiter einfach abbogen und vor den Angreifern davonritten. »Wir reiten ins Dritte Baronat!«, rief Minten seinen
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