Die Daemonen 01 - Die Daemonen
Verbündeten zu. »Dorthätten wir von Anfang an hinsollen. Dort finden wir womöglich sogar Unterstützung, selbst wenn die Baroness inzwischen abgesetzt wurde – es gibt immer noch baronesstreue Leute dort. Mindestens jedoch einen sicheren Weg in die Berge.«
Die Verfolgungsjagd dauerte so lange wie zwei Runden eines Faustkampfes. Dann passierte das Unheimliche. Trotzdem die Verfolger durch den Staub, den die Hufe der Gemsen aufwirbelten, zusätzlich behindert wurden, holte einer von ihnen langsam, aber sicher auf. Es war ihr Anführer. Ein irres Grinsen entstellte sein Gesicht. Das Grinsen konnte auch Anstrengung sein.
Es gelang Faur Benesand, an den hintersten der Coldriner heranzureiten. Benesand stieg im höllischen Galopp auf den Sattel seines Pferdes und sprang auf den Rücken der letzten Großgemse. Das Tier knickte kurz hinten ein, fing sich dann aber wieder. Gleichzeitig schnitt Benesand dem Reiter die Kehle durch und schob ihn seitlich aus dem Sattel. Nun konnte er noch schneller als vorher auf der Gemse den anderen Gemsen nachsetzen. Seine Männer blieben auf ihren schäumenden Gäulen langsam zurück, er winkte ihnen jedoch zu folgen.
Die Coldriner hatten Benesand nichts entgegenzusetzen. Die bunten Stäbe waren bereits gefüllt und verstaut, und ansonsten besaßen die Wolkenstreichler nur Dolche, die Benesands Schwert vor allem in der Reichweite unterlegen waren. Benesand erreichte und tötete vier weitere Gemsenreiter. Dadurch würden vier seiner Männer in den Besitz von nun herrenlosen Gemsen geraten und ebenfalls wieder aufholen können. Minten spürte, wieihm alles abhandenkam. Vor kurzer Zeit noch hatte er darüber nachgedacht, einfach wild in die Berge hineinzureiten, weil immerhin seine Begleiter Gemsen hatten und das Pferd des Verfolgers sicherlich nicht klettern konnte. Aber nun war es auch dazu schon zu spät, denn die Gemsen wechselten in einem fort die Besitzer.
Er musste kämpfen. Es gab keinen anderen Weg.
»Reitet weiter!«, sagte er zu Heserpade, die nur noch einen einzigen coldrinischen Begleiter übrig behalten hatte. »Erreicht eure Heimat, versprecht es mir! Meine Heimat liegt ohnehin hier in Orison. Ich halte euch den Rücken frei.« Er verspürte das übermächtige Bedürfnis, Heserpade einen Kuss zu geben, doch das war natürlich vollkommen lächerlich. Ohne eine Entgegnung abzuwarten, zügelte er sein Ross, wendete es und hielt auf Faur Benesand zu, der höchstens noch zwölf Gemsenlängen entfernt war. Benesand ließ lachend sein Schwert kreisen wie eine sich über seinem Kopf drehende Windmühle. Dann schlug er zu, langsam und durchschaubar wie beinahe jeder, der noch nie Faustkämpfer im »Inneren Zirkel« gewesen war. Minten unterlief den Hieb und rammte seinen Kopf gegen die Brust des Gegners. Beide wurden aus ihren Sätteln gerissen und stürzten als Knäuel zu Boden, während ihre Reittiere in entgegengesetzten Richtungen weitertrabten. Der Kampf war heftig, aber nur von kurzer Dauer. Als beide Kontrahenten sich voneinander lösten, um zu Atem zu kommen, hörte Benesand hinter sich das spöttische Lachen einer Frau. Er wandte sich um. »Meridienn?«, fragte er verdutzt. Dann traf ihn ein fest verschnürtes Bündel bunter Stäbe im Gesicht, im vollen Galopp von Heserpade geschwungen. Der Aufprall war so hart, dass Benesands Füße vom Boden hochgerissen wurden und er drei Schritt weiter hinten liegen blieb.
Heserpade reichte Minten die Hand. »Aufsteigt, Bärenzahn. Ich lässt dich nicht zurück wie schwaches Weib. Ich Anführerin.«
»Zu zweit auf einer Gemse? Die Verfolger werden uns einholen …«
»Die nichts macht ohne ihn.« Sie deutete auf Benesand. »Er die Verfolger antreibt, er ihr Dämon. Aber Gemsen nicht so leicht zu reiten für Orisonleute. Das gibt uns Zeit. Los.«
Minten ergriff ihre Hand und ließ sich von ihr in den Sattel ziehen. Dann umklammerte er ihren Leib und drückte sich fest an sie. Sie grinste und schnalzte ihrer Gemse den Befehl zum Losreiten zu.
Jetzt endlich ritten sie Richtung Berge.
»Was ist mit den ganzen bunten Stäben?«, fragte Minten noch. »Wir lassen fast alle zurück.«
Heserpade grinste immer noch. »Nicht schlimm. Wir macht neue. Füllt neue. In dieses Leben oder nächstes. Ist alles gleich schrecklich und auch schön.«
Die Göttin
Es war nicht mehr auszuhalten. Der letzte Anfall hatte Irathindur beinahe umgebracht. Er hatte deutlich gespürt, wie sein Dämonendasein aus dem Körper der Kaiserin herausgerissen
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