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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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belauschte einige ihrer Gespräche. Diesen konnte er entnehmen, dass Faur Benesand seine Männer nach Irathindurien zurückgeschickt hatte, weil sie erstens keine Gemsen hatten und er sie zweitens nicht mehr brauchte. Gemsen?, fragte sich Gäus. Wozu braucht Benesand denn Gemsen?
    Umauf ColdrinerGebiet vorzudringen natürlich. Das wurde Gäus klar, nachdem er Benesand im Norden Orisons nirgendwo hatte entdecken können. In der bereits beginnenden Abenddämmerung flog er weiter nördlich und fand schließlich den Rest des kleinen Trupps bereits tief im Wolkenpeinigergebirge. Was macht dieser Wahnsinnige denn da? , fragte sich Gäus. Unternimmt er einen Gegenangriff – mit vier Mann? Benesand ritt auf einer offensichtlich erbeuteten Großgemse, ebenso vier seiner Haudegen. Die fünf preschten einer anderen kleinen Gruppe hinterher, zwei Reitern, nein, drei Reitern, zwei davon auf einer einzigen Gemse. Drei? Das ist alles? Das ist alles, was vom Coldriner Heer übrig geblieben ist? Da lohnt sich doch gar keine Verfolgung mehr! Was soll der Unsinn? Gäus gestattete es sich aus Neugier, kurz über den Flüchtenden zu kreisen. Ein coldrinischer Mann, eine coldrinische Frau – und hinter ihr im Sattel ein Mann, der eher aus Orison stammte als aus den Bergen oder aus dem Nebel dahinter. Etwas war einprägsam am Gesicht dieses Mannes. Die flache Nase vielleicht oder die seltsame Form seines Mundes. Vielleicht auch nur seine Jugend. Jedenfalls schien er nicht reich oder bedeutend zu sein. Ein Bauersknecht womöglich, der sich lieber den Plünderern angeschlossen hatte, anstatt verbrannt zu werden.
    Gäus verließ die Verfolgten und kehrte zu Benesands Truppe zurück. Er musste sie aufhalten, bevor ihr feindseliges Vordringen ins Coldriner Gebiet einen noch viel größeren Grenzkonflikt auslöste als den, der hoffentlich jetzt bereits beigelegt war.
    Am besten konnte er sie aufhalten, indem er kurzerhand in ihren Anführer schlüpfte und den Rückzug anordnete. Doch hier erlebte Gäus eine der größten Überraschungen seines Daseins. Benesands Geist und Körper drängten ihn zurück. »Weiche von mir, Dämon! «, brüllte Benesand so laut, dass er beinahe eine Schneelawine auslöste. »Ich muss sie vernichten! Sie stellt mir auch jetzt noch nach, selbst jetzt noch, für immer, auch nachts! Ich muss ihren Leib zu Sand zermahlen, damit ich endlich, endlich Ruhe finde!« Gäus taumelte schier zu Boden. Wie war das möglich? Konnte ein Mensch aus eigener Kraft zu einem Dämon werden, der einem Dämon an Kraft überlegen war?
    Er versuchte noch einmal, auf geistiger Ebene mit Benesand Kontakt aufzunehmen. Wen verfolgst du?, fragte er. Wer ist dein Feind?
    »Meridienn!«, schrie Benesands Seele, und sein Leib schrie mit.
    Aber die ist nicht hier! Die ist in Irathindurien, im Hauptschloss, und nennt sich nun Göttin!
    »Du lügst! Sie ist hier! Sie wollte mich umbringen! Dort reitet sie! Sie ist in jedem Weib, verstehst du das denn nicht? In jedem Weib, das meiner spottet!«
    Kehr um, du Narr. Kehr um!
    »Kehr doch selber um in deine Hölle, du liederliches Gezücht! Glaubst du, ich kenne dich nicht? Von den Orgien? Euer lästerliches Stöhnen und Bäumen hat mich wochenlang wach gehalten! Nun stirb!« Benesand schlug nach Gäus, und tatsächlich fürchtete Gäus um sein Leben. Er wich aus und flatterte schwächlich davon. Unglaublich! Er ist doch nur ein Mensch. Oder etwa nicht?
    Benesands Männer immerhin hatten genug. Als sie ihren Anführer nun so mit sich selber sprechen, schreien und streiten sahen und bezeugen mussten, wie er sinnlos um sich schlug, bis er beinahe von der Gemse rutschte, verhielten alle vier ihre Reittiere. »Wir folgen Euch nicht weiter!«, rief der Erfahrenste von ihnen. »Unser Auftrag war es, Orisoner Boden zu schützen. Den haben wir aber längst verlassen.«
    »Dann geht zugrunde, Schlundgeburten!«, brüllte Benesand und ritt einfach weiter, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Mehr konnte Gäus nicht ausrichten. Immerhin kehrten Benesands Männer nun um und ließen den Irren allein weiterreiten. Ein einzelner Angreifer konnte ja wohl kaum einen Krieg heraufbeschwören, auch wenn er dermaßen wahnsinnig war, dass er schon eher einem Dämon glich als einem Sterblichen.
    Oder doch?
    Das Erlebte ließ Gäus tief verunsichert zurück. Was konnte er ausrichten gegen Benesand? Er konnte in die drei Flüchtlinge fahren und ihnen mitteilen, dass sie nun drei gegen einen standen. Aber warum sollte er nun

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