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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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kann?«
    »Ich bin ein Dämon aus dem Dämonenschlund. Mein Name ist Gäus.«
    »Was? Waaaas???« Der Druck der Klinge verstärkte sich zu Schmerz.
    »Bevor du mich tötest, Tanot Ninrogin, frage dich: Habe ich zum Schlechten des Landes entschieden? Haben meine Anordnungen diesen unseligen Krieg ausgelöst, als dessen Folge wir nun hier bestürmt werden? War ich ungerecht oder ungebührlich grausam?«
    »Seit wann? Seit wann denn bloß?«
    »Seit du neben dem König am Dämonenschlund standest. Seine Ohrringe verhalfen mir zur Flucht.«
    »So lange schon? Seit damals?«
    »Ja.«
    Tanot Ninrogin zitterte am ganzen Körper. Dann nahm er seinen Dolch vom Hals seines Königs und steckte ihn weg. »Und die Baroness? Die diesen ganzen Krieg mit ihrem Irathindurien ausgelöst hat? Sie hatte ich viel eher als Euch im Verdacht, besessen zu sein.«
    »Wir sind beide besessen. Wir sind beide Dämonen.«
    »Und Tenmac III.? Mein zarter, wohlmeinender, aber leider von allem überforderter Tenmac? Wo ist er hin?«
    »Erist hierdrin.«Gäusklopfte sichgegendie schmächtige Brust. »Ihm verdanke ich mein Wissen. Sosehr ich dein Lob auch in Anspruch nehmen würde, aber ich glaube, er wäre auch ohne mich ein guter König geworden. Nur hat er durch mich mehr Möglichkeiten. Ich konnte die Coldriner Plünderer sehen. Und ich konnte auch Benesands Truppe zur Umkehr aus dem Feindesland bewegen, wenngleich nicht Benesand selbst. Dieser eine ist mir unheimlich.«
    »Also ist ein Dämon … nicht unbedingt etwas Böses? «
    Gäus lächelte. »Das ist wie bei einem Menschen. Sie alle sind vom Zauber des Lebens erfüllt. Und dennoch ist der eine traurig, der andere froh. Der eine friert immer, dem anderen ist dauernd heiß. Der eine will Ruhe, der andere Macht. Ich und der andere Dämon, dessenName Irathindur ist, haben einen Pakt geschlossen, niemals gegeneinander Krieg zu führen. Was aber alles in Schieflage gebracht hat, war der Ehrgeiz eines Menschen: Helingerd den Kaatens.«
    »Nein, ich fürchte, hier irrst du, Dämon. Was alles in Schieflage gebracht hat, war euer Ehrgeiz, in die Körper eines Königs und einer Baroness zu schlüpfen, anstatt euch mit dem ruhigen, beschaulichen Leben eines Schafhirten, einer Bäckerin oder eines Apfelpflückers zufriedenzugeben. «
    »Da magst du recht haben. Aber nun ist es zu spät. Ich kann den Körper des Königs zwar verlassen, aber höchstens für einige Stunden. Kehre ich dann nicht zurück, zieht mich der Dämonenschlund in sich hinein und vertilgt mich für immer.«
    Tanot Ninrogin lächelte listig. »Das klingt nach einer Möglichkeit, den Dämon zu besiegen, um meinen Tenmac wiederzubekommen.«
    Gäus schüttelte langsam den Kopf. »Ich bezweifele, dass von Tenmac mehr übrig bleiben würde als eine leere Hülle, wenn ich ihn nun im Stich ließe.«
    Tanot Ninrogin nickte und ließ diese Worte auf sich wirken, indem er dem Dämon den Rücken zukehrte und an eine mit einem Teppich verhängte Wand gelehnt nachdachte. »Also«, seufzte er nach einer Weile, »werde ich einem Dämon weiterhin meine Dienste als Berater anbieten, weil der Dämon bislang fürwahr kein schlechter König oder Kaiser gewesen ist. Könnt Ihr einen Skeptiker wie mich, der möglicherweise immer auf der Suche nach einem Ausweg sein wird, denn weiterhin gebrauchen?«
    »Ich wüsste niemanden, den ich lieber an meiner Seite hätte.«
    »So sei es denn. Und am Morgen werden wir verkünden, dass Ihr nun nur noch König seid.«
    »König, ja. Das sollte uns allen genügen«, sagte der Dämon, und sein Lächeln war menschlich und warm.



Der Betrüger
    Ihr Verfolger war ganz offensichtlich von Sinnen.
    Obwohl seine Männer sich von ihm getrennt hatten und ihn ganz allein im Feindesland zurückließen, steckte er nicht auf. Im Gegenteil: Er trieb seine erbeutete Gemse unerbittlich an, gönnte ihr nicht Ruhe noch Rast. Langsam, unaufhaltsam, holte er auf. Es schien ihn nicht zu kümmern, dass er sein Reittier nicht so gut beherrschte wie die Coldriner. Mit Gewalt machte er wett, was die Verfolgten an Einfühlungsvermögen und Erfahrung besaßen. Sie behandelten ihre Gemsen mit Respekt und schonten so deren Kräfte; Benesand ritt die seine zuschanden. Wenn Benesands Gemse dann schließlich erschöpft und überfordert zusammenbrechen würde, blieb ihm immer noch die von Heserpade oder des letzten noch übrig gebliebenen Wolkenstreichler -Kriegers.
    Irgendwann griff Minten einfach von hinten um Heserpade herum und ihr in die Zügel.

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